Doppelter Jackpot für den 1. FC Union: Erst mal Bayer, dann Losfeier
Ehe am Montag der Gegner für die Play-offs in der Europa League rauskommt, peilen die Köpenicker in Leverkusen die Verteidigung der Tabellenführung an.

„Wahnsinn!“ Andere Worte fand Trainer Urs Fischer nicht nach dem vierten 1:0-Sieg in Folge in der Europa League, durch den der 1. FC Union jetzt vor einem doppelten Jackpot steht. In der Liga kann der Spitzenreiter am Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) in Leverkusen bei Bayer die nächste Feier anpeilen. Tags darauf freuen sich die Köpenicker auf den kommenden Gegner in der K.-o.-Phase der Europa League. Was für Tage für den 1. FC Union.
Verkehrte Welt, irgendwie. Für die einen ist im Himmel Jahrmarkt, für die anderen fast Katerstimmung. Dabei starten die beiden sonntäglichen Kontrahenten im gleichen Wettbewerb. Worin natürlich schon die Antwort auf die Frage liegt. Die einen, die einen millionenschweren Kader haben, dümpeln in der Liga nur auf Rang 16 herum. Sind also meilenweit von der erneuten Qualifikation für die Königsklasse entfernt, aus der sie sich in dieser Woche erst verabschiedet haben.
Und dass sie überhaupt in Europa überwintern, verdanken sie eher der Schützenhilfe von Porto (2:1 gegen Atletico Madrid) als ihrem eigenen Zutun (0:0 gegen Klub Brügge). Die Play-offs sind also nur ein Trostpflaster am Ende einer verpatzten Champions-League-Kampagne.
Spiele gegen Champions-League-Absteiger sind ein Aufstieg für den 1. FC Union
Union hingegen sonnt sich seit sieben Spieltagen an der Ligaspitze und konnte als Sahnehäubchen die Qualifikation für die Play-offs des zweitwichtigsten Europacups erreichen. Mehr ging nicht. Man hat zwar jetzt Bayer vor der Brust, aber die Auslosung im Sinn.
„Die Namen sind einfach nur Musik in unseren Ohren. Wir freuen uns, egal wer oder was es wird“, sagte Unions Siegtorschütze Sven Michel nach dem 1:0 bei Royale Union Saint-Gilloise bei RTL+. Spiele gegen ein solches Kaliber wären für die Köpenicker schlicht die nächste Stufe eines Aufstiegs, dessen Ende immer schwerer abzuschätzen ist.
Ein paar aberwitzige Fans hatten sich übrigens am Tag danach sofort in die Brüsseler Cathédrale St. Michel et Gudule, eine der Hauptkirchen der belgischen Hauptstadt, aufgemacht, um dort über eine Heiligsprechung ihres Torschützen zu verhandeln. Ob das Vorhaben von Erfolg gekrönt war, war bislang aber nicht auszumachen.

Ist aber vielleicht auch nebensächlich. Schließlich hat der eiserne Michel ja an diesem Sonntag in der BayArena auch noch weltliche Aufgaben vor sich, nachdem sein Rotationseinsatz – was macht Urs Fischer mit seinen Wechseln eigentlich nicht richtig? – in Heverlee so himmlisch verlaufen ist. Eine mittelalterliche Streckbank müsste vor Neid erblassen, wenn sie sieht, wie lang sich der nur 1,79 Meter große Angreifer gemacht hatte, um die Flanke von Sheraldo Becker noch irgendwie zum 1:0 in die Maschen zu drücken.
Fischer selber war überglücklich und sich einen Augenblick lang fast untreu. „Es ist ein Wahnsinn, mehr geht nicht“, so der Schweizer Fußballlehrer, der ansonsten ja immer schon die nächste Aufgabe im Blick hat. Die hieße jetzt Verteidigung der Tabellenführung. Was gleichbedeutend wäre mit Schützenhilfe für das Kellerkind aus dem Westend der Hauptstadt.
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