Die Ruhe vor dem Sturm

Ein etwas anderer Transfersommer beim 1. FC Union

Die Köpenicker fallen derzeit mit ungewohnter Zurückhaltung auf dem Spielermarkt auf. Das war in den letzten Jahren deutlich anders.

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Fiel zuletzt mehr mit Verabschiedungen – wie hier mit Niko Gießelmann – auf als mit Neuverpflichtungen im großen Stil: Unions Manager Oliver Ruhnert (l.).
Fiel zuletzt mehr mit Verabschiedungen – wie hier mit Niko Gießelmann – auf als mit Neuverpflichtungen im großen Stil: Unions Manager Oliver Ruhnert (l.).dpa/Soeren Stache

Etwas ist anders in diesem eisernen Transfersommer. Die ungewöhnliche Ruhe an den Ufern der Wuhle. Für gewöhnlich hatte man das Gefühl, dass Oliver Ruhnert, der umtriebige Manager des 1. FC Union, ja unmittelbar nach Toresschluss immer sofort alles verpflichtet, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Bislang haben die Köpenicker mit Alex Kral aber erst einen Neuzugang zu vermelden gehabt.

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Ruhnert hatte unmittelbar nach dem Saisonabschluss in einer großen Medienrunde schon eingeräumt, dass es diesmal ein klein wenig anders laufen könnte beim 1. FC Union. Für gewöhnlich hatten die Köpenicker beim Trainingsstart – diesmal ist der mit den medizinischen Test am 3. Juli, ehe es weiter nach Bad Saarow ins übliche Kurztrainingslager geht (6. bis 9. Juli) – zur Freude von Trainer Urs Fischer ihren Kader nahezu komplett beisammen. Es kamen dann bis zum Ende der Wechselperiode nur noch punktuelle Verstärkungen hinzu. Durchaus auch mit dem vermeintlichen Königstransfer. 

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Es könne sein, dass sich diesmal alles etwas in die Länge ziehen werde, hatte Ruhnert fallen lassen. Man wolle sich treu bleiben. Demut an den Tag legen und nichts Verrücktes machen mit den vielen Champions-League-Millionen. Mehr denn je gelte es drauf zu achten, dass die künftigen eisernen Kicker solche sein müssten, die sich mit dem Kerngeschäft der Köpenicker identifizieren könnten. Und das sei eben nicht die Champions League, sondern die Bundesliga. Wo einmal mehr das Saisonziel ist, drin zu bleiben, also so schnell wie möglich die ominösen 40 Punkte vollzumachen und dann erst zu schauen, ob mehr geht.

Ruhnert sucht nach Jungs, die dem 1. FC Union Spaß machen werden

„Wir wollen Jungs haben, die den Zuschauern Spaß machen. Die wirklich auch dem Klub Spaß machen, dass sie alles geben für uns und investieren. Dass das jetzt auch alles noch in einem anderen Wettbewerb neben der Bundesliga stattfindet, ist schön. Unser Fokus ist natürlich jetzt etwas anders. Aber wir werden diese Champions-League-Spiele als Riesenherausforderung und Riesenkompliment verstehen“, so Ruhnert. Dem werde man also nicht alles unterordnen.

Das erfordert natürlich besondere Charaktere, die in der Kabine nicht durchdrehen oder auf einem Egotrip unterwegs sein würden. Es kommt also einmal mehr drauf an, nicht nur auf die sportlichen Qualitäten zu schauen. „Im Grunde genommen haben wir jedes Jahr einer neue Herausforderung zu meistern gehabt“, so Ruhnert. Auch diesmal wird das kaum anders sein.

Nur mit Kickern, die anderenorts irgendwie unter dem Radar geblieben sind, wird das nicht gehen. Aber nur mit Spielern, die die Königsklasse als ihr täglich Brot ansehen, eben auch nicht. Es wird also ein komplizierter Spagat für Ruhnert in dieser Transferperiode. Die sich daher für den 1. FC Union ungewöhnlich in die Länge ziehen könnte.

Beim Start wird der Kader des 1. FC Union noch nicht komplett sein

Natürlich werden dann da immer viele Namen ins Spiel gebracht werden. Aber nicht mit allen hat Ruhnert sich wirklich beschäftigt. Ein Beispiel dafür ist der medial hoch gehandelte Marvin Ducksch. Aber der Bremer war – anders als der zum SV Werder gewechselte Düsseldorfer Dawid Kownacki – nie wirklich ein Thema an der Wuhle.

Auch mit ein Grund, warum Trainer Fischer beim Start seine Schäfchen nicht alle beisammen haben wird, sind natürlich Länderspielabstellungen. Josip Juranovic beispielsweise bestreitet mit Kroatien das Final Four der Nations League. Am 14. Juni steigt das Halbfinalspiel gegen die Niederlande im Rotterdamer De Kuip. Vier Tage später steht das Spiel um Platz drei respektive das Finale an. Entweder gegen Italien oder Spanien. Danach braucht der Verteidiger auch noch mal entsprechend Urlaub. Klassisch wäre es also, wenn JJ erst ab dem 10. Juli zu den Köpenickern stößt. Oder zumindest so spät, dass er beim Trainingslager in Bramberg am Wildkogel im Salzburger Land (24. Juli bis 2. August) voll dabei ist.

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