Der irrste Meisterkampf aller Zeiten! Und der 1. FC Union ist mittendrin, obwohl er gar nicht auf die Schale schielt
Nach wie vor setzten die Köpenicker bei ihren Ambitionen auf gepflegtes Understatement und geben sich betont defensiv bei ihren Zielen.

Es ist der irrste Meisterkampf seit vielen Jahren. Drei punktgleiche Teams an der Spitze mit dem FC Bayern, Borussia Dortmund sowie dem 1. FC Union. Die Eisernen mittenmang bei der Musike, die bis Platz fünf erklingt. Dort liegt RB Leipzig nur vier Zähler zurück hinter dem Spitzentrio. Einen Punkt weniger Rückstand hat der Viertplatzierte SC Freiburg. Eng, enger, Bundesliga!
Seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel vor der Spielzeit 1995/96 gab es noch nie ein Spitzentrio, das vor dem 22. Spieltag die gleiche Punktzahl auf dem Konto hatte. Und der Abstand des Spitzenreiters zu einem Nicht-Champions-League-Platz – also Rang fünf – war auch noch nie so hauchdünn. Dreimal in 27 Fällen hatte der Fünfte immerhin sechs Zähler Rückstand auf den Platz an der Sonne. Meister wurde keiner davon. Und 20-mal seit der Spielzeit 1995/96 war der Abstand des Ligaführenden auf diesen Platz fünf sogar zweistellig.
Es ist so spannend wie seit ewigen Zeiten nicht. Und jeder der Top Five darf sich berechtigte Hoffnungen machen, am Ende die Schale hochstemmen zu dürfen. Und ja, damit auch der 1. FC Union. Mag er sich öffentlich auch noch so sehr dagegen wehren, noch so sehr weiter vorsichtig mit seinen Ambitionen umgehen. Doch wer Ajax Amsterdam geschlagen hat, wer RB Leipzig zweimal geputzt hat – beides veritable Königsklasseklubs –, der muss sich nicht kleiner machen als er ist!
Der 1. FC Union redet seine Ambitionen weiterhin klein
„Wenn du nach 21 Spieltagen so gut dastehst, dann musst du dir natürlich neue Ziele setzen, um weiter was vor Augen zu haben“, sagte Robin Knoche, der Abwehrchef des 1. FC Union nach dem 0:0 gegen den FC Schalke 04. Die sind übrigens angesichts der engen Konstellation der Tabelle weiterhin sehr defensiv gestrickt.
Meisterschaft? „Ist bei uns kein Thema“, wehrte Knoche ab und ergänzte: „Im Europapokal zum dritten Mal in Folge international vertreten zu sein, das hätte vor drei Jahren keiner so gedacht. Das ist schon außergewöhnlich!“ Heißt übrigens nicht, dass eine Niederlage in München einkalkuliert ist! „Wir wollen natürlich gucken, was am Wochenende möglich ist“, ergänzte Knoche.
Denn träumen ist ja erlaubt. Bernhard, langjähriger Fan der Eisernen, hatte seine Radkappe als improvisierte Meisterschale auf jeden Fall wieder mit dabei beim Spiel gegen Schalke. Wie schon einige Male zuvor in dieser Spielzeit.

Der 1. FC Union kann Europa eigentlich nicht mehr verspielen
Das internationale Geschäft reicht vorerst bis Rang sechs. Wäre Stand heute nur die Conference League. Wahrscheinlich langt dafür sogar Platz sieben. Wenn der Pokalsieger schon für Europa qualifiziert ist, wäre das sogar wieder die Europa League. Und die attraktiveren Gegner hat man mit Sicherheit da.
Warum also so defensiv? Es ist doch wirklich alles drin von Platz eins bis sechs. Auf Platz sieben haben die Eisernen satte 13 Zähler Vorsprung. Wolfsburg müsste im Schnitt an jedem Spieltag einen Zähler mehr holen als die Eisernen. Schwer vorstellbar. Nur wer Großes anpeilt, kann auch Großes erreichen im Glauben an sich selbst.
Warum nicht wenigstens die Europa League als Ziel ausgeben, wenn nicht gar die Champions League? „Ich würde mich sehr darüber freuen und ich würde es auch sofort unterschreiben. Aber wie gesagt, das Ziel ist irgendein Europacup“, zeigte sich Knoche auch verbal als Meister der Defensive. Das Polster auf Rang fünf beträgt ja derzeit nur vier Zähler. Aber selbst bei einer Niederlage am Sonntag in München (17.30 Uhr, Dazn) würde der 1. FC Union weiterhin auf Kurs Königsklasse sein. Es ist also alles drin.
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