Der 1. FC Union vor einem Schäferstündchen in Augsburg
Bei den Schwaben können die Köpenicker den Europapokal-Einzug dingfest machen. Danach wäre dann Zeit für genauere Ziele.

Sein Lieblingsklub? Andras Schäfer kriegt leuchtende Augen, wenn er davon spricht: Manchester United. Er mochte „die bösen Buben“ in den roten Trikots. Wie Eric Cantona, Paul Scholes und Roy Keane. Auch wenn er sie aufgrund seiner jungen Jahre nie live gesehen hat auf dem Feld. Aber im Zeitalter des Internets und von Youtube ist das kein Hinderungsgrund. Dass er womöglich selbst in Zukunft im Theater der Träume genannten Old Trafford aufdribbeln könnte mit dem 1. FC Union, davon spricht er nicht so gerne. Auch wenn es ein Traum für ihn wäre. „Dazu sage ich lieber nichts. Ich möchte mit nach Augsburg. Und der Trainer mag das nicht, wenn man nicht voll auf die nächste Aufgabe fokussiert ist“, meinte der 24-Jährige vor der Reise zu den bayerischen Schwaben.
Eine Gefahr, die man bei Schäfer getrost außen vor lassen kann. Erst recht, da er weiß, worum es für den 1. FC Union an diesem Sonnabend in der Fuggerstadt geht. Ein Sieg beim FCA und die Köpenicker hätten ihr neues Offizialziel erreicht! Rang fünf und damit wieder die Europa League wären ihnen nicht mehr zu nehmen in der Endabrechnung.
Europa vor Augen, aber die Jungs aus der Stadt der Puppenkiste im Sinn: „Gegen die haben wir noch nie so wirklich gut ausgesehen“, meinte Schäfer.
Vor allem nicht bei Gastspielen. Ob in Liga eins oder zwei – ein Dreier gelang den Köpenickern noch nie in der Stadt am Lech. Zwei mühsame Unentschieden, das letzte unmittelbar nach dem Aufstieg. Seinerzeit historisch, weil es der erste Punkt der Köpenicker in der Bundesliga war. Möglich gemacht durch eine feine Kombi der Doppel-Seb. Ein selbstloser Sebastian Polter im Zusammenspiel mit einem gewissen Sebastian Andersson. Die älteren unter den Union-Fans werden sich an die beiden noch dunkel erinnern, so weit weg scheint das heute. Ansonsten aber ließen die Hausherren stets die Puppen tanzen.
In der Kabine des 1. FC Union ist die Champions League schon Thema
Natürlich reden die Jungs in der Kabine doch ab und zu von der Königsklasse. Aber immer noch im abstrakten Sinne oder scherzhaft, nicht zwingend als vom anzupeilenden Ziel. „Mathematisch gesehen ist alles drin, das weiß ich. Wir Ungarn legen ja viel Wert auf Mathe und Zahlen“, so Schäfer. Dass der Rubik’s Cube, der Zauberwürfel, in seiner Heimat entstanden ist, unterstreicht diese These ein bisschen.
Aber Fußball ist eben keine Mathematik, um Karl-Heinz Rummenigge zu zitieren. Da kommt es oft eben auch auf die Willensleistung an. „Wir fokussieren uns jetzt auf Augsburg. Immer nur von Spiel zu Spiel denken. Das hat uns stark gemacht“, so Schäfer. Und er weiß, das der 1. FC Union in Augsburg eine ähnlich starke Vorstellung braucht wie in Mönchengladbach beim 1:0 oder gegen Leverkusen.
Der 1. FC Union war auch im Vorjahr ein Gejagter, kein Jäger
Fit dafür fühlt er sich. Wenn auch noch nicht im Rhythmus. Aber das kann nach so einer langen Pause mit dem zweimal gebrochenen Mittelfuß auch nicht sein. Eine Zeit, in der er bei den Rückschlägen schon niedergeschlagen war. Aber die jetzt für ihn Vergangenheit ist. Schäfer, Unions Mentalitätsmonster, fühlt sich bereit für ein Schäferstündchen beim FCA.
Die Gefahr, dass man auf den letzten Metern scheitern könnte, womöglich an sich selbst, und dem Kopf und dem Druck von hinten erliegt, sieht er allerdings als gering an. „Wir kennen dieses Gefühl. Wir hätten auch im letzten Jahr am letzten Spieltag etwas verlieren können. Wir mussten gewinnen gegen Bochum, sonst hätte Köln uns womöglich die Europa League weggeschnappt. Und aus dieser Erfahrung“, so sein Credo, habe der 1. FC Union eine Menge mitgenommen. „Wir waren damals die Gejagten und sind es jetzt auch wieder“, sieht Schäfer keine psychologische Leistungsfalle.
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