Es ist kompliziert

Der 1. FC Union steckt voll in der Becker-Falle

Falls der Stürmer doch bleibt, wäre das sportlich zwar toll, er aber kommenden Sommer ablösefrei. Falls er geht, wäre ein früher Wechsel wünschenswert.

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Durch Sheraldo Becker – hier neben dem anderen Tafelsilber des 1. FC Union, Danilho Doekhi (l.) – stecken die Eisernen in einer Zwickmühle.
Durch Sheraldo Becker – hier neben dem anderen Tafelsilber des 1. FC Union, Danilho Doekhi (l.) – stecken die Eisernen in einer Zwickmühle.Oliver Behrendt/imago/contrast

Er hat alles dabei! Frisch eingekauft vor der Abreise ins Salzburger Land. Für zehn Tage, wie Sheraldo Becker betonte. Duschgel, Shampoo, Zahnpasta. Was man eben so braucht für ein eineinhalbwöchiges Vorbereitungscamp. „Ich bin ja hier“, sagte Sheraldo Becker mit einem sehr breiten Grinsen. Wohl wissend, dass aus einem Hier und Jetzt ganz schnell ein Dort und Vorbei werden kann.  Zum Leidwesen des 1. FC Union, der sich zwar freut, dass sich sein bester Angreifer voll reinhängt und keine Mätzchen macht. Der aber eben auch nicht wirklich mit dem Nationalspieler des Suriname planen kann. Obwohl er mittendrin statt nur dabei ist.

Die Eisernen stecken voll in der Becker-Falle. Dass der 28-Jährige weg will, gilt als verbrieft. Neben England wird neuerdings Italien gehandelt. Was nicht so ganz zu seinen bisherigen Aussagen passt, dass er vom Fußball auf der Insel immer schon geträumt hat. Geht ihm wohl eher um die Kohle. Was auch ein legitimer Grund ist. Und egal wie sehr sich Union streckt, Saläre wie in der Premier League oder der Serie A sind für die Eisernen schwer zu stemmen oder würden das Gehaltsgefüge in Köpenick sprengen.

Nach der Saison seines Lebens mit elf Toren und acht Vorlagen und mit seinen 28 Lenzen im besten Fußballeralter ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel. Weil Becker derzeit die Trumpf-Asse in der Hand hält. Wer weiß denn schon, was kommendes Jahr ist? Und ein Stück weiter dran an den 30 wäre er dann ja auch. So was kann sich schon mal lohndrückend für ihn auswirken. 

Unter 15 Millionen Euro wird der 1. FC Union Becker nicht ziehen lassen wollen

Solange Becker aber seinen Vertrag bei den Eisernen nicht verlängert, müssten sie ihn jetzt eincashen. Kommenden Sommer gäbe es keinen müden Cent bei seinem dann auslaufenden Vertrag. Nur: Der Markt bewegt sich offenbar gerade nicht. Becker mangelt es offensichtlich an adäquaten Angeboten. Unter 15 Millionen Euro – eher mehr erwünscht – wird der 1. FC Union ihn nicht ziehen lassen wollen.

Doch solange er noch da ist, muss Trainer Urs Fischer seine Truppe eigentlich nach ihm ausrichten, das Spiel auf Becker zuschneiden. Egal mit welchem Partner. Fischer kann schließlich schlecht an seinem besten Angreifer vorbeigehen.

Je später ein Becker-Wechsel, desto schwieriger für den 1. FC Union

Doch je später so ein Wechsel ansteht, umso schwerer wird es dann für die Eisernen, einen möglichen (neuen) Nachfolger sich einspielen zu lassen. Zumal der vielleicht erst noch gefunden werden muss. Anpassungsschwierigkeiten scheinen da programmiert. Und billig wird so ein Last-minute-Transfer in der Regel auch nicht. Zumal ja jeder dann weiß, dass Union gerade satt Kohle für Becker bekommen hat.  

Ungeachtet dessen jetzt doch schon einen weiteren Topstürmer zu verpflichten, könnte ebenfalls kontraproduktiv sein. Falls sich Beckers Wechsel doch nicht realisieren lässt, hätte Fischer dann sechs Angreifer für nur einen Platz neben Becker. Könnte für Unzufriedenheit sorgen. Nicht alle verhalten sich so positiv zurückhaltend wie im Vorjahr ein Sven Michel. Der sich das aber auch nicht länger mit ansehen wollte und daher lieber nach Augsburg ging.

Union steckt in der Becker-Falle. Und würde sich lieber früher als später daraus lösen.

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