Der 1. FC Union scheitert an seinem Zwilling
Gegen die Belgier von Union Saint-Gilloise kommen die Eisernen nie wirklich ins Spiel

Endlich großer internationaler Fußball in Köpenick. Eine rappelvolle Hütte zudem zur Premiere des 1. FC Union in der Europa League. Die Fans singen und feiern, klatschen und tanzen, am Ende aber hat es nicht gereicht. Mit 0:1 (0:1) vergeigen die Eisernen ihr Auftaktspiel gegen Union Saint-Gilloise. Sie legen einen Fehlstart hin und scheitern, so kurios es ist, an ihrem Zwilling.
Es ist angerichtet in der Alten Försterei. „Fußball, wo er hingehört“ steht auf einem Banner an der Waldseite. Ein wenig Dampf und eine kleine Portion Pyrotechnik sind auch dabei. Wer jedoch nicht auf Betriebstemperatur ist, sind die Eisernen. Dabei wirft Urs Fischer nicht einmal die ganz große Rotationsmaschine an. Gegenüber dem 1:1 gegen die Bayern bringt der Trainer mit Genki Haraguchi (für Andras Schäfer), Janik Haberer (für Morten Thorsby) und Niko Gießelmann (für Julian Ryerson) nur drei Neue in die Startelf. Aber: Fischer hat gewarnt vor dem Gegner, der das eigene Spiel in perfekter Kopie beherrscht. Dazu kommen auf Seiten der Köpenicker ein wenig Nervosität und etwas Zaghaftigkeit. Auch sind Ungenauigkeiten und Zögerlichkeiten keine guten Verbündeten.
Die Belgier spielen so, wie es sonst der 1. FC Union macht
Erst recht nicht, wenn sich der Gegner so gar nicht aus der Reserve locken lässt, sondern so diszipliniert, kompakt und strukturiert den Ball spielt und insgesamt seine Reihen verschiebt, wie es sonst die Rot-Weißen tun. Zäh ist es, was die Fans erleben. Es gibt wenig Tempo, dafür umso mehr Ballgeschiebe in einer Zone, in der es keinem weh tut und es keine Spur von Gefährlichkeit gibt. Vereinzelte Nadelstiche Mitte des ersten Durchgangs lassen Hoffnung keimen, die jedoch ganz schnell erstickt wird.
Ein wenig scheinen sich die Rot-Weißen zu fangen, da geht plötzlich die Post in die andere Richtung ab. Victor Boniface wird bei seinem Solo tief in die Union-Hälfte weder attackiert noch verfolgt. Sein Zuspiel in den Strafraum hinein landet im Lauf von Senne Lynen – das 0:1 (39.) ist ein Konter bester Güte und eine richtig kalte Dusche. Die Festung Alte Försterei fängt an zu bröckeln, weil im Spiel der Eisernen Struktur, Entschlossenheit und Gier fehlen.
Der 1. FC Union wird klassisch ausgekontert
Natürlich verengt der belgische Vizemeister die Räume. Auch laufen die Männer um Kapitän Christopher Trimmel immer Gefahr, wie schon beim Rückstand ein weitere Mal ausgekontert zu werden. Zwar verstärken sie den Druck, haben deutlich mehr Ballbesitz, aber für nennenswerte Chancen reicht es nicht. Gäste-Torhüter Anthony Moris, ein baumlanger Luxemburger, muss kaum hechten und auch nicht fausten, weil seine Vorderleute manchmal mit 20 Beinen vor ihm alles dicht machen und selbst die Abpraller immer in die falsche Richtung springen. So kommt vor allem Sheraldo Becker, mit fünf Treffern in der Bundesliga ganz vorn in der Liste der Torjäger, so gut wie nie zum Abschluss. Langsam macht sich sogar etwas Frust breit.
Erst mit Sven Michel kommt ein wenig Schwung ins Angriffsspiel. Der Joker hat bei einem Distanzschuss und einem Kopfball aber wenig Glück, kann so den historischen Abend auch nicht mit einem Happyend veredeln und kassiert in der Nachspielzeit wegen eines Foulspiels auch noch die Rote Karte. Damit ist es für die Eisernen endgültig ein Abend ganz und gar zum Vergessen.
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