Der 1. FC Union hat beim FC Bayern weit weniger zu verlieren als die Startruppe von der Isar
Bei den Münchnern herrscht so viel Unruhe, dass die Eisernen davon profitieren könnten. Die kommen zudem mit Schwung des Europapokals zum Stern des Südens ...

Einen gereizten Stier soll man nicht bei den Hörnern packen. Aber die Jungs des 1. FC Union haben da gar keine Wahl. Sie müssen das an diesem Sonntag, wenn sie zum Topspiel des Spieltages beim FC Bayern München gastieren (17.30 Uhr/DAZN).
Der Rekordmeister ist ja sogar mehr als das männliche Rind im eigenen Selbstverständnis. „Mia san mia. Mia san stärker als die Stier“, lautet das Motto der Bajuwaren. Da droht den Eisernen einiges, wie auch Trainer Urs Fischer einräumte. „Sie sind besonders gefährlich, wenn sie gereizt sind. Bei den Bayern herrscht immer mal wieder ein bisschen Unruhe und genau dann sind sie bereit“, sagte der 57-Jährige vor der Reise in den Süden.
Ja, die Münchner sind berühmt dafür, so etwas aushalten zu können. Und doch stellt sich die Situation derzeit für den Stern des Südens anders dar als gewohnt. Es ist ja nicht der ewige Möchtegern-Rivale aus Dortmund, der da kommt und diesen in die Schranken zu weisen, Motivation genug ist. Es sind auch nicht die Emporkömmlinge aus Leipzig, denen man einfach zeigen will, wo der Hammer hängt. Sondern es ist dieser kleine, unbeugsame FCU. Dieses Mentalitätsmonster aus Köpenick, das sich zwar in seinen Ambitionen stets klein macht, auf dem Feld aber zu ungeahnter Größe hinauszuwachsen im Stande ist.
Kahns Appell an die Stars des FC Bayern klingt wie ein Pfeifen im Walde
Das Duell mit dem 1. FC Union „sei die perfekte Bühne, um allen zu beweisen: Keiner weiß besser als der FC Bayern, was in so einer Situation zu tun ist“, hatte Oliver Kahn jüngst sein Starensemble in die Pflicht genommen. Ein bisschen klang das schon wie ein Pfeifen im Walde. An der Isar wissen sie, dass sie weitaus mehr zu verlieren haben als ihr Gast mit seiner gallischen Dorf-Mentalität.
Denn das muss man in aller Deutlichkeit festhalten: Zu verlieren hat die Elf von Urs Fischer gar nichts! Ein Pleite, egal wie sie ausfällt, wäre das normalste der Welt. Ein Unentschieden ein gefühlter Sieg. Ein Dreier gar wie ein Titelgewinn. Die schlechteste Platzierung, die den Köpenickern an diesem Spieltag droht, wäre Rang drei!
Zudem kommt der 1. FC Union mit dem Schwung und dem Wissen, in Ajax Amsterdam einen Königsklassenklub aus der Europa League gekegelt zu haben. So etwas verleiht normalerweise die Art Flügel, die ein österreichischer Brausekonzern gern nach Sachsen implementiert wissen will.
Die Unruhe beim FC Bayern ist hausgemacht, der 1. FC Union hingegen die Ruhe selbst
In der Hinrunde gab es den 1. FC Union schon mal so eine Gemengelage. Der 1. FC Union hatte mit einem Kraftakt in Belgien beim künftigen Achtelfinalgegner Saint Gilloise das Überwintern in der Europa League erreicht und wurde prompt darauf in Leverkusen – seinerzeit nur tabellarisch kein Spitzenteam – mit 5:0 arg verdroschen. Der Spannungsabfall war mit ein Grund! „Du lernst aus dieser Erfahrung. Da nimmst du was mit“, ist sich Fischer sicher.
In München flehen die Bosse um Hasan Salihamidzic fast darum, dass man ihren Trainer Julian Nagelsmann mal in Ruhe arbeiten lasse. Doch der gießt ja selber ständig Öl ins Feuer. Jüngst mit seiner völlig überzogenen Schiedsrichterschelte, die ihn 50.000 Euro kostete. Wäre einem Urs Fischer so nicht passiert.

Da wundert es keine groß, dass Lothar Matthäus, der sich bei seinen Auftritten in der Alten Försterei für Sky durchaus als Union-Sympathiesant zu erkennen gab, den Schweizer Fußballlehrer jüngst öffentlich adelte und erklärte, der Trainer des 1. FC Union sei einer für den FC Bayern.
Das Kompliment von Lothar Matthäus geht dem 1. FC Union runter wie Öl
Und in Köpenick geht das runter wie Öl. „Natürlich macht das einen stolz Wer hat nicht gerne Komplimente? Vor allem wenn es sie dann von einem ehemaligen Spieler mit der Qualität eines Matthäus kommt, nimmt man das gerne zur Kenntnis“, so Fischer.
„Wir werden das Spiel genießen“, gab Fischer die Marschparole aus. Sicherlich auch ein bisschen leiden müssen zwischendrin gegen die herausragende Qualität des Starensembles. Aber vorrangig genießen. Die Chance für einen Coup war noch nie so groß wie jetzt ...