Aufgabenkatalog für Trainer Urs Fischer

Das sind die sechs wichtigsten Baustellen in der Vorbereitung beim 1. FC Union

Nicht einmal sechs Wochen bleiben dem Schweizer Fußballlehrer, um seine Truppe auf den Pflichtspielstart vorzubereiten.

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Mikkel Kaufmann (l.) – hier im Zweikampf mit Diogo Leite – ist derzeit der einzige Neuzugang im Training des 1. FC Union.
Mikkel Kaufmann (l.) – hier im Zweikampf mit Diogo Leite – ist derzeit der einzige Neuzugang im Training des 1. FC Union.Matthias Koch/imago

Sechs Wochen bis zum Start. Sechs Wochen, die Urs Fischer bestmöglich nutzen will. Sechs Wochen, in denen er sich einigen Baustellen widmen muss. Diese sechs Aufgaben stellen sich dem Schweizer Fußballlehrer beim 1. FC Union bis zum Pokalspiel bei Regionalligist Astoria Walldorf am 13. August (18 Uhr, Sky):

Neue Reizpunkte setzen: Das ist etwas, was der Schweizer Fußballlehrer in seiner Zeit bei den Eisernen bislang noch nicht machen musste. Die ergaben sich quasi von alleine, weil er Jahr für Jahr den Kader im Prinzip zur Hälfte durchgetauscht bekam und es vor allem die Neuen an die allgemeinen Prinzipien und Mechanismen der Eisernen zu gewöhnen galt. Nun hat er einen altvertrauen Kader mit bislang gerade einmal zwei Neuzugängen (Alex Kral, Mikkel Kaufmann). Man muss einer Abnutzung entgegenwirken. Und Fischer, der alte Fuchs, wird sich da schon seine Gedanken gemacht haben.

Den Fokus auf die Liga legen: Mit dem Erreichen der Champions League ist nur normal, dass das für die Profis des 1. FC Union so etwas wie das Highlight ihrer Karriere ist. Nur wenige Spieler wie beispielsweise Robin Knoche oder Jerome Roussillon – beide übrigens mit Wolfsburg – haben schon mal in der Königsklasse gespielt. Kann tiefenpsychologisch von Belang sein, selbst wenn alle betonen werden, dass sie sich dessen bewusst sind. Da muss Fischer aufpassen, dass alle seine Kicker auch begreifen, dass die Bundesliga der Brot-und-Butter-Wettbewerb ist. Eigentlich die Königsdisziplin für die Eisernen! Internationale Kicks, egal wie schön, sind nur Zubrot. 

Auch die Kapitänsfrage stellt sich beim 1. FC Union

Die K-Frage klären: Eigentlich ist alles klar. Christopher Trimmel ist der Eisernen Capitano, Rani Khedira und Sheraldo Becker sind seine beiden Stellvertreter. Letzterer übrigens erst seit Julian Ryersons Abgang im Januar zu Borussia Dortmund. Doch Trimmel wird bei der Rotation mit Josip Juranovic deutlich häufiger auf der Bank sitzen, als er es gewohnt ist. Ein Kapitän, der nicht ständig auf dem Feld steht? Schwierig! Umgekehrt wäre es aber auch ein Problem, wenn Fischer dem Österreicher die Binde wegnimmt: eine schleichende Degradierung des dienstältesten Unioners. 

Den Bessermacher geben: Spätestens seit Jürgen Klinsmann wissen wir, dass es die Aufgabe eines Trainers ist, seine Jungs ein Stück weit besser zu machen. Gilt natürlich für alle. Und doch sind da mindestens drei Kicker, bei denen Fischer deutlich mehr herauskitzeln kann, als sie zuvor gezeigt haben. Beispielsweise Morten Thorsby, dessen ständiger Maßstab eigentlich sein Auftritt beim Auswärtsspiel in Amsterdam sein muss. Oder Jamie Leweling, bei dem jeder noch seinen couragierten halbstündigen Auftritt beim 1:1 gegen den FC Bayern im Hinterkopf hat. Er kann es also, hat es aber viel zu wenig gezeigt. Der dritte in dieser Reihe ist natürlich Jordan Siebatcheu, bei dem alle hoffen, dass im zweiten Jahr der Knoten platzt und er sein Phlegma endlich überwindet. Wozu er fähig ist, hatte er zu Saisonbeginn angedeutet, als er im Zusammenspiel mit Sheraldo Becker alles in Grund und Boden zu Schießen begann. 

Der 1. FC Union braucht einen Schuss mehr Kreativität

Mehr Konkurrenz wagen: Sicher, der Trainer des 1. FC Union greift schon recht häufig zum Stilmittel der Rotation. Aber wenn man genauer hinschaut, trifft es immer die Gleichen! Rönnow – okay, nachvollziehbar als Torwart –, Robin Knoche, Danilho Doekhi, Rani Khedira, Jannik Haberer und Sheraldo Becker sind immer gesetzt. Ein wenig mehr Durchlässigkeit fördert den Konkurrenzkampf. Was sich leistungssteigernd auswirken sollte. Und sei es nur, damit kein Bankfrust aufkommt im Kader. Die Verpflichtung von Axel Kral ist da so ein Zeichen. Entweder er setzt sich durch oder Khedira muss noch mehr aus sich herauskitzeln, um seinen Platz zu behaupten. Kann für Union nur gut sein.

Für mehr Kreativität sorgen: Zugegeben, es ist eine der Stärken des eisernen Spiels, aus einer kompakten Ordnung heraus für Umschaltmomente und Gefahr zu sorgen. Diese Qualitäten dürfen keinesfalls vernachlässigt werden. Doch als Vorjahresvierter wird der 1. FC Union mehr denn je auf Teams treffen, die versuchen werden, die Köpenicker mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Hier ist deutlich mehr Spielwitz erforderlich, um massiv und tief stehende Gegner aushebeln zu können. War im Vorjahr einer der Schwachpunkte im Spiel der Eisernen. Auch da gilt es Mechanismen zu finden, um das zu ändern.

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