Das Gastspiel des 1. FC Union in Leverkusen ist ein bisschen so wie ein umgekehrter Kampf mit einem Scheinriesen
Bayer erschient aus der Ferne betrachtet kleiner, als sie eigentlich sind. Dennoch wollen die Eisernen im Rheinland über sich hinauswachsen und die Hausherren wieder klein schrumpfen.

Kenn Sie noch Herrn Tur Tur, den Scheinriesen aus dem berühmten Kinderbuch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende? Je weiter man von im weg war, desto größer erschien er einem. Rückt man an ihn heran, so schrumpft er auf Normalmaß. Ein bisschen gilt das auch für Bayer Leverkusen, den sonntäglichen Gegner des 1. FC Union (15.30 Uhr/DAZN) - halt nur umgekehrt. Aus der Ferne betrachtet ist die Werkself ein veritables Kellerkind. Doch je näher der Spieltag und der Gegner kommt, desto größer erscheint die Aufgabe.
„Manchmal täuschen Resultate über Leistungen hinweg. Wir tun gut daran, uns nicht vom Tabellenbild täuschen zu lassen“, warnte daher auch Unions Trainer Urs Fischer in einer virtuellen Pressekonferenz aus dem Hotel in Köln, wo die Eisernen nach ihrem Europa-Cup-Spiel in Belgien am Freitag Quartier bezogen hatten.
Fischer wurde nicht müde, die Qualitäten der Rheinländer hervorzuheben. „Das ist eine Mannschaft mit hoher individueller Qualität. Sie haben Unterschiedsspieler, die sich gut in den Druck spielen können. Haben auf den Seiten Spieler mit sehr hoher Geschwindigkeit, die immer gerne ins Eins gegen Eins gehen, wenn man ihnen den Raum lässt“, so Fischer weiter.
Der 1. FC Union muss wieder ans Limit gehen
Einmal mehr gelte es für seine Mannschaft, alles abzurufen und an ihr Limit zu gehen, wenn man etwas Zählbares aus dem Rheinland mitnehmen möchte. Dabei ist für Fischer die Verteidigung von Tabellenplatz eins unerheblich. Einzig das Punktekonto ist es, das ihn interessiert.
Nicht mithelfen dabei, den umgekehrten Scheinriesen auf tabellarisches Normalmaß zurecht zu stutzen, können Frederik Rönnow und Andras Schäfer. Für beide ist die Saison bis zur WM-Pause beendet. „Wir waren bislang von Verletzungsproblemen eher verschont geblieben, das ist jetzt ein bisschen bitter für die beiden, dass das so kurz vor dem Ende passiert“, kommentierte Fischer die Ausfälle.
Grill muss an alter Wirkungsstätte den Kasten des 1. FC Union hüten
Der Däne Rönnow, der natürlich gleich in Kontakt mit seinem Nationaltrainer Kasper Hjulmand getreten ist, muss sogar um seine Nominierung für die Weltmeisterschaft bangen. Es wird ein Rennen gegen die Zeit. Dass Fischer ihm dennoch Chancen dafür einräumt, lässt auf einen Muskelfaserriss im Oberschenkel schließen. Bei St-Gilloise hatte der Stammkeeper der Eisernen nach der Pause ja nicht mehr mitwirken können, Lennart Grill für ihn mit die Europa-Cup-Kohlen aus dem Feuer geholt.
Jetzt schlägt wieder Grills Stunde. Sein zweites Ligaspiel für den 1. FC Union steigt also wieder im Rheinland, nachdem er zuvor beim 1. FC Köln beim 1:0 – dem Spiel, mit dem Union die Tabellenführung erobert hatte Anfang September – seinen Kasten sauber behalten hat. Das will er auch diesmal bei seinem eigentlichen Brötchengeber. Grill ist ja nur eine Leihgabe der Leverkusener.
Bitter für den 1. FC Union: Andras Schäfer muss unter das Messer
Schlimmer erwischt haben muss es aber wohl Andras Schäfer. Auch in Belgien. Nur mit der Unterstützung von Physiotherapeut Maximilian Perschk und Mannschaftsarzt Marvin Minkus hatte er dort den Platz verlassen können. Union teilte bereits mit, dass er operiert werden muss. Da sind wohl die Bänder im Sprunggelenk betroffen.
Der Weg nach Budapest - also zum Finalort der Europa League - geht weiter, teilte der Ungar auf der Internetplattform Instagram mit. Das Ganze versah er selbstironisch mit der Bemerkung: „Ich hoffe, ich finde bis zur nächsten Runde meinen Knöchel wieder ...“ Allein wegen dieses feinen Humors muss man ihm ganz doll die Daumen drücken.
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