Zwei, die sich kennen, schätzen und jeweils viel mit dem Aufschwung ihrer Klubs zu tun haben – Freiburgs Christian Streich (l.) und Unions Urs Fischer.
Zwei, die sich kennen, schätzen und jeweils viel mit dem Aufschwung ihrer Klubs zu tun haben – Freiburgs Christian Streich (l.) und Unions Urs Fischer. Imago/Bernd König

Das Beste kommt zum Schluss. Es die finale Partie der Bundesliga vor der WM-Pause. Es ist das Topspiel des Zweiten beim Tabellendritten. Es ist das Duell der Bayern-Verfolger, ach was, das muss man groß schreiben, der  BAYERN-VERFOLGER, das da am Sonntag um 17.30 Uhr (DAZN) steigt. Es ist das Aufeinandertreffen der beiden Wahnsinnsmannschaften des Kalenderjahres 2022 – es sind nicht Dortmund, Leipzig oder sonst wer, sondern der SC Freiburg gegen den 1. FC Union.

Wer Urs Fischer eine solche Konstellation vor dem ersten Spieltag für Runde 15 der Liga prophezeit hätte, hätte wohl eher abweisendes Kopfschütteln geerntet. Was der Union-Trainer, weil er viel zu höflich für so etwas ist, natürlich nicht gemacht hätte. Aber eine Überraschung ist es auch für den 56-jährigen Fußballlehrer, der eigentlich rund um und mit dem Ball schon alles erlebt zu haben glaubte. „Wer  mir das gesagt hätte, der hätte schon viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, gute Argumente gebraucht“, so der Schweizer. 

Freiburg und der 1. FC Union marschieren im Gleichschritt

Die guten Argumente lieferten beide Teams in den vergangene Monaten auf den Plätzen – national wie international. Denn auch die Breisgauer mischten ja nicht nur Deutschlands Eliteklasse auf, sondern stehen als Gruppensieger schon im Achtelfinale der Europa League. Also da, wo die Eisernen noch hinwollen und dafür Ajax Amsterdam eliminieren müssen

Es ist schon erstaunlich, was diese beiden Klubs so leisten. Wie zwei kleine verschworene gallische Dörfer hören sie nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Mit einem Christian Streich und einem Urs Fischer als einer Mischung aus Methusalix (altgedient) und Miraculix (Zauberer-Druide). Mit einem viel zu kleinen Stadion und damit deutlich weniger Kohle als die Konkurrenz.

Wobei die Breisgauer – als jahrzehntelanges, selbst nach ihren wenigen Abstiegen immer wieder zurückkehrendes Mitglied der Bundesliga – da den Eisernen mit ihrem 34.700 Zuschauer fassenden Neubau ein kleines Stück voraus sind. Dafür ist der „Cheffe vons Janze“, sozusagen der Majestix, in Berlin viel länger amtierend. Dirk Zingler steht den Köpenickern seit 2004 vor, Eberhard Fugmann wurde erst im Oktober des Vorjahres Nachfolger des zum DFB gewechselten und dort glücklos agierenden Fritz Keller. Beide eint übrigens, dass sie sich im Tagesgeschäft nicht in den Vordergrund drängeln, sondern die Fachleute machen lassen. Vielleicht eines der Erfolgsgeheimnisse der beiden Klubs.

2100 Fans begleiten ihren 1. FC Union

2100 Union-Fans wollen sich die Abschiedsvorstellung der Eisernen in diesem Jahr noch geben. Obwohl eine Rückreise aus dem Badischen angesichts der späten Anstoßzeit kompliziert wird. Aber vor einer monatelangen Union-Abstinenz und angesichts der Tabellensituation will man eben dabei sein. 

Letztere lockt bei dem alten Fahrensmann Fischer übrigens kein ungläubiges Kopfschütteln mehr hervor, sondern eher ein Lächeln. Auch wenn die Tabelle nicht lügt – Sie wissen schon, der Zweite beim Dritten – ist es für ihn kein Spiel zweier Bayern-Verfolger. Sondern ein Bundesligapunktspiel, bei dem seine Köpenicker den Anspruch haben, das Bestmögliche herauszuholen. Um dann im neuen Jahr mit hoffentlich 30 Zählern auf dem Konto die Konkurrenz weiter das Fürchten zu lehren. Als kleines, unbeugsames gallisches Dorf.

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