Nachwuchsförderung

Da sind alle anderen besser: Die Schattenseite des 1. FC Union

Als einziger Bundesligist haben die Köpenicker nicht einen Spieler aus dem eigenen Stall eingesetzt. Da gibt es Nachholbedarf.

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Tim Maciejewski (l.), Eigengewächs des 1. FC Union, freut sich mit Cedric Teuchert, heute Hannover 96, über einen Treffer gegen Bielefeld.
Tim Maciejewski (l.), Eigengewächs des 1. FC Union, freut sich mit Cedric Teuchert, heute Hannover 96, über einen Treffer gegen Bielefeld.Imago/Contrast

Rang fünf in der Bundesliga. Mit zuvor nie geholten 27 Zählern nach 15 Spieltagen. Da kann man nicht meckern, würde der Berliner sagen. Und in der Tat gibt es im Liga-Ranking beim 1. FC Union wenig, was Anlass zur Sorge bereitet. Gut, dass Spiel mit dem Ball ist verbesserungswürdig. Aber auch nicht besorgniserregend schlecht. Und doch gibt es eine Liste, auf der sich die Eisernen ganz hinten anstellen müssen – bei der Zahl der eingesetzten Eigengewächse!

Die Local-Player-Regelung wurde dereinst eingeführt, um die Nachwuchsförderung zu optimieren. Als Eigengewächse gelten dabei die Kicker, die vor ihrer Volljährigkeit bereits zwölf Monate bei ihrem Klub gespielt haben. Das Paradebeispiel ist da immer Bayerns Thomas Müller. 

Beim 1. FC Union kamen aber in dieser Spielzeit bislang null Eigengewächse zum Zug. Damit sind die Eisernen Ligaschlusslicht, knapp hinter Leverkusen, bei denen auch nur eine Einsatzminute notiert ist. Was aber ein bisschen unfair erscheint. Denn Florian Wirtz hätte ohne seinen im März erlittenen Kreuzbandriss mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fast 100 Prozent aller Spiel mitgemacht bei Bayer.

Hertha liegt vor dem 1. FC Union

Selbst RB Leipzig, jahrelang das Paradebeispiel, dass Talente in der Jugend zwar vielfach eingekauft wurden, aber nie im Profizirkus eine Chance erhielten, bringt es in dieser Spielzeit auf zwei Nachwuchskicker mit immerhin 303 Minuten Spielzeit. Unions Lokalrivale Hertha BSC steht auch im oberen Drittel mit drei Spielern und 876 Einsatzminuten und baut weiter auf Talente. Die Bayern liegen in dieser Wertung übrigens trotz eines Thomas Müllers und Alphonso Davies' nur auf Rang sechs der Liga. Das Klassement führt Freiburg an, beim SC sind acht Spieler aus dem eigenen Stall mit insgesamt 7798 Einsatzminuten aufgeführt.

Zurück zu Union: Aljoscha Kemlein saß zwar zuletzt beim 1:4 in Freiburg auf der Bank, aber Trainer Urs Fischer wechselte ihn nicht ein. Und auch in der Europa League ist der U19-Junioren-Nationalspieler eigentlich nur dabei gewesen, weil die Uefa halt vier Nachwuchsakteure im Kader verlangt. 

Alles nachvollziehbar. Für den 1. FC Union geht es als einem relativ jungen Bundesligisten vordergründig darum, den Klassenerhalt sicher zu stellen. Da kann Urs Fischer es sich nicht groß erlauben, zu experimentieren und Talentförderung um der Talenteförderung Willen zu betreiben.

Und doch erklärt sich aus diesem Hintergrund, warum sich die Eisernen wie Bolle darüber freuen, dass ihr neues Nachwuchsleistungszentrum Gestalt annimmt, dort Mitte des Monats Richtfest gefeiert wurde. Das letzte Eigengewächs, das bei den Eisernen mal mitmischen durfte, war Tim Maciejewski. Der wurde im November 2020 beim 5:0 gegen Bielefeld in den letzten sieben Minuten von Fischer reingeworfen.

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