Da kennt er keine Verwandten! Danilho Doekhi will mit dem 1. FC Union bei Ajax Amsterdam den Familienfrieden aufs Spiel setzen
Sein Onkel gewann einst mit dem niederländischen Rekordmeister die Champions League. Aber darauf kann das Abwehr-Ass der Köpenicker keine Rücksicht nehmen.

Den Blick in die Niederlande hat er nicht verloren, seit er im Sommer des Vorjahres den Nederrijn gegen die Müggelspree eintauschte. Nach wie vor hat Danilho Doekhi, torgefährlicher Abwehrrecke des 1. FC Union, die Vorgänge in der Eredivisie auf dem Schirm. Dass Ajax Amsterdam, am Donnerstag Gastgeber für die Köpenicker im Play-off-Hinspiel zum Achtelfinale der Europa League (18.45 Uhr, RTL+), sich in der heimischen Liga verwundbarer zeigt als in den Jahren zuvor, ist ihm nicht entgangen.
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Allerdings auch nicht, dass der Trend sich umkehrt, seitdem Ex-Hertha-Profi John Heitinga das Steuerruder von Alfred Scheuer übernahm. „Ich glaube, die Stimmung bei Ajax hat sich aufgrund der jüngsten Ergebnisse gedreht“, sagte Doekhi. Drei Siege mit 12:2 Toren, dazu der Einzug ins Viertelfinale des Pokals waren echte Stimmungsaufheller beim holländischen Rekordmeister. Der Rückstand von sieben Zählern auf Spitzenreiter Feyenoord Rotterdam schrumpfte auf drei zusammen, von Platz fünf ging es hoch auf Rang drei.
Für den 1. FC Union ist Doekhi ein echtes Schnäppchen à la Oliver Ruhnert
Auch was die Rollenverteilung in diesem Match betrifft, behält der 1,90 Meter große Innenverteidiger einen klaren Blick auf die Realitäten. „Selbst wenn sie sich noch in einer Flaute befinden würden, wäre Ajax der Favorit, weil sie mehrere Spieler mit großen individuellen Qualitäten haben, die ein Spiel immer entscheiden können“, sagte Doekhi der niederländischen Zeitung De Telegraaf.
Mit seinem Landsmann Sheraldo Becker hat er nicht nur die surinamischen Wurzeln gemein, beide spielten bei Ajax Amsterdam in der Zweiten. Anders als Unions treffsicherster Stürmer ist Doekhi aber kein wirkliches Kind der berühmten Ajax-Schule: Der Innenverteidiger stieß erst 2016 im älteren A-Junioren-Jahrgang zu den Ajaciden. Doch auch für ihn war Jong Ajax bald darauf Endstation. Im Sommer 2018 ging es zu Vitesse Arnheim, wo Doekhi nach knapp zwei Jahren zum Kapitän aufstieg. Im vergangenen Juni angelte ihn sich der 1. FC Union. Mal wieder ablösefrei!
Der 1. FC Union gab AS Rom bei Doekhi einen Korb
Ein echtes Schnäppchen der Marke Oliver Ruhnert. Der Manager des 1. FC Union hat ja ein gutes Näschen, was solche Transfers angeht. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten hat sich Doekhi in Köpenick etabliert – und das nicht nur in Sachen Kernaufgabe. Denn mit vier Kopfballtoren hat er den Eisernen wertvolle Punkte beschert. Bei Arnheim erzielte er in 140 Spielen fünf Treffer. Beim 1. FC Union benötigte er dafür lediglich elf Ligapartien.
Ist im Rest Europas natürlich nicht verborgen geblieben. Dem 1. FC Union winken üppige Transferentschädigungen, sollte Doekhi den Klub vor Ablauf seines Vertrages im Sommer 2025 verlassen. Einen ersten Vorstoß unternahm die AS Rom schon in diesem Winter, um sich den aus Rotterdam stammenden Doekhi unter den Nagel zu reißen. Der derzeitige Vierte der Serie A musste sich aber trollen, weil er aus Köpenick einen Korb kassierte. Wer lässt schon freiwillig einen seiner besten Kicker ziehen, wenn ein Champions-League-Platz in Reichweite ist!?

Doekhi ist mit ein Grund dafür, dass Christopher Trimmel in dieser Saison wieder als Vorlagengeber stärker in Erscheinung tritt. Nach dem Abgang von Marvin Friedrich nach Mönchengladbach vorigen Winter fehlte Unions Capitano häufig ein Abnehmer für seine Hereingaben.
Doekhi will mit dem 1. FC Union seinen Onkel ärgern
Eine mögliche Erklärung für seinen Aufschwung liefert der Niederländer selber: „Bei Union trainieren wir sehr viel mit ruhenden Bällen. Und weil wir mehrere Spieler haben, die in der Luft stark sind, konzentriert sich der Gegner nicht nur auf mich. Obwohl ich inzwischen merke, dass sich das ändert, jetzt, wo ich schon viermal getroffen habe“, meinte der Neffe der ehemaligen Ajax-Legende Winston Bogarde.
Am Donnerstag will er wieder als Air Doekhi in die Lüfte steigen. Und möglichst mit einem Kopfballtreffer dafür sorgen, dass der Familienfrieden ein klein wenig ins Wanken gerät. Seine neue rot-weiße Familie – die 2500 Karten für den Kick in der Johan-Cruyff-Arena waren im Nu vergriffen, Union hätte locker das Zehnfache verkaufen können – hätte bestimmt nichts dagegen einzuwenden.
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