Christopher Trimmel vom 1. FC Union ist ein einsamer Rufer in der VAR-Wüste: Sein Wunsch nach Abschaffung des Videobeweises wird eher nicht in Erfüllung gehen.
Christopher Trimmel vom 1. FC Union ist ein einsamer Rufer in der VAR-Wüste: Sein Wunsch nach Abschaffung des Videobeweises wird eher nicht in Erfüllung gehen. Imago/Ostseephoto

Es ist mittlerweile ein Ritual im Stadion An der Alten Försterei. Immer wenn Stadion- und Pressesprecher Christian Arbeit bei der Mannschaftsaufstellung den Namen des Video-Assistent-Referees verliest, hagelt es gellende Pfiffe von den Rängen. Nicht selten ist auch ein „Und ihr macht unseren Sport kaputt“ zu hören bei Spielen des 1. FC Union, wenn es mal wieder zu einer Überprüfung im Kölner Keller kommt. Mit ihrer Ablehnung dieses technischen Hilfsmittels sind die Anhänger der Köpenicker nicht allein: Kein Geringerer als Unions Capitano Christopher Trimmel outet sich jetzt als Gegner dieses modernen Fluches!

In der Sky-Sendung „Die Abstauber“ äußerte sich der jüngst 36 gewordene Trimmel kritisch über den VAR. „Es kann ja sein, dass es insgesamt den Fußball fairer macht, ich kenne jetzt aber die Statistiken nicht. Als Spieler auf dem Feld begrüße ich ihn nicht, ich bin ehrlich. Mir fehlen die Emotionen nach einem erzielten Tor. Das passt für mich nicht zum Fußball. Es entstehen aktuell nur mehr Diskussionen und es wird nicht mehr darauf geachtet, dass der Spielfluss passt“, sagte der Burgenländer.  

Ironischerweise wären die Köpenicker und damit auch Trimmel ohne den Videobeweis heute vielleicht nicht in der Bundesliga. Seinerzeit in der Relegation gegen den VfB Stuttgart kamen die Eisernen erstmals in den Genuss dieser Regelneuerung. In der Zweiten Liga wurde der VAR in 18/19 ja noch nicht eingesetzt. Die Schwaben gingen per Freistoß-Treffer von Dennis Aogo früh in Führung.

In der Relegation gegen den VfB Stuttgart rettete der VAR den 1. FC Union

Hätte ein Genickschlag sein können. Aber der Treffer wurde einkassiert, weil Nicolas Gonzalez im Abseits gestanden und somit Rafal Gikiewicz die Sicht versperrt hatte. Trimmel musste das ganze Drama seinerzeit auf der Tribüne mit anschauen, weil er ja im Relegations-Rückspiel gesperrt war.

Seitdem ist viel Wasser die Spree runtergeflossen und manche Meldung aus dem Kölner Keller erfolgt. Doch ist es in der Tat echt störend, wenn man nach Toren nicht mehr unbefangen und spontan jubeln oder fluchen kann. Könnte sich ja mal wieder wer unerwartet aus der Ferne einschalten. Man sieht es auch an der unterschiedlichen Lautstärke nach solchen Treffern. Der nach einer Überprüfung ist um einige Dezibel leiser. 

Trimmel spricht vielen Fans des 1. FC Union aus dem Herzen

Damit spricht der österreichische Nationalspieler mit seiner VAR-Ablehnung vielen Fußballfans aus dem Herzen. Mit ein Grund für Trimmel, den VAR abzulehnen, ist aber noch ein weiterer Ansatz. Er sieht eine zunehmende Unsicherheit bei den Unparteiischen auf dem Feld, die oft nur noch darauf warten, ob es zu einem Eingriff von außen kommt.

„Mir kommt es vor, dass die Schiedsrichter selbst schon verunsichert sind. Ich habe es lieber so, wie es früher war. Dann soll ein Schiri eben mal einen ordentlichen Fehler machen, das gehört auch dazu. Mein Gefühl ist aber, dass es früher weniger waren“, so der Außenverteidiger.

Für ihn wäre die Abschaffung des VAR ein Traum. Einen weiteren erfüllt er sich jetzt mit dem 1. FC Union beim Kampf um die Europapokal-Plätze. Und einen dritten hegt er dazu: Die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Jahr in Deutschland. Offenbar ist er da nicht chancenlos: „Man fragt sich natürlich, ob man mit 36 Jahren überhaupt noch ein Thema für das Nationalteam ist. Am Ende geht es aber um Leistung, das hat mir Ralf Rangnick (Teamchef ÖFB, Anm. der Red.) klargemacht“, so Trimmel. 

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