Unions Mittelfeldmann Grischa Prömel kann es nicht fassen: Der eiserne Traum vom Pokalfinale ist nach dem 1:2 bei RB Leipzig geplatzt.
Unions Mittelfeldmann Grischa Prömel kann es nicht fassen: Der eiserne Traum vom Pokalfinale ist nach dem 1:2 bei RB Leipzig geplatzt. Foto: Imago

Und wenn sie nicht heiser sind, singen sie noch heute, die vielen Fans der Rot-Weißen. So fangen neue Märchen an. Auch wenn es zum Happy End nicht ganz reicht. Hauchdünn nur scheidet der 1. FC Union im Halbfinale des DFB-Pokals bei RB Leipzig aus. In allerletzter Sekunde, in der zweiten von drei Minuten Nachspielzeit erst köpft Emil Forsberg den Favoriten zum 2:1 (0:1). Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin – erst ein zweifelhafter Elfmeter stoppt den 1. FC Union auf seiner Reise zum Pokalfinale nach Berlin.

Die Arena, die viele noch als Zentralstadion kennen, ist fest in Union-roter Hand. Es ist ein Festtag für die Eisern-Fans und für alle, die es mit ihnen halten. Sie singen und hüpfen, klatschen und feiern – sich und ihre Fußball-Götter. Allen Grund haben sie dazu, denn das Team, von Trainer Urs Fischer gegenüber dem 2:0 zuletzt gegen Eintracht Frankfurt auf zwei Positionen verändert – Bastian Oczipka ist für Niko Gießelmann dabei und Christopher Trimmel für Julian Ryerson -, ist von der ersten Sekunde an hellwach.

Sheraldo Becker trifft für Union in Leipzig

Sheraldo Becker brachte Union in Leipzig mit einem tollen Tor in Führung.
Foto: Imago
Sheraldo Becker brachte Union in Leipzig mit einem tollen Tor in Führung.

Die Dreier-Abwehr mit Paul Jaeckel, Robin Knoche und Timo Baumgartl stellt alles zu, stopft Lücken, die sich erstaunlicherweise kaum auftun, spielt souverän und kaltschnäuzig, prächtig unterstützt durch Rani Khedira und Genki Haraguchi. Selbst Leipzig-Ass Christopher Nkunku, mit 17 Treffern viertbester Torjäger in der Bundesliga, findet keinen Durchschlupf. Wenn es doch mal brennt, fast schon lichterloh, ist das Glück auf Union-Seite: So steht Benjamin Henrichs, als er von Oczipka im Strafraum gelegt wird, zuvor im Abseits (19.), und André Silva, nach verwirrender Kurz-Kurz-Kurz-Kombination glänzend freigespielt, verzieht einen Hundertprozenter (37.).

Da aber liegen die Eisernen schon vorn. Einen Hammer-Konter über Haraguchi und Trimmel (millimetergenau sein Zuspiel quer durch den RB-Strafraum) versenkt Sheraldo Becker im Stile eines gnadenlosen Knipsers: Direktschuss ins lange Eck (25.). Diese Führung ist nicht einmal unverdient und aus dem Nichts kommt sie noch weniger, denn die Köpenicker machen das, was sie am besten können: Sie suchen aus einer stabilen Abwehr gezielt ihre Chance und stellen sich dabei ziemlich schlau an.

Taiwo Awoniyi fehlen nur Zentimeter

Schiedsrichter Felix Brych schaute sich die Szene auf dem TV-Monitor an und entschied auf Elfmeter für Leipzig.
Foto: Imago
Schiedsrichter Felix Brych schaute sich die Szene auf dem TV-Monitor an und entschied auf Elfmeter für Leipzig.

Beckers Treffer kommt so was von pünktlich, dass sogar die Eisern-Fans was davon haben. Ihr 15-Minuten-Stimmungs-Boykott gegen das „Projekt Leipzig“, wie sie es nennen, ist glücklicherweise vorbei und sie können ihrem Affen richtig Zucker geben. Außerdem hat das 0:1 was von Historie, zumindest für diesen Wettbewerb. Es ist nach zuvor vier Zu-null-Siegen der Sachsen und zusammen 11:0 Treffern das erste Gegentor, das ihr Schlussmann Peter Gulacsi bis zu diesem Moment kassiert.

Das müssen die Leipziger erst einmal verkraften. Sie steigern sich, kommen besser in die Partie, werden munterer und risikofreudiger. Das schafft den Männern aus der Wuhlheide Räume und Kontermöglichkeiten. Bei einem, als sich Becker mit einem Bilderbuchpass von Khedira auf den Weg in den RB-Strafraum macht und zu Taiwo Awoniyi passt, fehlen dem 13-Tore-Mann der Bundesliga nur Zentimeter (57.).

Emil Forsberg lässt Union-Traum platzen

Das wäre es vielleicht schon gewesen – so aber folgt die kalte Dusche fast auf dem Fuß. Paul Jaeckel fädelt ein wenig bei Nkunku ein, obwohl dieser schon im Fallen ist. Trotzdem zeigt Schiri Felix Brych nach Ansicht am Schirm auf den Punkt. Zweifelhaft ist die Entscheidung auf jeden Fall und das Einsteigen von Jaeckel mehr als unglücklich. André Silva nimmt das Geschenk dankend an, dennoch fällt dieses 1:1 (61.) nicht gerade zwingend. Dabei haben die Bullen zuvor wettbewerbsübergreifend 14 (!) Spiele nicht verloren.

Wortwörtlich am Boden: Die Profis des 1. FC Union nach der späten 1:2-Pokalniederlage bei RB Leipzig.
Foto: Imago
Wortwörtlich am Boden: Die Profis des 1. FC Union nach der späten 1:2-Pokalniederlage bei RB Leipzig.

Aber: Die Unioner bleiben mutig. Vor allem Urs Fischer geht aufs Ganze. Für Becker und Awoniyi bringt er mit Andreas Voglsammer und Sven Michel neue geballte Offensive. Der Bundesligasechste fordert den Dritten körperlich und noch mehr nervlich. So tankt sich Michel durch und wird erst im allerletzten Moment auf Kosten einer Ecke gestoppt (84.). Bis Emil Forsberg seine Klasse zeigt und die Kugel ins rechte Dreiangel köpft.

Das 2:1 in buchstäblich allerletzter Sekunde beendet den Traum der Eisernen auf ganz bittere Weise.

Lesen Sie hier mehr über die Eisernen >>