Berliner Derbyhelden von A wie Aracic bis R wie Ronny
Es gab nicht nur den 1. FC Union gegen Hertha BSC im Lauf der Jahre. Innerstädtische Duelle haben schon viele Helden und Legenden in Berlin hervorgebracht.

Es sind die Spiele, in denen Helden geboren werden, sich Legenden bilden. WM-Endspiele. Champions-League-Finals. Oder auch Derbys. Von diesen Spielen hat die Hauptstadt einige gesehen. Nicht nur in der Bundesliga. Am Sonnabend treffen der 1. FC Union und Hertha BSC gleich am ersten Spieltag in der Alten Försterei aufeinander (15.30 Uhr). Wer wird diesmal zur Legende? Wer steigt in den Fußball-Olymp auf? Der KURIER erinnert an einige dieser unvergesslichen Auseinandersetzungen, ihre ganz speziellen Protagonisten. Beispielsweise …
… Sebastian Polter

Spielzeit 2019/20 – das erste Bundesligajahr der Köpenicker. Noch hatte Corona seinen Schatten nicht über das Land geworfen, als Sebastian Polter in der ausverkauften Alten Försterei zum Elfmeterpunkt schritt. Minutenlange VAR-Überprüfungen waren vorausgegangen, ob Christian Gentner von Dedryck Boyata regelwidrig gelegt worden ist. Nervenzehrend für alle Wartenden. Auf den Rängen und auf dem Rasen. Doch Polter ließ sich nicht beirren. Cool verwandelt. Der erste Sieg in der Bundesliga gegen den damals noch übermächtigen Stadt-Rivalen. Eine Sternstunde! Zwar nicht für die Menschheit, aber für die Köpenicker.
… Erich Beer

Spielzeit 1974/75 – unvergessen bei allen Blau-Weißen. Mit der Vizemeisterschaft erreichten die Jungs aus dem Westend um Erich „Ete“ Beer die beste Bundesligaplatzierung ever. Und erstmals gab es ein innerstädtisches Duell im Fußball-Oberhaus. Tennis Borussia Berlin gab sich die Ehre. Am Ende wurden die Veilchen gewogen und als zu leicht empfunden. Auch im Derby! 3:0 hieß es am Ende für Hertha, wobei Beer mit einem Doppelpack glänzte. Zwei Jahre später, die Veilchen waren für ein weiteres Intermezzo wieder dabei, traf er erneut gegen den Bezirksrivalen aus Charlottenburg.
… Ilija Aracic

Spielzeit 1998/99 – Tennis Borussia mal wieder. Als Zweitligist, der dank der windigen Göttinger Gruppe schon von der Champions League faselte und dann im Pokal-Achtelfinale auf den sich in der Realität auf Champions-League-Kurs befindlichen Stadtrivalen Hertha BSC traf. Doch die Veilchen triumphierten mit 4:2, dank eines überragenden Ilija Aracic, der mit einem Doppelpack glänzte. Noch während der Winterpause kaufte Hertha den Kroaten den Veilchen weg.
… Ronny

Spielzeit 2012/13 – für nicht wenige war er lange Zeit nur das Maskottchen für seinen Bruder Raffael. Der war ohne jeden Zweifel der Genialere des brasilianischen Brüderpaars. Doch in den Zweitligaderbys gegen die Eisernen wuchs der Mann mit der Vorliebe für schwarze Bohnen über sich hinaus. Hatte er in der Spielzeit 2010/11, als alle Welt den Abstieg der Blau-Weißen für einen einmaligen Betriebsunfall hielt, noch in der Alten Försterei als Joker der Hertha mit einem Hammer-Freistoß das 1:1 gerettet, wuchs er zwei Jahre später im Olympiastadion über sich hinaus. 0:2 lag Hertha zurück, dann schlug Ronny zu. Erst eine Vorlage auf Adrian Ramos, dann ein Hammerfreistoß (86.) mitten ins Union-Herz.
… Torsten Mattuschka

Spielzeit 2010/11 – natürlich war Tusche längst Legende in Köpenick. Doch sein Freistoßtreffer am 5. Februar 2011 im Olympiastadion unter gütiger Mithilfe von Hertha-Keeper Maikel Aerts bescherte Union einen so nie erwarteten 2:1-Auswärtssieg beim den Wiederaufstieg anstrebenden Zweitliga-Spitzenreiter Hertha BSC. Und Mattuschka gewann dadurch endgültig Unsterblichkeit.
… Karim Benyamina

Spielzeit 2005/06 – für alle Fans des 1. FC Union unvergessen, das 8:0 gegen den BFC Dynamo in der damals nur 14.200 Zuschauer fassenden, noch unrenovierten Alten Försterei. Mit einem Dreierpack ging der Stern von Benyamina auf. Es hätten weitaus mehr sein müssen! Weitere 83 Treffer sollten für den gebürtigen Dresdner bis zu seinem Abschied im Sommer 2011 noch folgen, womit er bis heute der Rekordtorschütze der Eisernen ist.
… Wolfgang Matthies

Spielzeit 1976/77 – ein Jahr, dass bei Unionern mit verklärten Augen betrachtet wird. Der frischgebackene Oberliga-Aufsteiger musste im Stadion der Weltjugend zweimal gegen den BFC Dynamo ran. Heimspiele gegen Dynamo gab es nicht für Union aus Sicherheitsgründen. Die Hohenschönhauser sollten nicht in die Falle Alte Försterei tappen. Seinerzeit war Dynamo zwar schon ein Spitzenteam, aber noch weit entfernt davon, der Ligadominator zu sein, zu dem sie sich ab 1979 aufschwangen. Der Truppe von Heinz Werner gelang das Kunststück zweimal mit 1:0 gegen den Erzrivalen zu gewinnen. Im Hinspiel traf Ulrich Netz (14.), im Rückspiel Ulrich Werder. Held der beiden Kicks aber wurde Wolfgang Matthies im Tor der Eisernen, der in beiden Partien über sich hinauswuchs und im Rückspiel sogar einen Strafstoß von Bernd Brillat parierte.
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