Beim 1. FC Union werden aus den Verrückten die neuen Normalos
Der Einzug in das Achtelfinale der Europa League gegen Ajax Amsterdam ist das Sahnehäubchen auf die sensationelle Saison des 1. FC Union.

Unglaublich. Wahnsinn. Nicht zu fassen. Der 1. FC Union, der kleine FCU, putzt Champions-League-Dauergast Ajax Amsterdam mit 3:1 und steht im Achtelfinale der Europa League. Einige ganz Übermütige witzelten schon im Überschwang der Gefühle auf der Tribüne: „Union hat keine Gegner mehr, schickt uns Barcelona her.“
Klingt lustig. War aber doppelt falsch. Zunächst einmal hätten die Eisernen in der nächsten Runde gar nicht auf die Katalanen treffen können. Geht ja nur gegen einen Gruppensieger der Europa League. Und dann schied die Blaugrana ja auch noch gegen Manchester United aus in den Playoffs, ist also nicht mal mehr in einem Viertelfinale eine Option.
Es ist ja auch irgendwie schwer zu begreifen, was gerade passiert. Ajax war das klar bessere Team! Aber die Tore erzielten die Eisernen. Die Niederländer kamen sofort nach der Pause auf, aber Union fand schnell eine Antwort. Der Elfmeter von Robin Knoche war schlecht geschossen, aber drin! Magie des Flutlichts halt. Da hat der 1. FC Union eine Trefferquote von 100 Prozent!
Wenn mir einer vor dem ersten Spieltag gesagt hätte, dass der 1. FC Union im Monat Februar dieses Jahres im Pokal im Viertelfinale stehen wird, in Europa sogar das Achtelfinale erreicht und dann am 22. Spieltag das Spitzenspiel in München bestreiten wird, hätte ich ihm vermutlich tief in die Augen geschaut und nur gesagt: „Ruhig, Brauner. Die Männer im weißen Kittel kommen gleich.“ Ab in die Nervenheilanstalt, wäre die einzig vernünftige Reaktion gewesen.
Der 1. FC Union sprengt gerade die Grenzen der Realität
Doch derzeit scheint es so, als ob man lieber die Normalos einweisen müsste. Sie sind die Verrückten, nicht die aberwitzigen Propheten des rot-weißen Höhenflugs.
Der ist ja eigentlich gar nicht mehr so zu benennen, weil er sich anschickt ein Dauerzustand zu werden. Denn mittlerweile ist aus dem Witz ja Realität geworden. Unfassbare Realität. Oder bittere Realität für die eigentlich viel stärkere Konkurrenz. Von Woche zu Woche denkt unsereiner, das Ende der Fahnenstange muss doch langsam erreicht sein. Doch dann kommen Christopher Trimmel, Rani Khedira & Co. und setzen immer wieder einen drauf. Ob Liga, Pokal oder in Europa!
Dieser 1. FC Union kann mehr, als er sich selber zutraut
Seit Urs Fischer im Zusammenspiel mit Manager Oliver Ruhnert seit nunmehr viereinhalb Jahren die Geschicke der Eisernen lenkt, geht es immer weiter steil nach oben. „In Urs we trust“ ist längst ein geflügeltes Wort in Köpenick. Wortspiele à la Fischer ist der Zauberer von Urs haben auch Hochkonjunktur.
Mag die Konkurrenz noch so sehr wildern bei den Eisernen, es wird immer wieder kompensiert. Jahr für Jahr wird die Mannschaft qualitativ verbessert, weil die Köpenicker die Kohle eben nicht einfach zur Schuldentilgung nutzen. Sondern investieren. In Steine und vor allem in Beine!

Es sind unglaubliche Zeiten für die Anhänger des 1. FC Union. Was einst als Urlaub in der Bundesliga begann, wird nun zu einem Dauerzustand. Gekommen, um zu bleiben. Gekommen, die Arrivierten das Fürchten zu lehren. Und derzeit scheint Fußball-Deutschland als Spielwiese gar nicht mehr groß genug …
Und im Hintergrund arbeiten Präsident Dirk Zingler & Co. fleißig daran, dass das Drumherum in ein solides Fundament gegossen wird mit dem Bau des Nachwuchsleistungszentrums und der Erweiterung des Stadions. Dass der ganze Verein eben zukunftsfähig gemacht wird.
Der Weg ist noch nicht zu Ende. Und ja, eines Tages wird das schöne Märchen enden. Logisch. Aber bis dahin wird noch viel Wasser die Spree runterfließen. Prall gefüllt mit den Freudentränen der Union-Fans.
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