Jeder Zoll ein Kämpfer: Jérôme Roussillon, Winterzugang des 1. FC Union
Jeder Zoll ein Kämpfer: Jérôme Roussillon, Winterzugang des 1. FC Union Imago/Matthias Koch

Interviews gibt er nicht so gerne. Weil er lieber mit den Füßen auf dem Rasen vorangeht als mit dem Mund. Und obwohl er Deutsch ziemlich gut versteht, tut sich Jérôme Roussillon mit der Berliner Zunge doch etwas schwer. Man redet hier doch einen Zacken schneller als im beschaulichen Wolfsburg, wo er immerhin viereinhalb Jahre zugebracht hat.

Doch ansonsten fühlt sich der frischgebackene Nationalspieler von Guadeloupe in Berlin pudelwohl. „Eine tolle Stadt“, schwärmt der 30-jährige Linksverteidiger über seine neue Heimat. Die genießt er inzwischen. Auch, weil er im April endlich ein Haus gefunden hat. „Vorher war das nur Hotel. Nicht so toll“, meinte der linke Part von Unions Flügelzange.

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Zum Rundumwohlfühlpaket gehört natürlich auch die Tatsache, dass er sich in der ersten Elf der Köpenicker festgespielt hat. Damit hatte er nach eigenen Worten gar nicht so gerechnet bei seinem Wechsel. Aber bei nur 19 Minuten Einsatzzeit bei den Wölfen, was hätte ihm beim 1. FC Union passieren sollen? Schlimmer konnte es nicht mehr werden.

Es brauchte nicht viele Gespräche, um Roussillon vom 1. FC Union zu überzeugen

Anfängliche Fitnessprobleme durch fehlende Spielpraxis hat er schnell ad acta gelegt. Inzwischen hat er Niko Gießelmann verdrängt, mit dem er sich anfangs noch regelmäßig abgewechselt hatte. „Ich bin sehr glücklich“,  meinte der Winterzugang der Köpenicker.

Vor seinem Wechsel im Winter vom VfL Wolfsburg, wo er kaum noch zum Zuge kam, habe er ein gutes Gefühl gehabt, so Roussillon. „Ich habe viel mit dem Trainer vorher geredet und mit Oli. Es waren gute Gespräche. Ich kenne Union und weiß, wie sie spielen. Fünferkette ist für mich besser. Ich mag das“, sagte er über den Austausch mit Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert.

Natürlich habe er vorher ein paar Erkundigungen eingezogen. Weniger bei Max Kruse. Sondern bei seinem damals noch Ex-Kollegen Robin Knoche. Und, obwohl man sich nicht kannte, bei Jordan Siebatcheu besorgt angerufen. „Wir sprechen die gleiche Sprache. Das verbindet“, so Roussillon.

Ein bisschen muss man sich schon fragen, was da bei den Wölfen schiefgelaufen ist. Sie liegen hinter den Eisernen, halten Roussillon für zu schwach, um ihn spielen zu lassen, und nun hat er in der Hauptstadt eingeschlagen. War es ein Fehler vom VfL, nicht mehr auf ihn zu setzen? Roussillon grinst nur. „So ist manchmal der Fußball“, erklärte der 1,72 Meter große Flügelflitzer.

Roussillon beindruckt die familiäre Atmosphäre beim 1. FC Union

Zwei Sachen haben ihn hier in Köpenick besonders beeindruckt. Die stete Schulung von Urs Fischer mit seinen Kickern, was das Spiel als solches angeht. Kannte er vom VfL nicht so. „Wir machen Taktik jeden Tag mit dem Trainer. Wir wissen jeden Samstag, was alle machen müssen“, so der Abwehrspieler, der für den 1. FC Union 13 von 16 möglichen Ligaspielen bestritten hat und zwei Vorlagen auf sein Konto buchen konnte. Beide sorgten für die einzigen Tore von Sheraldo Becker in diesem Kalenderjahr. Roussillon ist Beckers Bester eben.

Dann habe ihn die familiäre Atmosphäre sehr beeindruckt. Kannte er so nicht aus seinen vorherigen Stationen in Frankreich oder eben dem VfL. „Wenn ich da an meinen Fehlschuss im Pokal gegen Wolfsburg denke, das war sensationell, wie alle mich da nach dem Abpfiff gefeiert und getröstet haben“, sagte Roussillon.

Ja, kein Zweifel möglich. Roussillon ist bei Union angekommen. Auch den Sprachgebrauch hat er schon verinnerlicht. Endspiel gegen Freiburg? „Da geht es um drei Punkte“, so Roussillon mit breitem Grinsen. Denn auch wenn sein Deutsch nicht so perfekt ist, wie er es gerne hätte nach fünf Jahren in unseren Landen, rechnen kann er schon. Und weiß, was ein Sieg gegen Freiburg bedeuten würde für den 1. FC Union.

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