Ein lange nicht gesehener Jubel beim 1. FC Union: Jordan Siebatcheu feiert ungehemmt einen Treffer. 
Ein lange nicht gesehener Jubel beim 1. FC Union: Jordan Siebatcheu feiert ungehemmt einen Treffer.  Matthias Koch/imago

Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt unversehens der Jordan her. Bo Svensson, dem Trainer der Mainzer, muss es vorgekommen sein, als wäre seine Truppe gerade über den Jordan gegangen. Da hatten sie knapp zehn Minuten vor Schluss den Ausgleich markiert beim 1. FC Union, das Momentum an sich gerissen mit dem späten Treffer. Und dann kam dieser Jordan Siebatcheu und stürzte den Coach der Rheinhessen in ein Tal der Tränen und seinen Trainer Urs Fischer gleich mit in große Qualen. 

Jordan! Ausgerechnet Jordan. Seit Mitte September hatte der Franko-Kameruner mit amerikanischem Pass nicht mehr getroffen. Was ihn unter anderem erst das WM-Ticket gekostet hatte und zuletzt den Stammplatz bei den Eisernen. Kevin Behrens hatte ihm den Rang abgelaufen beim 1. FC Union. Und Jordan mit einem gegen Hoffenheim verschossenen Strafstoß alles andere als Eigenwerbung für sich gemacht.

Behrens hingegen hatte vor dem Sieg gegen Mainz im neuen Jahr schon zwei Mal getroffen. Alles zudem Matchwinner. Also Gamechanger! In Bremen als Startelfstürmer und dann im Pokal gegen Wolfsburg als Joker zum Viertelfinaleinzug. Als er nun gegen Mainz wieder zur Stelle war, schien die Rangordnung bei den Köpenickern endgültig zementiert. Der Zweitligastürmer, der erst auf seine alten Tage zu Bundesligaehren kam, vor dem 6-Millionen-Mann aus Bern, der zuletzt immer ebenso fleißig wie glücklos gewesen war. Gegen die Wölfe klatschte sein Kopfball beispielsweise gegen das Lattenkreuz. Da fehlten nur Millimeter. 

Der 1. FC Union kontert durch Jordan Ingvartsens Ausgleich

Doch dann kam diese 86. Minute im Stadion An der Alten Försterei. Sechs Zeigerumdrehungen zuvor hatte Marcus Ingvartsen im Dänen-Duell mit Union-Keeper Frederik Rönnow trocken einen von Paul Seguin verschuldeten, per Videobeweis verhängten Handelfmeter zum 1:1 reingehauen.

Fischer aber bewies mal wieder ein Näschen für Einwechselungen. Niko Gießelmann flankte, Morten Thorsby legte nach hinten ab per Kopf und Siebatcheu donnert die Kugel mit dem Frust der letzten Wochen zum Siegtreffer die Maschen. Drei Spätstarter für drei Punkte. 

Siebatcheu war die Erleichterung anzumerken. „Es ist lange her, dass ich getroffen habe, aber die Trainer und die Mannschaft hatten immer Vertrauen in mich. Heute bin ich einfach nur glücklich“, meinte der 26-Jährige.

Jetzt muss sich Fischer beim 1. FC Union noch mehr einen Kopf machen

Damit hat er seinen Trainer auch wieder in echte Grübeleien gestürzt. Die Qualen erhöhen sich für Fischer. Und damit ist nicht gemeint, dass der Schweizer sich womöglich schon kommenden Sonnabend in Leipzig zu einem neuen Saisonziel äußern muss. Was er ja meidet wie der Teufel das Weihwasser, bis endlich die 40 Punkte dingfest gemacht worden sind. 

Nein, es geht hier um das Stürmerlotto bei den Eisernen. Denn mit seinem vierten Saisontreffer zog er mit Behrens gleich, meldet also auch wieder Startelfansprüche durch Leistung auf dem Platz an. „Das Kopfzerbrechen wird weitergehen. Die lassen mir keine Wahl, die zwei. Aber heute freue ich mich einfach für Jordan. Es gibt doch nichts Schöneres für einen Trainer, als die Qual der Wahl zu haben“, so der 56-Jährige. 

Bis Siebatcheu aber wirklich wieder von Beginn an aufläuft, wird es wohl noch ein wenig dauern. Ein Tor alleine wird dazu nicht genügen, wie Fischer mit einem Nachsatz deutlich machte: „Kevin hat aber seine Sache auch wieder gut gemacht. Beide zeigen, dass sie alles versuchen, für die Mannschaft rauszuholen.“

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