Aufatmen in Köpenick: Entwarnung für Timo Baumgartl – ABER er wird Union wochenlang fehlen
Der Verteidiger muss die vierte Gehirnerschütterung in seiner Karriere wegstecken und wird die Verletzung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Die Entwarnung am Abend sorgte für Erleichterung. Doch das Drama um Timo Baumgartl, das nach knapp einer halben Stunde beim späteren 1:0 gegen Bielefeld für eine fast sechsminütige Spielunterbrechung sorgte, wird Union angesichts der von Trainer Urs Fischer verkündeten Diagnose „schwere Gehirnerschütterung“ noch wochenlang beschäftigen.
Man hatte ja schon Schlimmeres befürchtet, angesichts des bis weit in die Ränge hinein laut vernehmlichen Knackens, als Unions Innenverteidiger mit Bielefelds Fabian Klos Schädel an Schädel zusammenprallte. So reglos wie die Leihgabe des PSV Eindhoven dann minutenlang am Boden lag, ohne jegliche Körperspannung, trug nicht gerade zur allgemeinen Entspannung bei. „In solchen Situationen ist ein Fußballspiel dann auch zweitrangig“, schätzte Unions Trainer Urs Fischer die Prioritäten richtig ein.
Dass der Innenverteidiger nach kurzer Bewusstlosigkeit dann in der Charite wieder voll ansprechbar war, macht die Sache allerdings nicht einfacher. Denn Kopfverletzungen haben beim 25-Jährigen eine böse Vorgeschichte. Erstmals erwischte es den Blondschopf 2017 noch zu Stuttgarter Zeiten vor einem Pokalspiel in Cottbus, als er beim Abschlusstraining einen Ball aus Nahdistanz mit so großer Wucht an den Kopf bekam, dass er bei Energie nicht mitmischen konnte. Im März 2018 ereilte ihn beim Kick in Köln das gleiche Schicksal.
Baumgartls vierte Gehirnerschütterung
Ein drittes Mal erwischt es den 1,90 m großen Abwehrspieler im Januar 2019 in Stuttgarts Abstiegssaison. Diesmal war ein Ellenbogencheck die Ursache. Angesichts der Bedeutung von Kopfverletzungen im Profisport, besonders bezüglich ihrer Langzeitwirkungen, werden Baumgartl und Union das alles nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Bei Gehirnerschütterungen ist es schwer zu prognostizieren, wie lange eine vollständige Genesung dauert. Baumgartl kennt das. Man kann sich eine neue Hüfte und ein neues Knie einsetzen lassen, aber kein neues Gehirn. „Es ist das Wichtigste, das man hat – und man sollte es am besten schützen“, sagte der gebürtige Böblinger seinerzeit den Stuttgarter Nachrichten. Handy- und TV-Verbot wird von den Ärzten in der ersten Zeit der Genesung verhängt.
Fischer grübelt über Baumgartl-Ersatz
Man kann also davon ausgehen, dass es einige Woche dauern wird, ehe Baumgartl wieder auf dem Rasen stehen kann. Und Fischer muss sich Gedanken machen, wie er ihn ersetzt. „Ich habe noch nicht im Kopf, was machst du? Wir haben schon gegen Bielefeld diskutiert, ob wir auf Viererkette umstellen. Aber wir haben gefunden, dass wir gut im Spiel sind. Und Paul (Jaeckel/die Red.) hat das auch gut gemacht. Was am Donnerstag sein wird, müssen wir noch überlegen“, so Fischer.
Bleibt er in der Conference League gegen Maccabi Haifa bei der Dreierkette, könnte das auf Julian Ryerson hinauslaufen. Denn Jaeckel ist im Europacup noch gesperrt und Rick van Drongelen nicht auf der Uefa-Liste. Im Derby bei Hertha BSC in der Vorsaison hat der Norweger das ja schon mal gespielt. So müsste Fischer am wenigsten umstellen.
Die Alternative wäre Rani Khedira, der zu seinen Augsburger Zeiten auch schon ganz hinten ausgeholfen hat. Die andere Variante wäre natürlich, gegen die Israelis auf Viererkette umzustellen.