Ätsch! Auch mit seinen 33 Jahren ist Max Kruse noch immer ein Topstürmer der Bundesliga.
Ätsch! Auch mit seinen 33 Jahren ist Max Kruse noch immer ein Topstürmer der Bundesliga. Foto: Imago Images

Es gibt sie, diese Spezialisten, die sich auf eine Sache ganz besonders gut verstehen. So wie Nils Petersen es kann, der Freiburger, der jüngst sein 30. Tor als Joker erzielt hat. Das ist eine durchaus einzigartige Qualität, denn in einer Situation, in der die meisten anderen fremdeln, weil sie noch sauer darüber sind, nicht in der Startelf gestanden zu haben, fühlt sich Petersen in seinem Element.

In dieser Kategorie kann auch der 1.FC Union durchaus mithalten. Wer würde es vergessen: Das erste Tor für die Eisernen in der Bundesliga, beim 1:1 in Augsburg, erzielte mit Sebastian Andersson ein Joker. Das 1:0 zum Derby-Sieg gegen Hertha BSC ein paar Wochen später mit Sebastian Polter auch ein Spieler, der von der Bank kam.

Union hat schon fünf Jokertore

Von dieser Saison ganz zu schweigen, da kommen die Männer aus der Alten Försterei auf schon satte fünf Tore durch eingewechselte Spieler. Um Punkte haben als solche Andreas Voglsammer beim 2:4 in Dortmund und Kevin Behrens beim 1:0 gegen Bielefeld getroffen, in der Conference League sind es erneut Voglsammer (beim 4:0 gegen Kuopio PS) und Behrens (beim 1:3 in Prag), aber auch Taiwo Awoniyi beim 3:0 gegen Maccabi Haifa, als Voglsammer und Behrens die ersten beiden Treffer vorlegten, damals aber in der Startelf standen.

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Einer ist noch gar nicht genannt worden bei all den Toren, dabei hat gerade er meist sein Füßchen oder auch Köpfchen im Spiel, wenn bei den Eisernen die Post abgeht: Max Kruse. Als Joker kann er schlecht treffen, weil Urs Fischer, der Trainer, ihn von Anfang an braucht und die Mannschaft auch. Immer.

Na gut, fast immer. Also ist Kruse in der Rolle als Joker verschenkt, obwohl er auch das kann. Das hat er zumindest in seinen 14 A-Länderspielen bewiesen. Alle vier Tore, die er unter dem damaligen Bundestrainer Joachim Löw erzielt hat – zwei Treffer bei einem 7:0 gegen Gibraltar, das Siegtor bei einem 2:1 gegen Georgien und eines bei einem 3:4 gegen die USA –, schaffte er als „Teilzeitarbeiter“.

Doch Kruse ist ein Alleskönner. Er kann mit seinem rechten Fuß mindestens so gut wie mit seinem linken, wobei niemandem, der ihn nicht hundertprozentig kennt, auch nur annähernd auffallen würde, welcher sein Schokoladenfuß ist. Na ja, beim Elfmeter ahnt man es schon, aber nur dort. Ansonsten ist dieser Typ so was von komplett (mit dem Kopf trifft er ja auch, man denke nur an das 2:1 ausgangs der vorigen Saison gegen Leipzig), dass es eine Freude ist, ihn in der eigenen Mannschaft zu haben.

Kruse trifft nicht nur, er bereitet auch Tore vor

Vor allem auch, weil er bei allem Killerinstinkt, den man Torjägern (mit 86 Treffern in der Bundesliga ist er einer, den man ernst nehmen sollte) nachsagt, die Tür für andere öffnet. Vier der fünf Liga-Tore in dieser Saison von Taiwo Awoniyi sind nach exzellenten Zuspielen von Kruse gefallen, dazu zwei in Helsinki gegen Kuopio. Genau das macht ihn so wertvoll. Allerdings wäre Kruse nicht in Reichweite von 100 Ligatoren gekommen, würde er nicht auch mal auf eigene Faust handeln.

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Überall, wo er gespielt hat, sind Tore von ihm gefallen wie reife Früchte. Kaum war er in der vorigen Saison nach Köpenick gekommen, hat er auch in der Alten Försterei losgelegt und war mit elf Buden der torhungrigste Spieler der Rot-Weißen. Nur den eisernen Rekord hält er in der Bundesliga noch nicht. Wobei: Rekorde, na ja, im dritten Jahr liegt die Latte noch so niedrig, dass die Bestmarken leicht zu verbessern sind.

Trotzdem, Kruse gönnt man das. Also: Aktuell liegt der 33-Jährige mit zwölf Treffern (im Herbst hat er gegen den BVB vom Punkt getroffen) für den 1. FC Union gleichauf mit Sebastian Andersson, der sein Dutzend im ersten Spieljahr erzielt hat. Der beste Torschütze in Köpenick ist der Tausendsassa damit schon mal, wenn auch nicht allein. Vielleicht besser: noch nicht.

Gegen den VfL Wolfsburg hat Kruse am Sonnabend den Rekord auf dem Fuß, ob auf dem linken oder dem rechten, ist nicht wichtig. Auch ein Kopfballtreffer zählt. Vielleicht garnieren die Eisernen den sogar mit ihrem ersten Dreier gegen die Männer aus der Autostadt. Damit hat vor einem halben Jahr gegen Leipzig auch niemand gerechnet, auch gegen die Sachsen war es der erste Sieg.

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