Union-Kolumne
1. FC Union: Achtung! Bei den Eisernen geht es ans Eingemachte
Beim angekündigten Abgang von Grischa Prömel stellt sich die Frage, ob gerade etwas schiefläuft beim 1. FC Union.

Das Wort Krise ist vielleicht zu hart. Aber ans Eingemachte geht es durchaus, so zumindest die Zeichen aus Köpenick und vom 1. FC Union in den vergangenen Tagen und Wochen. Was mit der am 31. Januar abgeschlossenen Transferperiode und dem fliegenden Abgang von Max Kruse ein vorläufiges Ende finden sollte, setzt sich mit der Ankündigung von Grischa Prömel, die Eisernen nach dem letzten Saisonspiel zu verlassen, anscheinend nahtlos fort. Das hat, will man ein drastisches Wort benutzen und weil diese Entscheidung hinter eine Fünf-Jahres-Episode einen Haken ohne Ablöse macht, etwas von Ausverkauf.
Union als Sprungbrett für Aufstiegshelden
Etwas scheint gerade schiefzulaufen rund um das Ballhaus des Ostens. Die Aufstiegshelden von 2019 werden immer weniger. Jene magische Zeit mit ihrer Einmaligkeit verliert von Monat zu Monat an Glanz, weil die Helden abhandenkommen. Auch deshalb ist es, als ob die Wuhlheide mehr denn je ein Sprungbrett zu den größeren Fleischtöpfen wird, von mangelnder Identifikation mit einem Verein ganz zu schweigen. Dass der große, der elitäre Fußball immer mehr vom Mammon geprägt wird, gefällt weder den Romantikern dieses Sports noch dem Großteil der Fankurve, in welch warme Worte man so etwas beim Abschied auch immer bettet.
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Das alles muss nicht auf Grischa Prömel passen, dennoch ist gerade dieser Wechsel einer, der dem Gefühl von Ohnmacht ähnelt. Da ist einer drauf und dran, sich in die Historie des Vereins noch mehr einzubrennen als bisher, einer, dessen Name ohnehin schon im Goldenen Buch der Eisernen steht, plötzlich aber ist es ein Tschüss mit Ansage oder wie sie dort sagen, woher Prömel kommt und wohin er geht, ein Ade.
Union erlebt rasante Phase
Wer bleibt nun noch übrig von den Gladiatoren, die am 27. Mai 2019 die Alte Försterei rockten und ganz Köpenick in den sportlichen Ausnahmezustand versetzten?
Handverlesen sind sie. Christopher Trimmel, völlig klar. Der Capitano ist unerschütterlich und angesichts der Entwicklung der vergangenen Monate trotz seiner ab morgen 35 Jahre eventuell sogar ein Kandidat für die nähere Zukunft. Vom Charisma ist der Österreicher das sowieso, aber auch als Leitfigur ist er einer, der nicht unterzukriegen ist.

Julian Ryerson ist ein zweiter Held von damals, der noch mehr aus dem Schatten treten müsste. Den Namen des dritten Spielers, der von vor drei Jahren übriggeblieben ist, wissen auf Anhieb wahrscheinlich nur die Freaks aus der Kurve: Suleiman Abdullahi. Allerdings hat der Nigerianer in dieser Saison noch keine Minute gespielt.
Na gut, Jakob Busk ist noch da. Doch ist dessen Rolle im Kasten als Ersatz für den Ersatz seit Jahren zementiert und wenn kein Wunder geschieht oder Urs Fischer ihm aus Dankbarkeit für Loyalität einen Einsatz schenkt, wird der Däne, so bitter das für ihn sein mag, in der Bundesliga keine Spur hinterlassen.
Sieg gegen Mainz wäre Balsam
Oft gehen Leute, die von der Zusammensetzung und von der Chemie in einer Mannschaft etwas verstehen, vereinfacht davon aus, dass es drei Jahre braucht, um ein Team nach seinen Vorstellungen aufzubauen. Drei weitere Jahre gelingt es ihm, punktuelle Änderungen inklusive, auf dem Niveau zu spielen, auf das es gerade gehoben wurde. Wiederum drei Jahre geht es mit dieser Mannschaft, wenn nicht gegengesteuert wird, nach unten. In der Regel jedenfalls und von wenigen Ausnahmen abgesehen. Womöglich ist der 1. FC Union gerade in einer Phase, in der das alles ein wenig rasanter passiert, Anstieg, Hochplateau, Abfall. Zumindest könnten die vergangenen Wochen ein Indiz dafür sein.
Es ist aus Sicht der Anhänger und noch mehr aus Sicht des Vereins zu wünschen, dass sich ein Fallschirm öffnet, der diese Entwicklung bremst, ein Atemholen ermöglicht, um sich zu schütteln und um die Nackenschläge zu verdauen. Es ist ohnehin vermessen, die Macher der Rot-Weißen haben das auch nie getan, nach Europa zu schielen. Dass es trotzdem gelungen ist, sollte man in Köpenick genießen, aber nicht als Maßstab nehmen. Eine andere Messlatte ist viel wichtiger. Die liegt eher auf Höhe von Augsburg, Frankfurt, Köln, wenn es schlecht läuft vielleicht aktuell Bochum und wenn’s gut läuft auch mal Freiburg.
Oder Mainz. Ein Dreier gegen die Nullfünfer wäre Balsam auf die derzeit etwas geschundene eiserne Seele und auch ein Deckel, um nicht weiter ans Eingemachte zu gehen und auch um dem Wort Krise die Härte zu nehmen.
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