Keita Endo (r.) eröffnet mit seinem 1:0 Unions Tor-Party gegen Bielefeld.
Keita Endo (r.) eröffnet mit seinem 1:0 Unions Tor-Party gegen Bielefeld. Foto: imago images/Nordphoto

Feierstimmung in der Alten Försterei. Sechs Spiele sind die Eisernen nun unbesiegt. Im Normalfall hätte es nach dem 5:0 (3:0) gegen Bielefeld eine Polonaise vor den Fans gegeben. Im Duell der rot-weißen Trainer-Legenden rasiert Unions „Urst Urs“ Fischer seinen Arminia-Kollegen „Uns Uwe“ Neuhaus auch deswegen, weil Sheraldo Becker und Max Kruse toll aufdrehen. Es ist eiserne Party-Zeit ohne Endo.

Wenn es überhaupt einen Wermutstropfen beim Triumph der Köpenicker gibt, dann den, dass Keita Endo ganz früh ausscheidet: Muskelblessur im rechten Oberschenkel. Dabei ist der Japaner nach seinem ersten Bundesligator zum frühen 1:0 (3.) gut drauf. Als er raus muss, ist das Match allerdings so gut wie entschieden, weil Robert Andrich mit einem linken Hammer das 2:0 besorgt hat (13.).

Was sich insgesamt abspielt, ist so gut, dass es kaum von dieser Welt zu sein scheint. Die Rot-Weißen surfen auf Wolke sieben, strotzen vor Selbstbewusstsein und dominieren nach Belieben. In jedem Augenblick sind sie schneller, präsenter, wacher. „Es ist ein überragender Sieg mit einer richtig geilen Leistung“, bringt es Andrich auf den Punkt. Die Bielefelder, als Aufsteiger bislang gar nicht schlecht dabei, werden nach allen Regeln der Kunst aus den Latschen gekippt. Arminia-Trainer Neuhaus beschönigt nichts: „Schon nach dem 3:0 war der Stecker bei uns gezogen.“

Einer der Gründe dafür ist die taktische Schlauheit von Urs Fischer. Noch Minuten vor dem Anpfiff verrät der Coach, warum er gegenüber dem 3:1 von Hoffenheim Becker und Endo als zwei von vier Neuen ins Spiel bringt. Weil sie für mehr Tempo und Frische sorgen sollen. Wie das geht, zeigt Becker nach 130 Sekunden mit seinem Sprint nach Kruse-Pass und dem Zuspiel zu Endo. Genau das ist der Türöffner für eine Demonstration der Stärke. Bei Christopher Trimmel, dem zurückgekehrten Kapitän, klingt das so: „Wir haben über 90 Minuten sehr viel richtig gemacht, es war ein perfektes Spiel von uns.“ Nicht einmal Urs Fischer, der oft noch das Haar in der Suppe sucht, hat etwas auszusetzen, sagt: „Das haben die Jungs richtig gut gemacht.“

Es passt nahezu alles. Andreas Luthe, der nur ganz wenig beschäftigte Schlussmann, hält zum zweiten Mal die Null. Becker, der seine Läuferqualitäten mehrfach zur Geltung bringt und bei seinem schnellsten Spurt mit 35,2 kmh fast so schnell ist wie Kruse, als der in einer 30er-Zone geblitzt wurde, setzt seiner eindrucksvollen Vorstellung mit dem 3:0 (45.+2) das Sahnehäubchen auf.

Damit nicht genug. In Minute 52 schreibt Kruse nach einem Foul von Amos Pieper an Akaki Gogia Bundesliga-Geschichte. Zum 16. Mal tritt Unions Wirbelwind zum Elfer an, zum 16. Mal ist die Kugel drin. Das hat bisher nur einer geschafft, Hans-Joachim Abel (VfL Bochum zwischen 1977 und 1982). Da der damalige Elfer-König mittlerweile 68 ist, kratzt Kruse an einem Uralt-Rekord.

Die Partie ist längst im Sack, souverän, eindeutig, einfach klasse. Trotzdem bleiben die Rot-Weißen hungrig und schaffen durch Cedric Teuchert (89.) das 5:0 und damit ihren höchsten Bundesliga-Triumph. Kaum zu glauben, dass die Köpenicker Tabellenvierter sind und vor der Länderspielpause nur auf Rang 5 rutschen werden. Auch das ist nicht von dieser Welt und auf keinen Fall realistisch. Aber schön ist es doch …