Diogo Leite feiert seinen Lieblingssuperhelden Sheraldo „Spiderman“ Becker nach dessen 2:0 für den 1. FC Union.
Diogo Leite feiert seinen Lieblingssuperhelden Sheraldo „Spiderman“ Becker nach dessen 2:0 für den 1. FC Union. Imago/Matthias Koch

Das Corpus Delicti kostet ihn einst 15 Euro. „Teuer, nicht?“, meinte Sheraldo Becker mit breitem Grinsen. Muss er halt mit dem Manager Oliver Ruhnert in knallharte Verhandlungen über bessere Sieg-Prämien einsteigen, dann wird er es verschmerzen können. Genauso sicherlich, wie die Gelbe Karte, die der 28-jährige Nationalspieler des Suriname für seinen Spiderman-Maskenjubel beim 4:2 (3:0) des 1. FC Union gegen den SC Freiburg kassierte.

Es war ja nicht das erste Mal, dass der 28-Jährige ein Tor mit der Pose des berühmten Netzschwingers aus dem Hause Marvel abfeierte. Neu war halt die Kostümierung. Die ihn übrigens noch teuer hätte zu stehen kommen können, wenn Trainer Urs Fischer die Verwarnung hausintern sanktioniert hätte. Als Disziplinfanatiker ist der Schweizer Fußballehrer kein Freund exaltierter Zelebrierungen, die vom Schiri geahndet werden. Als „unnötig“ empfand Fischer das. Und hoffte, dass das nicht noch nachträgliche Folgen haben könnte. 

Zumindest in dem Punkt kann der 57-Jährige gelassen bleiben. Becker steht jetzt erst bei drei Verwarnungen. Bei nur noch zwei ausstehenden Spieltagen wird er in der dieser Spielzeit kein Spiel der Köpenicker mehr verpassen. Und ein wenig geschmunzelt hat Fischer dann doch. „Den Jubel fand ich schon gut und Spiderman habe ich mir selbst auch schon als Film  angeschaut“, so der Chefcoach des 1. FC Union.

Der 1. FC Union feiert seinen Spiderman

Es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass ein Union-Profi in einem Spiel vier Scorerpunkte versucht. Zwei Tore, zwei Vorlagen – Becker konnte mit sich und der Welt im Reinen sein. „Die Maske habe ich schon ein Jahr und nicht extra für heute bestellt. Meine Söhne hatten mich immer schon dazu gedrängt. Normalerweise wollte ich sie erst im Heimspiel gegen Werder Bremen aufziehen, aber heute war meine ganze Familie im Stadion, also habe ich das vorgezogen, verriet Becker hinterher.

Während er da so aus dem Nähkästchen plauderte, konnte er sich einige Frotzeleien von vorbeieilenden Kollegen anhören. Die nehmen ja gerne Mitspieler auf die Schippe, wenn diese der Presse Rede und Antwort stehen. Becker selber hatte das wenige Sekunden zuvor auch gemacht, als Robin Knoche – auch zweifacher Vorlagengeber – vor den Mikrofonen und Smartphons stand. Unions Abwehrchef hatte drauf mit einem „Ist gut, Peter Parker“, reagiert.

Beckers Treffer lassen den Traum des 1. FC Union immer wahrscheinlicher werden

Für diejenigen, die das nicht wissen: Peter Parker ist das Alter Ego des 1962 von Stan Lee und Steve Ditko erfundenen Superhelden, der trotz aller widrigen Umstände nie aufgibt, unermüdlich weitermacht und dafür von seinen Gegnern gefürchtet wird. Ein Charakteristikum, das irgendwie auch auf Sheraldo Becker zutrifft. „Der hat eine Qualität. Wenn du dann zu hoch stehst, gibt es Situationen, die du gegen ihn nicht verteidigen kannst“, zollte auch Freiburgs Trainer Christian Streich dem Mann des Tages ein dickes Lob. Mit 36,57 km/h-Topspeed war Becker der schnellste Spieler auf dem Platz

Der Superheld des 1. FC Union hat mit seinen elf Saisontreffern und acht Vorlagen (Platz sechs in der Scorerliste der Liga) maßgeblichen Anteil, dass der Traum von der Champions League zum Greifen nah ist für die Köpenicker. Ein grüner Kobold als potenzieller Spielverderber ist auch nicht in Sicht. Und was sind schon 15 Euro im Vergleich zu den Millionen, die die Königsklasse den Eisernen bescheren wird! 

Lesen Sie hier mehr über den 1. FC Union >>