Danilho Doekhi bejubelt seinen wichtigen Kopfballtreffer zum 3:1 für den 1. FC Union gegen Ajax Amsterdam.
Danilho Doekhi bejubelt seinen wichtigen Kopfballtreffer zum 3:1 für den 1. FC Union gegen Ajax Amsterdam. Imago/Matthias Koch

Urs Fischer, der Trainer des 1. FC Union, ist selten um Worte verlegen, wenn er nach Spielen des 1. FC Union die Lage einschätzen muss. Doch diesen – ja, man muss ihn historisch nennen – Einzug in das Achtelfinale der Europa League, da brauchte es selbst für diesen alten Fahrensmann eine Weile, bis er das einordnen konnte. Verständlich, denn so ein 3:1 (2:0) gegen Ajax Amsterdam ist ja nicht alltäglich.

„Das braucht noch ’nen Moment, biss ich mir das bewusst gemacht habe. Das ist ein großer Moment der Vereinsgeschichte. Ich denke jetzt an die ersten beiden Spiele der Gruppenphase, dir wir verloren haben und jetzt stehen wir im Achtelfinale. Der Wahnsinn geht weiter“, erklärte der 57-Jährige nach einem denkwürdigen Abend, an dem der 1. FC Union einfach Union-Dinge gemacht hat und daher ein in weiten Phasen des Spiels überlegenes Team aus dem Wettbewerb gekegelt hatte.

„Ich glaube, wir hatten so unsere Probleme mit diesem Spiel. Heute hat man die Klasse von Ajax gesehen. Vor allem in der ersten Hälfte, da mussten wir leiden! Sie haben spielerische Klasse gezeigt. Da sind wir einfach an unsere Grenzen gestoßen, haben das aber mit Mentalität wettgemacht“, so der Schweizer Fußballlehrer.

Urs Fischer lobt seinen 1. FC Union

„Die Mannschaft ist in allen Phasen des Spiels sehr ruhig geblieben, war sehr effizient. Was sie heute geleistet hat, ist unbeschreiblich. Diese Bereitschaft, die sie an den Tag gelegt hat! Sie waren unermüdlich und sehr diszipliniert. Und ja, natürlich hatten wir auch das Match-Glück auf unserer Seite“, erklärte der Cheftrainer des 1. FC Union. 

Seine Kicker hatten es da etwas einfacher. Sie genossen einfach den historischen Erfolg. Wobei das nicht mal stilecht mit einem zünftigen Gelage über die Bühne gehen konnte. Schon am Sonntag steht ja der Ligagipfel beim FC Bayern an (17.30 Uhr, Dazn). „Für mich gibt es heute nur Wasser. Aber ich habe meine Familie und Freunde hier. Die werden den Sieg schon feiern“, erklärte Danilho Doekhi, der mit seinem Kopfballtreffer zum 3:1 (50.) den Sieg quasi dingfest machte, gerade als Ajax nach den schnellen Anschlusstreffer in Durchgang zwei (47. Mohammed Kudus) Hoffnung zu schöpfen begann. 

Doekhi glaubt, dass der Name 1. FC Union jetzt ein Stück größer in Europa ist

„Unser Name wird jetzt in Europa ein Stück größer, der Erfolg, den wir gerade haben, tut dem gesamten Verein gut“, meinte Doekhi, der mittlerweile beim 1. FC Union wettbewerbsübergreifend seinen fünften Saisontreffer erzielt hat und damit binnen acht Monaten so viele Buden auf dem Konto hat, wie in seiner gesamten Zeit in der niederländischen Eliteklasse.

„Es war ein ganz wichtiges Tor für uns, weil wir ja eigentlich das 2:0 so lange wie möglich halten wollten. Das war die richtige Antwort. Und für mich natürlich ein ganz wichtiges Tor“, meinte Doekhi, der ja in Amsterdam nicht über die Reserve-Elf, die sogenannte Young Ajax, hinausgekommen war.

Völlig losgelöst! Torschütze Josip Juaranovic freut sich über seinen Treffer zum 2:0, durch den der 1. FC Union – völlig gegen den Spielverlauf – vor der Pause richtig gut unterwegs war.
Völlig losgelöst! Torschütze Josip Juaranovic freut sich über seinen Treffer zum 2:0, durch den der 1. FC Union – völlig gegen den Spielverlauf – vor der Pause richtig gut unterwegs war. Imago/Matthias Koch

Sein Vorlagengeber Josip Juranovic, der ja nach dem Hinspiel in Amsterdam schon nicht gerade mit mangelndem Selbstbewusstsein aufgefallen, war, hatte verständlicherweise auch blendende Laune. Eine Bude gemacht, eine aufgelegt.

„Für mich war es ein spezieller Abend, weil ich mein erstes Tor für den Verein geschossen habe. Unser Weiterkommen ist historisch für Union, wir leben gerade unseren Traum“, sagte der kroatische WM-Star. Und wollte dann scherzend nichts davon hören, dass bei seinem Treffer mehr Amsterdams Keeper Geronimo Rulli Pate gestanden hatte, als er selber daran Anteil gehabt hätte. 

Josip Juranovic auf den Spuren von Christopher Trimmel

„Wieso Glück? Man muss erst einmal aufs Tor schießen“, meint der Außenverteidiger lachend. Womit er zweifelsohne recht hat. Schon E-Jugend-Trainer predigen ja, wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, einfach aufs Tor schießen. „Glück gehört einfach auch mal zum Spiel dazu. Schauen sie sich die Champions-League-Partie von Real Madrid und Liverpool an. Wir alle brauchen auch Glück im Leben“, so Juranovic, der in seinem erst fünften Spiel für die Köpenicker schon dreifach an einem Tor als Vorlagengeber beteiligt war und damit sich in den großen Fußstapfen von Flankenkönig Christopher Trimmel bewegt.

„Dieses Team ist einfach eine Wucht. Hier gibt es keine individuellen Superstars. Wir funktionieren zusammen als Ganzes. Jeder gibt 120 Prozent auf dem Feld. Das macht diese Mannschaft so besonders“, freute sich der Kroate, dass er an dem neuen Erfolgskapitel der Eisernen ein entscheidendes Stückchen mitgeschrieben hat. 

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