1. FC Union: Manager Oliver Ruhnert sorgt sich um den Fußball und erklärt das eiserne Erfolgsrezept
Der Kaderplaner der Köpenicker betrachtet die Auswüchse des Profifußballs mit Sorge und geht davon aus, dass astronomische Ablösesummen bald der Vergangenheit angehören.

Der 1. FC Union kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach oben! Dabei sind sich die Köpenicker trotz des immer größer werdenden Einflusses der Kommerzmaschine Bundesliga treu geblieben. Manager Oliver Ruhnert sieht die Auswüchse des Profifußballs kritisch und verrät das eiserne Erfolgsrezept des 1. FC Union.
„Das Geld, das wir mit der Internationalisierung verdienen, müssen wir nicht den Leuten im Stadion wegnehmen, um unsere Mannschaft zu finanzieren“, sagte der 51-Jährige im Interview mit der Sonntags-FAZ.
1. FC Union: In Köpenick bleibt vieles beim Alten

Deshalb sei das Stadionerlebnis beim 1. FC Union auch noch bis heute ein spezielles. An der Alten Försterei präsentiere keine Firma die Mannschaftsaufstellung oder den Spielstand, es gebe keine Belustigung vor dem Spiel, kein Auto fahre auf den Rasen in der Halbzeitpause. Ruhnert: „Wir haben nicht mal die Verpflegung an einen Caterer abgegeben, das machen wir selbst. Deshalb gibt es die Bratwurst für 3,50 Euro.“
In seiner Heimatstadt Iserlohn ist Ruhnert Fraktionsvorsitzender der Linken, sieht allerdings keinen Interessenskonflikt. „Erstens bin ich im Verein nicht Politiker, ich muss hier niemanden bekehren. Zweitens verdient längst nicht jeder Fußballprofi Millionen“, betonte der Geschäftsführer Profifußball bei Eisern Union: „Wir hatten zuletzt einen Personaletat von rund 43 Millionen Euro für 53 Mitarbeiter in der Lizenzspielerabteilung. Und drittens: Bei uns wissen die Spieler, dass sie beim Gehalt nicht zu weit auseinanderliegen. Aber sie wissen auch, dass nicht alle das Gleiche bekommen.“
1. FC Union: Ruhnert sieht Ende der Fußball-Blase
Ruhnert kann sich vorstellen, dass astronomische Ablösesummen bald der Vergangenheit angehören, wobei für diese vor allem die englische Premier League verantwortlich sei: „Ich glaube, dass diese Blase nicht ewig Bestand haben wird. Und überall sonst haben sich Transfersummen und Gehälter nach meiner Einschätzung inzwischen eingependelt, gehen sogar eher wieder nach unten als noch weiter nach oben. Dafür hat unter anderem Corona gesorgt.“
Dies sei wichtig, um nicht das Vertrauensverhältnis zu den Fans zu verlieren: „Der Profifußball muss für die Leute erklärbar bleiben. Einen Wechsel für 300 oder 400 Millionen Euro kann niemand mehr verstehen. Ich fände auch eine Gehaltsobergrenze sinnvoll, ein Mindestgehalt für Profifußballer gibt es ja auch.“ Dieses liegt laut Ruhnert bei 3500 Euro im Monat, „im Westen etwas mehr als im Osten“.
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