Sheraldo Becker erzielt gegen Frankfurts Kevin Trapp ein Tor für den 1. FC Union, doch leider wurde diesem Treffer die Anerkennung versagt.
Sheraldo Becker erzielt gegen Frankfurts Kevin Trapp ein Tor für den 1. FC Union, doch leider wurde diesem Treffer die Anerkennung versagt. Imago/Eibner

Und dann sauste er heran. Der Ball trudelte aufs verwaiste Union-Gehäuse zu. Saint-Gilloises Viktor Boniface, angeblich auf dem Einkaufszettel von Unions Manager Oliver Ruhnert, hatte im Anschluss an eine Ecke für den 1. FC Union einen Konter begonnen, bei dem der pfeilschnelle Nigerianer den weit aus seinem Strafraum herausgeilten Frederik Rönnow überlupfen konnte. Die Kugel rollte und rollte zum sicher geglaubten 3:0 für die Belgier. Doch dann tauchte wie aus dem Nichts Sheraldo Becker auf, der Mann der an guten Tagen schneller ist als sein eigener Schatten, und klärte noch vor der Torlinie.

Dass die Partie trotzdem mit 0:3 endete und die Eisernen beim Namensvetter Royale Union Saint-Gilloises aus der Europa League ausschieden, ist bekannt. Dass Becker aber auch außerhalb seiner Kernkompetenz glänzt, war hingegen neu. Vielleicht wurde er ja durch seinen Landsmann Matthijs de Ligt angestachelt. Der Bayern-Niederländer hat ja auch in jüngster Zeit einige Male auf der Linie Tore mit Monstergrätschen verhindert.  

Sheraldo Becker verwöhnte die Fans des 1. FC Union zu Saisonbeginn

Zu Saisonbeginn hätte man Sheraldo Becker eigentlich umtaufen können – in Sheral-Goal. Sieben Treffer in der Liga ließen kühnste Träume blühen von einem kreuzgefährlichen Angreiferduo zusammen mit Jordan Siebatcheu. Der hatte nach sieben Spieltagen ja auch schon dreimal eingenetzt. Doch wenig später herrscht Funkstille. Und Becker, der sich derzeit mit der Nationalelf des Suriname auf das Concacaf-Nations-League-Spiel gegen Mexiko (Freitag, 01.00 Uhr) vorbereitet, wurde eher zu Sheral-NO.

Verständlich daher der Applaus in der Alten Försterei am Sonntag, als der 28-Jährige gegen Eintracht Frankfurt scheinbar das 2:0 erzielte. Jeder in Köpenick hätte ihm diesen Treffer gegönnt. Denn seit 130 Tagen jagt er diesem Glücksgefühl hinterher. Doch Tor Nummer acht zählte nicht. Eine Abseitsstellung. Bitter, aber korrekt.  

1. FC Union: Urs Fischer tröstet den pfeilschnellen Angreifer

Es blieb also bei den torreichen Sieben für Becker. Vorerst! Denn sein Trainer Urs Fischer ist felsenfest davon überzeugt, dass seine etatmäßige Nummer eins im Angriff das Runde irgendwann wieder im Eckigen unterbringt. Also, dass aus Sheral-No wieder Sheral-Goal wird. Und unzufrieden war er mit Becker beim Kick gegen die Hessen auch nicht gewesen. Gab ja auch keinen Grund dazu.

Tröstende Worte hatte Fischer dann auch parat, als Becker nach 75 Minuten für Jamie Leweling weichen musste. Übrigens ohne zu murren oder irgendein Zeichen für Unzufriedenheit. Der Stürmer war offenbar mit sich im Reinen.

Fischer: „Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich das schade fand mit dem nicht gegebenen Treffer. Im Spiel hatte ich noch das Gefühl, dass es kein Abseits gewesen war. Aber als ich hinterher die Bilder gesehen habe, musste man eingestehen, dass er ein, zwei Schritte zu tief drin stand. Aber er hatte einige sehr gute Aktionen. War mit seiner Schnelligkeit gefährlich. Hatte dieses unermüdliche Provozieren und in die Tiefe laufen. Schade für ihn, ich hätte ihm das Tor gegönnt.“

Ein bisschen an der Trefferflaute sind ja auch die Kollegen schuld. Sven Michel, Kevin Behrens, Becker & Co.  sind ja auch von den Zuspielen ihrer Hintermänner abhängig. Doch die nur 70 Prozent Passquote gegen Frankfurt (77 Prozent sind es im Saisonschnitt) waren alles andere als Gold.

Becker selber war auch nicht sonderlich gram. Bei Instagram schrieb er am Abend nach dem 2:0-Erfolg gegen die Eintracht von „Another perfekt Sunday“ (Ein weiterer perfekter Sonntag). Macht keiner so, der mit der Welt unzufrieden ist.

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