Eine Szene aus dem Derby vom 4. Dezember 2020
Eine Szene aus dem Derby vom 4. Dezember 2020 City-Press GmbH

1. FC Union gegen Hertha BSC. Die einst freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Fans der Hauptstadt-Clubs haben sich schon lange in eine gern gepflegte Abneigung verwandelt. Vor dem Berliner Derby an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) in der Fußball-Bundesliga ist eine Wiederholung des Krawall-Spiels vom November 2019 aber nicht die große Sorge.

22.012 Zuschauer dürfen erstmals in der Corona-Pandemie wieder im Stadion an der Alten Försterei sein. Das weckt Ängste vor vielen Ansteckungen. Die Clubs setzen auch auf die Vernunft der Besucher. Sportlich will die Hertha den vorbeigezogenen Rivalen endlich wieder einbremsen.

Corona

Wohl noch nie wurde vor einem Hauptstadt-Duell so wenig über Fußball gesprochen. Auch nicht bei den bislang drei Geisterspielen in der Pandemie-Zeit. Jetzt sind die Zuschauer in voller Stärke zurück. 22 012 Fans dürfen dabei sein. Das Stadion an der Alten Försterei ist ausverkauft. Warum jetzt?, fragen Kritiker angesichts rapide steigender Infektionszahlen.

Die Regeln erlauben es, sagen die Clubs. Rein kommt nur, wer geimpft oder genesen ist. Eine Maske muss getragen werden, möglichst auch am Sitz- oder Stehplatz. Alkohol wird nicht ausgeschenkt und möglichst sollen sich alle Besucher am Samstag noch selbst testen. Der Fußball setzt auf Eigenverantwortung - zumindest ein Wagnis.

Ausgangslage

Union ist sportlich längst die Nummer eins in der Stadt. Platz acht und vier Punkte vor der Hertha auf Platz 13 sind Beleg für eine Konsolidierung des Aufschwungs auf lange nicht für möglich gehaltenem Bundesliga-Niveau. Und in der europäischen Conference League spielt man ja auch noch mit. Die Hertha respektiert die Entwicklung des Stadtrivalen.

Ein bisschen ist man auch stolz, dass Berlin die derzeit einzige Stadt mit zwei Erstliga-Clubs ist und nicht mehr München oder Hamburg. Doch auch nach dem Derby wird man hinter den Eisernen liegen. Ein Trost für die Blau-Weißen wäre die Beibehaltung des inoffiziellen Titels als Stadtmeister, den der Sieger für sich reklamieren darf.

Personal

Auch hier mischt Corona mit. Bei Union fehlt der infizierte Angreifer Kevin Behrens. Bei Hertha ist ein Einsatz von Stürmer Stevan Jovetic nach dessen positivem Test in der Vorwoche bei der montenegrinischen Nationalmannschaft ungewiss.

Ansonsten muss Trainer Pal Dardai auf den rot-gesperrten Kapitän Dedryck Boyata und den Rekonvaleszenten Lukas Klünter verzichten. Bei Union meldete sich noch Paul Jaeckel mit Erkältungssymptomen ab.

Raketeneinschlag: Im November 2019 kam es beim Derby in der Alten Försterei zu diesen schlimmen Szenen. 
Raketeneinschlag: Im November 2019 kam es beim Derby in der Alten Försterei zu diesen schlimmen Szenen.  dpa/Britta Pedersen/ZB

Historie

 Zum fünften Mal treffen die Berliner Rivalen in der Bundesliga aufeinander. Einen Auswärtssieg schaffte dabei bisher keiner. Union gewann das von Krawallen überschattete erste Spiel im November 2019 durch einen Foulelfmeter von Sebastian Polter kurz vor Schluss mit 1:0.

Die Hertha gewann ihre beiden Heimspiele im leeren Olympiastadion (4:0/3:1) und darf sich Stadtmeister nennen, weil es im bislang letzten Derby im April im Stadion an der Alten Försterei ein 1:1 gab.

Zudem gab es noch vier Duelle in der 2. Liga zwischen 2010 und 2013 - hier ist die Bilanz mit je einem (Auswärts-)Sieg und zwei Remis ausgeglichen. Legendär ist das Freundschaftsspiel im Januar 1990 zur Feier des Mauerfalls - das 2:1 für die Hertha im Olympiastadion war damals nebensächlich.