Spioniert die Corona-Warn-App heimlich Bürger aus?

Zur Eindämmung von Infektionsketten wird in vielen Ländern an Apps gearbeitet, die Kontakte von Smartphone-Anwendern technisch erfassen, um diese später kontaktieren zu können, falls einer sich mit dem Coronavirus infiziert haben sollte. Der KURIER prüft an dieser Stelle Mythen und Theorien rund um das Coronavirus auf ihren Wahrheitsgehalt. Heute: Die kommende Corona-Warn-App spioniert heimlich Bürger aus.
Am 21. Mai veröffentlichte Apple das Betriebssystem-Update iOS 13.5, mit dem auch ein „Covid-19-Kontaktprotokoll“ eingeführt wurde. Das Protokoll ist zunächst ausgeschaltet und kann erst dann aktiviert werden, wenn eine autorisierte Anwendung wie die geplante Corona-Warn-App des Bundes installiert wird. Google lieferte die Funktion am selben Tag für die Android-Smartphones aus, allerdings nicht in Form eines klassischen Android-Updates, sondern über eine Aktualisierung der „Google Play Services“.
Die Behauptung, mit dem Update von iOS oder den „Google Play Services“ könne die Regierung genau verfolgen, wo und mit wem man sich treffe, ist in mehrfacher Hinsicht falsch. Durch die Updates ohne die Installation einer geeigneten App alleine passiert zunächst nichts. Und auch nach der Installation einer autorisierten Corona-Warn-App, die die neuen technischen Möglichkeiten in iOS oder den „Google Play Services“ ausnutzt, ist diese Behauptung nicht richtig. Es werden von der Corona-Warn-App keine Ortsinformationen erfasst oder übertragen.
Die Kontaktdaten liegen auf keinem Server, der von der Regierung theoretisch oder in der Praxis erreicht werden könnte, sondern nur auf dem Smartphones der Anwender. Und die per Bluetooth übertragenen Kontaktdaten werden ein zweistufiges Anonymisierungsverfahren durchlaufen, sodass man auf den übertragenen Kurzzeitschlüsseln nicht auf den Besitzer des Smartphones schließen kann.