Formel 1 : So demontiert Ferrari Sebastian Vettel
Stallorder, Intrigen und Indiskretionen vermiesen dem Vierfach-Weltmeister das PS-Leben.

Die einstige Traumehe zwischen Ferrari und Sebastian Vettel (32) endet im Rosenkrieg. Das durch eine erneute Indiskretion in Italien öffentlich gewordene Witz-Angebot von Teamchef Mattia Binotto (50) ist das letzte Zeichen dafür, dass ihr gemeinsamer Weg zu Ende gehen wird – und wegen des lahmen Autos wohl ohne Titel. Die Dokumentation: So wurde Vettel von Ferrari demontiert.
Schon in der Saison 2017 wurde Vettel nach Fehlern und dem WM-entscheidenden Crash mit Kimi Räikkönen (40) in Singapur von Ferrari-CEO Sergio Marchionne (†66) öffentlich kritisiert. Im Jahr darauf folgt der Knackpunkt.
Monza 2018: Obwohl Vettel Titelkandidat ist, muss er im Qualifying Edelhelfer Räikkönen Windschatten spenden. Hamilton siegt, Vettel wird nur Vierter und verliert den Glauben an Teamchef Maurizio Arrivabene (63), der sich einen Machtkampf mit Technikchef Mattia Binotto (50) liefert.
Austin 2018: Vettel wird wegen Missachtens Roter Flaggen strafversetzt, zudem enthüllt die „Gazzetta dello Sport“ eine Rauswurf-Klausel im Vertrag. Kimi darf das Rennen gewinnen. Mit weiteren Niederlagen gegen Lewis Hamilton (35) geht die Saison zu Ende.
Januar 2019: Ferrari ersetzt Arrivabene durch Binotto und der ersetzt Vettel-Kumpel Kimi durch Supertalent Charles Leclerc (22). Vettel wird weiter geschwächt, als die „Gazzetta“ enthüllt: Leclerc war im ersten Geheimtest gleich schneller als der Platzhirsch.
Melbourne 2019: Der neue Ferrari liegt Vettel nicht, Leclerc ist schneller und befolgt nur widerwillig die Teamorder. Das Verhältnis der beiden bekommt Risse.
Montreal 2019: Vettel wird der Sieg gegen Hamilton wegen Abkürzens aberkannt – der moralische Knackpunkt.
Le Castellet 2019: Vettel kritisiert die Technik-Updates von Ferrari und riskiert damit den Riss mit Teamchef Binotto, der fortan Leclerc freie Fahrt gibt.
Spa 2019: Vettel muss Leclerc im Qualifying Windschatten geben, der Jungstar rast zur Pole und zum ersten Sieg.
Monza 2019: Leclerc verweigert Vettel im Qualifying den Windschatten und gewinnt von der Pole. Binotto erteilt ihm die Absolution: „Ich vergebe dir.“ Vettel dagegen dreht sich und wird auch noch wegen Gefährdung von Lance Stroll (21) bestraft. Ab sofort ist Leclerc neuer Ferrari-Liebling.
Singapur 2019: Binotto degradiert Vettel in der „Gazzetta“ zum Leclerc-Helfer à la Rubens Barrichello (47). Folge: Vettel wirft mal wieder die Pole weg, Leclerc demütigt ihn erneut. Binotto lobt den Jungspund: „Er ist so konzentriert.“ Über Vettel sagt er fast mitleidig: „Er bemüht sich.“
Interlagos 2019: Leclerc und Vettel crashen, der Erfahrenere bekommt den schwarzen Peter. Die Folgen: Binotto entzieht ihm den Nr.-1-Status. Insider raten Binotto bereits, 2020 voll auf Leclerc zu setzen. Das Problem: Als Nummer zwei ist Vettel mit 30 Millionen Euro Jahresgehalt zu teuer.
Dezember 2019: Leclerc erhält einen Fünfjahresvertrag mit fetter Gehaltserhöhung und darf erzählen, dass er es „respektieren“ würde, sollte sich Ferrari von Vettel trennen.
Februar 2020: Vettel ist beim ersten Test krank und gerät im Vertragspoker immer mehr in die Defensive. In Italien werden schon Nachfolgekandidaten gespielt – von Daniel Ricciardo (30) bis Weltmeister Hamilton.
April 2020: In der Corona-Pause will Vettel mit Binotto den neuen Vertrag fixieren, doch der bietet ihm nur ein Jahr und ein Drittel seines bisherigen Gehaltes. Auch das darf die „Gazzetta“ enthüllen. Das Ende naht ...