Weil gerade Tour de France war

Wissen Sie noch, was bei der letzten DDR-Rundfahrt so abging?

Uwe Ampler und die Star-Truppe von DHfK Leipzig dominierten, heute ist der Radstar Reha-Trainer und sucht eine Frau.

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Uwe Ampler war vor der Wende der große Hoffnungsträger. Aber bei den Profis schaffte er den ganz großen Durchbruch nicht.
Uwe Ampler war vor der Wende der große Hoffnungsträger. Aber bei den Profis schaffte er den ganz großen Durchbruch nicht.Camera 4/Imago

Die Tour de France ist gerade vorbei, jetzt freuen sich die Radsport-Fans hierzulande auf die Deutschland-Tour ab dem 23. August. Doch wie in Frankreich wird es nach den insgesamt 724 Kilometern von St. Wedel nach Bremen (Prolog plus vier Etappen) wohl nichts mit einem deutschen Gesamtsieger. Wie es ihn zum Beispiel bei der letzten DDR-Rundfahrt gab.

Die rollte vom 9. bis zum 17. September 1989 über 1011,5 Kilometer vom Prolog in Dresden kreuz und quer durch das Erzgebirge bis Schwarzenberg, dem Zielort der 9. Etappe. Uwe Ampler (58) gewann wie schon 1986 und 1987 und erinnert sich noch ganz gut: „Wir haben damals keinen Berg ausgelassen. Mir kam das natürlich entgegen.“ Klar, die Bergwertung gewann der Leipziger auch.

Uwe Raab und Jan Schur helfen Uwe Ampler

Aber Radfahren war auch schon damals kein Einzelsport mehr. Ampler, 1986 Amateur-Weltmeister auf der Straße: „Ich erhielt kräftige Unterstützung von meiner Mannschaft.“ Das war damals DHfK Leipzig mit Uwe Raab (heute 61), Bert Dietz (54), Steffen Rein (54), Thomas Liese (54) und Jan Schur (60).

Bei diesen Namen schnalzen die Fans heute noch mit der Zunge. Mit Ampler, Raab und Liese (Bahn) traten da drei Weltmeister sowie mit Ampler und Schur auch zwei Team-Olympiasieger von 1988 in die Pedale.

Olympiagold 1988 im Mannschaftsfahren auf der Straße: Uwe Ampler, Mario Kummer, Maik Landsmann, Jan Schur (v.l.n.r.)
Olympiagold 1988 im Mannschaftsfahren auf der Straße: Uwe Ampler, Mario Kummer, Maik Landsmann, Jan Schur (v.l.n.r.)Sven Simon/Imago

1990, 1991 und 1992 versuchte sich Ampler auch bei der Tour de France. Nur 1991 kam er in Paris an, wurde Gesamt-32. „Alles Geschichte. Ich arbeite heute als Trainer für Fitness- und Reha-Sport in Leipzig-Nauenhof. Mein Sohn Rick lebt in der Schweiz mit einer Schweizerin zusammen“, erzählt Ampler.

Amplers Enkel wurde am Todestag des Vaters geboren

Wie auch das – für alle, die nicht an Zufall glauben: „Mein Enkel kam im vorigen Jahr am 6. Mai zur Welt, am 6. Mai 2016 war mein Vater Klaus gestorben.“ Klaus Ampler (†75) gehörte als Fahrer und Trainer auch zu den Großen.

Uwe Ampler 1994 mit Vater Klaus Ampler und Sohn Rick, der ihn im vergangenen Jahr zum Opa machte
Uwe Ampler 1994 mit Vater Klaus Ampler und Sohn Rick, der ihn im vergangenen Jahr zum Opa machteHarald Lange/Imago

Uwe Ampler lebt heute allein, sagt fast ein wenig resignierend: „Es ist fast unmöglich, eine bescheidene Frau zu finden.“ Dienstag war er bei seiner Mama Waltraud, die ihren 86. Geburtstag feierte: „Mutter wohnt immer noch in unserer alten Wohnung in Gohlis.“

Martin Goetze, der etwas andere Star

Zurück zur letzten DDR-Rundfahrt. Die bestritt in einer BSG-Auswahl auch Martin Goetze (65). Insgesamt waren 19 Teams aus sieben Ländern am Start. Goetze musste wegen seiner unangepassten Art den SC DHfK verlassen, der Leipziger trat dann weiter ungestüm für Gröditz in die Pedale und holte als BSG-Fahrer drei DDR-Straßenmeister-Titel.

Martin Goetze 2015 in seinem Fahrrad-Geschäft
Martin Goetze 2015 in seinem Fahrrad-GeschäftPicture Point LE/Imago

Nach dem Mauerfall holte ihn Trainer-Legende Wolfram Lindner (†68) 1990 ins Friedensfahrt-Team. Goetze gewann den letzten Tagesritt der 43. Friedensfahrt von Szczyrk nach Bielsko-Biala, ging als als letzter DDR-Etappensieger in die Geschichte des großen Rennens sein. Heute betreibt Ingenieur Goetze ein Fahrrad-Geschäft in Leipzig.

Täve Schur und Bernd Drogan sind die Rekordsieger

Übrigens: Die erste DDR-Rundfahrt wurde 1950 gestartet, sie erlebte 37 Auflagen. Die Weltmeister Gustav Adolf „Täve“ Schur (92) und Bernd Drogan (67) gewannen als einzige je viermal.

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