Die Skizze der neuen Tribünenanlage für den Willi-Sänger-Sportplatz. 
Die Skizze der neuen Tribünenanlage für den Willi-Sänger-Sportplatz.  VSG Altglienicke

Berlin und seine Stadien. Ein trauriges Kapitel. Hertha BSC kommt bei seinen Neubauplanungen nicht voran. Der 1. FC Union kann sein überarbeitetes Konzept zur Erweiterung der Alten Försterei immer noch nicht vorstellen. Im Sportforum kämpft der BFC Dynamo einen einsamen Kampf gegen die Politik, die das große Fußballstadion im großen Areal einer kleinkarierten Lösung zuführen möchte. Auch die VSG Altglienicke, im dritten Jahr in Folge in der Spitzengruppe der Regionalliga Nordost beheimatet und eigentlich nur durch die Quotienten-Regelung um dem Meistertitel 2021 gebracht, kann ein Lied davon singen.

Zwar hat das Team von Trainer Karsten Heine und Assistent Torsten Mattuschka seit geraumer Zeit ein ständiges Trainingsdomizil in der Willi-Sänger-Sportanlage unweit von Baumschulenweg gefunden. Doch die Pläne, dort ein regionalligataugliches Stadion zu errichten, kommen nicht voran. 2024 könnte es so weit sein. Wenn bis dahin die Ausschreibungen zur Errichtung einer Tribünenanlage durch sind.

Seit zwei Jahren irren die Kicker der VSG quer durch die Stadt, um ihre Spiele zu absolvieren. Zunächst mussten sie im Jahnsportpark kicken. Als sie dort rausgeschmissen wurden, blieb nur der Weg in den Nordwesten der Stadt offen. Doch Herthas Amateurstadion lockt eher keinen Fan aus dem Südosten der Stadt nach Westend. „Es muss doch das Ziel sein, dass wir in dieser Stadt als Sportstadt über drittligataugliche Stadion verfügen können. Wir sind die Hauptstadt Deutschlands und hier passiert nichts. In England, in London geht das doch auch“, ereiferte sich Tusche.

VSG mit Verständnis für den Kampf des BFC

Auch für den Kampf der Dynamos zeigt man bei der VSG vollstes Verständnis. „Der BFC“, so Heine, „hat ja eine Aufgabe in diesem Gebiet. Und dass man dieses Stadion einmotten will, das ist ja unfassbar. Das kann ich gar nicht begreifen. Das hat zwar mit uns nichts zu tun, aber ist ein Beispiel dafür, dass da Leute etwas machen, die mit Sport nichts am Hut haben. Zumindest nicht mit Leistungssport.“ 

Auch in dieser noch jungen Spielzeit mischt die VSG wieder vorne mit, ist ein ernsthafter Kandidat auf die Meisterschaft. Ist der Titel da, steht Altglienicke erneut vor der Frage: Wo soll es dann weitergehen? „Wir wollen so hoch wie möglich in der Tabelle stehen. Wir machen das aber von Spiel zu Spiel. Dabei wollen wir einfach nur gut Fußball spielen und das Maximum rausholen“, sagt Karsten Heine. Und wenn es am Ende Platz eins und damit die Relegation zur 3. Liga wird, wird das gerne mitgenommen. „Wir würden uns nicht dagegen wehren“, so Heine weiter. 

Torsten Mattuschka und Karsten Heine versuchen die VSG Altglienicke nach oben zu bringen.
Torsten Mattuschka und Karsten Heine versuchen die VSG Altglienicke nach oben zu bringen. imago/Matthias Koch

Es würde das Wachstum des Klubs weiter beschleunigen. Der ja derzeit nicht nur durch die erste Männermannschaft besticht. Die zweite, die eine U23 ist, ist Spitzenreiter in der Landesliga. Die A-Junioren sind Erster in der Regionalliga. Stolz ist man darauf, dass immer mehr Kicker die VSG als Sprungbrett in den höherklassigen Fußball nutzen können. Und auch erstmals drei eigene Nachwuchskräfte in das Regionalligateam eingebaut zu haben, zeugt von Nachhaltigkeit und Wertschöpfung. 

VSG hofft auf Union-Fans

Es würde Zuschauer anlocken. Wenn man im heimischen Kiez spielen könnte. „Wenn wir hier in der Willi-Sänger-Ablage spielen, dann kommen auch unsere Zuschauer aus Altglienicke wieder her“, glaubt Mattuschka. Dazu würden sicherlich auch zahlreiche Union-Anhänger öfter mal vorbeischauen. Eine U23 gibt es bei den Eisernen ja nicht mehr. Im Aufstiegsfall würde die Willi-Sänger-Sportanlage nicht ausreichen. Aber auch in der Regionalliga würde man bei der VSG gerne wieder echte Heimspiele haben wollen.

Lokal verwurzelt sein. Das zählt. Ökologischer ist es zudem. Doch in der Stadt tut sich nichts. „Viktoria ist voriges Jahr aufgestiegen und hatte auch keine richtige Heimspielstätte. Die mussten umziehen. Obwohl sie in Lichterfelde ein schönes Stadion haben“, so Heine. 

In dieser Spielzeit ist der BAK, am 2. Oktober Gegner der VSG, ganz vorne. 3. Liga dürften auch die Moabiter nicht im Poststadion spielen. Es stünde auch dort eine (politisch zu verantwortende) Entwurzelung bevor. 

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