Fan-Massen wie bei der Tour de France passen in Corona-Zeiten nicht zusammen.
Fan-Massen wie bei der Tour de France passen in Corona-Zeiten nicht zusammen. Foto: Imago Images 

Paris - Der Traum von einer Tour de France auch in diesem Jahr lebt. Zumindest für Christian Prudhomme. Auch wenn ringsum wegen der Corona-Krise alle Pläne für die wichtigsten Sportereignisse des Sommers implodieren, hält der mächtige Boss der Tour weiter mit gallischer Treue am Riesenereignis fest.

Geht es nach Prudhommes Willen, soll die Karawane mit voller Kapelle durchs Land ziehen. „Die Tour wird nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden“, verkündete er mit Nachdruck. Wenn es also eine Tour (27. Juni bis 16. Juli) gibt, und davon scheint Prudhomme überzeugt, soll sie das gewohnte Spektakel werden.

Dabei musste der Macher  die ebenfalls von seiner ASO veranstaltete Tour-Generalprobe Criterium de Dauphine (31. Mai bis 7. Juni) schon ohne neuen Termin verschieben, gestern sagten die Organisatoren der Tour de Suisse (6. bis 14. Juni) den zweiten Härtetest komplett ab. Und die Frankreich-Rundfahrt selbst? „Der Termin für die Tour bleibt vorerst unverändert“, sagte Prudhomme. Der Termin soll bleiben, die Zuschauer sollen bleiben.

Prudhomme spielt auf Zeit

Einmal ganz abgesehen davon, dass eine Geister-Tour angesichts eines Betriebs von in Nicht-Krisen-Zeiten zehn Millionen Zuschauern und 29000 Sicherheitskräften über drei Wochen ohnehin kaum realisierbar wäre: Dass die Tour wie geplant am 27. Juni in Nizza startet, wird angesichts von schon mehr als 5000 Toten in Frankreich immer unwahrscheinlicher.

Doch anders als beispielsweise die Bosse vom Tennis-Spektakel in Wimbledon will Prudhomme weiterhin nichts von einer Absage wissen. „Ich wünsche mir, dass die Tour de France diesen Sommer stattfindet. Wenn sie nämlich nicht stattfindet, würde dies bedeuten, dass sich das Land in einer katastrophalen Situation befindet“, findet der 59-Jährige. Im Umkehrschluss also: Fährt die Tour, dann ist alles gut ...

Prudhomme spielt auf Zeit, angeblich haben sich die Organisatoren eine Frist bis 15. Mai gesetzt. Auch neue Starttermine (1., 15. Juli oder 1. August) machen schon die Runde. Aber die Hängepartie stößt selbst in Frankreich auf immer größere Kritik. Ex-Sportminister David Douillet spricht aus, was viele denken: „Eine Tour unter diesen Umständen zu veranstalten, ist Irrsinn.“