Die nachhaltigen Papp-Betten im olympischen Dorf haben die ersten Belastungsproben bestanden.
Die nachhaltigen Papp-Betten im olympischen Dorf haben die ersten Belastungsproben bestanden. Twitter

Rhys McClenaghan springt auf seinem Olympia-Bett herum, als wäre es ein Turngerät. Gleich sechs Mal hüpft der Ire bei seinem Praxistest in die Luft, nach sechs harten Landungen steht für den WM-Dritten am Pauschenpferd fest: Die Pappe hält!

Mit seiner kleinen Turneinlage landete McClenaghan mit freiem Oberkörper, in blauen Shorts und weißen Socken einen Internet-Hit – und entlarvte laut offiziellem Twitterkanal der Tokio-Spiele einen „Mythos“. Die Betten, sagte McClenaghan in einem Video, sollten angeblich als „Anti-Sex-Maßnahme“ instabil gebaut worden sein und „bei plötzlichen Bewegungen zerbrechen“. Sein Fazit? „Das ist eine Fake News!“

Zuvor hatte die New York Post berichtet, die Papp-Betten sollten das Einhalten der Corona-Maßnahmen wie Abstandhalten unterstützen. Doch nach dem Test des Europameisters von 2018 jubilierten die Veranstalter: Die nachhaltigen Schlafplätze seien „stabil“ genug – auch für Sex.

Olympia und Sex – das war und ist ein großes Thema

„Die sind richtig solide“, bestätigte Segel-Weltmeister Philipp Buhl, „sie sollten bloß nicht nass werden. Aber ich schlafe da richtig gut drin.“ Das ist auch notwendig – guter Schlaf gilt schließlich als eine der wichtigsten Voraussetzungen für Top-Leistungen.

Aber Sex? Die über 11.000 Athletinnen und Athleten werden wegen der Pandemie ermahnt, „unnötige Formen von Körperkontakt zu vermeiden“. Die von den Organisatoren verteilten 160.000 Kondome seien „nicht dazu gedacht, im olympischen Dorf benutzt zu werden“, teilte das OK mit. Stattdessen sollen sie „mitgenommen werden und helfen, die Kampagne zur Bewusstseinsbildung über Aids zu unterstützen“.

Dennoch: Olympia und Sex – das war und ist ein großes Thema. 2016 in Rio verzeichnete die Dating-App Tinder Rekordzugriffe, manche Liebelei fand im Sportler-Dorf ihren Anfang.

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Und in Tokio? Die Papp-Betten zielten darauf ab, „Intimität unter den Athleten zu vermeiden“, schrieb der US-Langstreckenläufer Paul Chelimo augenzwinkernd bei Twitter – und die Post berichtete. Auch der australische Basketballer Andrew Bogut meldete Zweifel an der Standfestigkeit an. Chelimo witzelte mit Blick auf seine schmale Statur, „von uns würden problemlos vier Leute Platz finden“.

Überhaupt soll es im olympischen Dorf in diesem Jahr keinen Sex geben. Die Veranstalter haben wegen Corona für die Athleten im olympischen Dorf strenge Regeln aufgestellt. Der Abstand zu anderen Personen soll strikt eingehalten werden. Dazu sollen „unnötige Formen des physischen Kontakts“ vermieden werden, sonst drohen Geldbußen, Disqualifikation bis hin zu einer Ausweisung aus Japan. Mit der verklemmten Formulierung ist schlichtweg gemeint: Die Sportler sollen untereinander keinen Sex haben.

Olympia-Betten halten zwei Personen stand

Außerdem gibt es während der Spiele keine Vergabe von Gratis-Kondomen an die Athleten. Das war seit 1988 wegen Aids gute (und sehr beliebte) Tradition. Diesmal bekommen die Sportler die 160.000 eingeplanten Verhüterlis erst bei der Abreise.

Zurück zu den Betten: Laut dem japanischen Hersteller (Airweave) halten die Betten einem Gewicht von 200 kg oder zwei Personen stand. Beim Bau stand aber weniger der Gedanke an nächtliche Aktivitäten als die Umwelt im Vordergrund. Auch die Matratzen (vier Härtegrade!) aus Polyethylen sollen fast „unendlich oft“ wiederverwertbar sein.

Für die 3600 Appartements im Dorf wurden 18.000 Betten hergestellt, 8000 sollen für die Paralympics bleiben. Was nach den Spielen übrig ist, wird gespendet. Auch die „Turnmatte“ von McClenaghan.