In nur 33 von 110 Jahren
Tour de France: Der Osten hängt den Westen ganz klar ab
Olaf Ludwig, Erik Zabel, Jan Ulrich & Co.: Von 92 deutschen Tageserfolgen gehen 60 auf Profis mit Ostvergangenheit und noch vieles mehr.

Die Tour de France schlägt wieder mal Radsport-Fans in ihren Bann. Auch in Deutschland, obwohl es bisher nur wenig Anlass gibt, mit deutschen Profis zu fiebern. Nur sieben (von 176 in Bilbao gestarteten Fahrern) nehmen diesmal die große Schleife unter die Reifen, die Chancen auf den ganz großen Wurf sind unter Null, vielleicht ist wenigstens ein Etappensieg drin. Das war mal ganz, ganz anders.
Anfang der 2000er-Jahre stammten von den meist 30 Deutschen bisweilen 20 Profis sogar aus ostdeutschen Vereinen. Schon 1990, als die Mauer gefallen war, stemmten sich gleich mehrere DDR-Fahrer bei der Tour in die Pedale: Olaf Ludwig, Uwe Raab, Jan Schur oder Mario Kummer.
Etappen-König ist Marcel Kittel (Erfurt)
In Besancon zeigte Ludwig als Olympiasieger von 1988, dass er auch bei den Profis mithalten kann. Im Spurt holte er sich das Grüne Trikot des besten Sprinters und verteidigte es 29 Jahre nach Rudi Altig als erster Deutscher bis Paris. Als Ludwigs Erbe holte der Berliner Erik Zabel vom TSC sechs Jahre in Folge das grüne Leibchen und gewann zwölf Etappen.
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Als Etappenkönig der Deutschen schälte sich der Erfurter Marcel Kittel heraus, der 14-mal auf der obersten Stufe des Siegertreppchens stand. Insgesamt gewannen von den 92 deutschen Etappensiegen in 110 Jahren Tour de France Profis mit Ostvergangenheit einschließlich Berlins Simon Geschke 60 Tages-Erfolge. Kein schlechtes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass die Ossis nur 33 von 110 Jahren Tour de France absolvieren konnten.
Jan Ullrich: Trophäen stehen in Berlin
Den Vogel schoss dabei 1997 der einstige Berliner Dynamo-Fahrer Jan Ullrich ab. Schon 1996 zerrte Ulle an den Ketten, musste sich aber der Team-Raison bei Telekom beugen und für den Dänen Bjarne Riis die Domestiken-Arbeit leisten. 1997 auf der 10. Etappe von Luchon hinauf auf den 2240 Meter hohen Arcalis in Andorra gab es für Ulle kein Halten mehr.
Elf Kilometer vor dem Ziel nickte Riis und Jan zog mit Dampf in den Beinen los. Ulrich gewann, holte sich das Gelbe Trikot und verteidigte die Trophäe bis nach Paris. Der gebürtige Rostocker ist bis heute der einzige deutsche Gesamtsieger bei der Tour de France.
Übrigens das Gelbe, Pokale und Siegerkränze, die Jan Ullrich in seiner Karriere gewonnen hat, stehen als Zeichen der Dankbarkeit in einem gesonderten Raum bei Trainer Peter Becker in Berlin. Becker, der in vier Wochen seinen 85. Geburtstag feiert, übernahm Ullrich als 13-Jährigen von Peter Sager in Rostock. Sager entdeckte übrigens auch André Greipel, der mit elf Tagessiegen Nr. 3 der Deutschen bei der Runde durch Frankreich ist.
Jens Voigt ist Teilnahme-Rekordler
Ein weiterer Berliner aus dem Norden ist der aktuelle Eurosport-Experte Jens Voigt, geboren in Grevesmühlen. Mit 17 Starts hält er den deutschen Tour-Rekord. Nur der Franzose Sylvan Chavanel quälte sich einmal mehr über die Landstraßen Frankreichs. Voigt gewann zwei Etappen, trug das Gelbe und das Bergtrikot.

Jan Ullrich stand siebenmal auf dem Podium bei der Gesamtwertung. Neben seinem Sieg fuhr er noch fünfmal auf Platz zwei und einmal auf den dritten Rang. Ein bisschen unter dem Radar stampelte immer Andreas Klöden. Doch der Mann aus Forst vom TSC Berlin durfte sich zweimal als Gesamtzweiter ehren lassen.
Die Etappensieger aus dem Osten Deutschlands: Marcel Kittel 14, Erik Zabel 12, André Greipel 11, Jan Ullrich 7, Tony Martin (Cottbus) 5, Olaf Ludwig 3, Jens Voigt 2, je eine Etappe gewannen Sebastian Lang (Erfurt), John Degenkolb (Gera), Jens Heppner (Gera), Markus Burghardt (Zschopau), Bert Grabsch (Potsdam) und Simon Geschke (Berlin), der auch 2023 mit im Feld dabei ist.
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