Man sieht ihm förmlich an, dass er sich auf der Rennstrecke in Saudi-Arabien nicht richtig wohlfühlt: Ex-Formel-1-Fahrer und TV-Experte Ralf Schumacher.
Man sieht ihm förmlich an, dass er sich auf der Rennstrecke in Saudi-Arabien nicht richtig wohlfühlt: Ex-Formel-1-Fahrer und TV-Experte Ralf Schumacher. Foto: Imago/Nordphoto

Rennen trotz Raketenangriff! Die Formel 1 zieht ihr Ding gnadenlos durch. Trotz des Anschlags jemenitischer Huthi-Rebellen auf die benachbarte Ölraffinerie des Aston-Martin-Sponsors Aramco soll der Große Preis von Saudi-Arabien am Sonntag (19 Uhr, Sky) auf dem Jeddah Corniche Circuit steigen. Das entschieden Formel 1 und Weltverband Fia – dabei wollte der Großteil der Fahrer eine Absage.

Bis weit nach Mitternacht diskutierten die 20 Piloten um Rekordchampion Lewis Hamilton (37), Weltmeister Max Verstappen (24) und WM-Spitzenreiter Charles Leclerc (24), ob sie das Rennen boykottieren sollen. Verstappen-Helfer Sergio Perez (32) gestand Red-Bull-Sportchef Dr. Helmut Marko (78), dass er Angst habe.

Klare Ansage von den Chefs

Doch die Fahrervereinigung GPDA schrieb nur von einem „belastenden Tag für die Fahrer“ und einer „Vielzahl von Optionen“, die diskutiert worden seien. Die Option Boykott wurde ihnen aber von Formel-1-Chef Stefano Domenicali (56), Fia-Präsident Ben Sulayem (60) und ihren Teamchefs ausgeredet.

Sulayem beschwichtigte: „Worauf zielen die Huthis? Auf die wirtschaftliche Infrastruktur, nicht auf Zivilisten und nicht auf die Rennstrecke.“ Man habe „die Fakten geprüft und auf hoher Ebene die Zusicherung, dass dieser Ort sicher ist“.

„Man darf sich nicht einschüchtern lassen“

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto (52) stieß ins gleiche Horn: „Es ist nicht das erste Mal, dass dies hier passiert. Es ist nicht toll. Aber wir als Formel 1 können eine positive Nachricht senden. Das ist unsere Pflicht und Aufgabe.“

Und Bullen-Doktor Marko redete über den Raketenangriff wie über einen Reifenschaden an seiner rasenden Dose: „Vom Jemen wurde eine Drohe losgeschickt. Die Saudis haben ein Abwehrsystem, aber die Drohe wurde nicht abgefangen.“

Marko fand zwar: „Normal und angenehm ist das nicht mehr.“ Aber er folgte der Geld-Doktrin der Formel-1-Bosse: „Die Teams können sich eben nicht aussuchen, wo gefahren wird.“ Und schob nach: „Man darf sich durch Terror nicht einschüchtern lassen.“

Veranstalter-Statement gleicht Erpressung

Einschüchtern ließen sich die Formel-1-Bosse allerdings vom Veranstalter. Dessen Statement glich einer Erpressung: „Die Sicherheit aller Beteiligten auf dem Jeddah Corniche Circuit ist unsere höchste Priorität. Doch es kann Konsequenzen haben, wie leicht Teams und Fahrer das Land verlassen können, wenn nicht gefahren wird.“

Da wurde es Ralf Schumacher (46) zu brenzlig. Zusammen mit Kommentator Sascha Roos (50) flüchtete der Sky-Experte von der Strecke und flog nach München, von wo er 3. Training und Qualifying analysierte.

Ralf Schumacher kritisiert Saudi-Arabien

Schumi II begründete seine Abreise: „Der Informationsfluss war nicht da. Es wurde nicht gesagt, wie es den Menschen geht, da wo der Anschlag war. Es sind so viele Dinge in Saudi-Arabien, mit denen ich nicht einverstanden bin. Das war mir einfach zu viel. Deshalb bin ich gefahren.“

Auch Ex-Weltmeister Damon Hill (61) fand klare Worte: „Wie unpassend ist das? Kein Grund zur Beunruhigung. Das Rennen läuft. Die Formel 1 spielt buchstäblich mit dem Feuer.“