Der Ex-Schwimmbundestrainer Stefan Lurz wurde wegen sexuellen Missbrauchs bestraft. Für viele Menschen nicht hart genug.
Der Ex-Schwimmbundestrainer Stefan Lurz wurde wegen sexuellen Missbrauchs bestraft. Für viele Menschen nicht hart genug. Imago

Allein beim Gedanken an eine solche Tat läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Wut und Empörung löst dagegen das gegen Stefan Lurz erlassene Strafmaß aus. Der Ex-Schwimmbundestrainer soll mindestens eine minderjährige Leistungsschwimmerin sexuell missbraucht haben. Während viele sicherlich der Meinung sind, dass so ein Mensch ins Gefängnis gehört, vor allem aber in Zukunft nie wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeiten sollte, verhängte das Amtsgericht Würzburg in dieser Woche gegen Lurz eine Witz-Strafe.

Stefan Lurz kann sich an Tat nicht erinnern

Sechs Monate auf Bewährung. Obwohl das Gericht es als erwiesen ansieht, dass Lurz eine minderjährige Leistungsschwimmerin, eine Schutzbefohlene, in mindestens zwei Fällen sexuell missbraucht haben soll.

Das krasse: Lurz selbst streitet die Tat gar nicht ab. Er könne sich aber auch nicht erinnern, erklärte sein Verteidiger.

Die Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren im vergangenen Februar von Amts wegen eingeleitet, nachdem der Spiegel über sexuelle Übergriffe gegen junge Schwimmerinnen in den Jahren 2011 und 2012 berichtet hatte. Im damals veröffentlichten Artikel warfen Lurz fünf teilweise minderjährige Sportlerinnen sexualisierte Gewalt vor. Über Jahre hinweg soll er sie manipuliert und genötigt haben.

Lurz könnte wieder als Trainer arbeiten

Gegen den Strafbefehl kann noch Einspruch erhoben werden. Ob Lurz das Strafmaß akzeptiert, ließ sein Anwalt offen: „Weitere Erklärungen hierzu geben weder Herr Lurz noch ich ab.“ Sollte Lurz einlenken, kommt es nicht zur öffentlichen Verhandlung vor Gericht.

Der Aufschrei ist bereits jetzt groß. Besonders weil das Gericht Lurz – neben einer Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro, die er an die Hilfsorganisation Weißer Ring zahlen muss – kein Berufsverbot verhängte. Nach einer dreijährigen Bewährungszeit, in der er auch nicht ehrenamtlich als Schwimmtrainer arbeiten darf, könnte Lurz also in seinen Beruf zurückkehren.

Wut und Empörung über Strafmaß

Immerhin: Das Gericht hat Lurz aufgefordert, „eine diagnostische Abklärung“ vornehmen zu lassen, ob bei ihm gegebenenfalls eine Sexualtherapie erforderlich ist.

Die Wut und Empörung in den sozialen Medien ist dennoch groß. „Wahnsinn! 6 Monate auf Bewährung. Und wenn er sich drei Jahre nicht erwischen lässt, hat er danach wieder ganz legal Zugang zu Schwimmbecken und Minderjährigen“, schreibt eine Userin auf Twitter. Ein anderer kommentiert fassungslos: „Es ist unglaublich. Da fragen sich Leute noch, warum Opfer sexueller Missbrauch sich nicht trauen, darüber offen zu reden. Was muss noch alles passieren. Der Staat muss für Gerechtigkeit und Bestrafung sorgen.“

Lurz arbeitete am Bundesstützpunkt in Würzburg. Er war viele Jahre Bundestrainer der Freiwasserschwimmer und feierte mit diesen zahlreiche Erfolge bei Titelkämpfen. Nach dem Magazinbericht war er im Februar zurückgetreten. Laut Staatsanwaltschaft wurden andere Verfahren unter anderem wegen Verjährung eingestellt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

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