Weil ja gerade die WM ist

Schwimm-Macht DDR: Frauen fast unschlagbar und was ein Ami-Trainer damit zu tun hat

Kornelia Grummt-Ender, Barbara Wanja-Krause, Kristin Otto, Britta Steffen, Franzi van Almsick ließen einst Weltrekorde nur so purzeln.

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Berlins Britta Steffen stellt in ihrer Karriere fünf Weltrekorde auf und holt zweimal Olympiagold.
Berlins Britta Steffen stellt in ihrer Karriere fünf Weltrekorde auf und holt zweimal Olympiagold.Sven Simon/Imago

Es gibt sie noch, die deutschen Top-Schwimmer! Leonie Beck (26, Augsburg) und Florian Wellbrock (25, Magdeburg) räumten bei der WM im japanischen Fukuoka gerade jeweils zweimal Gold über fünf und zehn Kilometer ab. Dass das so bei den anstehenden Wettbewerben im Becken weitergeht, darf aber bezweifelt werden. Es gab Zeiten, da war das ganz anders.

Vorneweg die DDR-Frauen über 100 Meter Freistil. Da waren Kornelia Grummt-Ender (inzwischen 65), Barbara Wanja-Krause (64) und Kristin Otto (57) vom 13. Juli 1973 bis zum 1. März 1992 die Schnellsten der Welt, ehe US-Star Jenny Thompson (50) mal 25 Hundertstelsekunden fixer unterwegs war.

Grundausbildung bei DDR-Trainern

Allerdings holte sich Britta Steffen (39) vom Berliner TSC den Weltrekord bis 2009 noch fünfmal zurück, feierte zwischendurch 2008 noch zwei Olympiasiege (100 und 50 Meter Kraul). Berlins „Goldfisch“ Franziska van Almsick (45) packte 1993 noch zwei Weltrekorde im 25-Meter-Becken und insgesamt 18 (!) EM-Titel sowie zehn olympische Medaillen drauf.

Kornelia Grummt-Ender sammelt Medaillen wie andere Leute Briefmarken. 
Kornelia Grummt-Ender sammelt Medaillen wie andere Leute Briefmarken. Werner Schulze/Imago

Sie alle hatten ihre Grundausbildung bei DDR-Trainern genossen. Kornelia Grummt-Ender stellte in ihrer Laufbahn insgesamt 23 Weltrekorde auf.

Gold-Krone für Kristin Otto

Die heutige ZDF-Sportmoderatorin Kristin Otto (57) nimmt mit ihren sechs Olympiasiegen 1988 in Seoul noch einer Sonderstellung ein. Nie war das vorher einer Frau geglückt. Otto bekam dafür auch noch eine 600 Gramm schwere Krone aus 24-karätigem Gold im Wert von 11.000 Dollar. Außerdem gab sie gemeinsam mit dem kürzlich verstorbenen Heinz-Florian Oertel (†95) von zehn Olympischen Spielen Standardwerke heraus.

Kristin Otto ist 1988 bei Olympia der Top-Star und heute Sportmoderatorin beim ZDF.
Kristin Otto ist 1988 bei Olympia der Top-Star und heute Sportmoderatorin beim ZDF.Camera 4/Imago

Durch die Flut und Dominanz ihrer Siege wurde den DDR-Schwimmern bei fast allen großen Meisterschaften die Einnahme von Doping unterstellt. Dem standen allerdings die durchweg negativen internationalen Dopingtests entgegen.

Bob Kiphuth kitzelte DDR-Schwimmer

Die DDR-Schwimmer blicken deshalb weiter mit Genugtuung auf 43 Olympiasiege sowie 51 WM- und 123 EM-Titel zurück. Dafür danken sie übrigens auch einem US-Trainer. Bob Kiphuth, 1967 im Alter von 77 Jahren verstorben, legte dereinst in Leipzig als Cheftrainer freigiebig das Altersgruppen-Programm der USA mit zwei Trainingseinheiten pro Tag dar. Fortan trainierten die ostdeutschen Schwimmer in den unzählig neu errichteten Schwimmhallen dreimal am Tag ...

Der US-Cheftrainer Bob Kiphuth stachelte einst in Leipzig die DDR-Schwimmer an.  
Der US-Cheftrainer Bob Kiphuth stachelte einst in Leipzig die DDR-Schwimmer an. zVG

Lang ist es her. Und inzwischen wird hierzulande den Schwimmern in immer mehr Bädern das Wasser abgelassen. Allein im Berliner Bezirk Lichtenberg bestanden zwei neue Schwimmhallen. Die eine wurde nach der Wende zugeschüttet, um dort jetzt Knöpfe und Zwirn zu verkaufen.

Fehlende Hallen sind heute ein großes Problem

In der anderen Halle, der am Anton-Saefkow-Platz, können hoffentlich die Vereine regelmäßig trainieren, was aus den Bekanntmachungen am Eingang aber nicht unbedingt hervorgeht. Da nicht nur in Berlin die Schwimmer wegen knapper Trainingszeiten nach Luft schnappen, wird es schwer, im Heckwasser der Konkurrenz zu bleiben.

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