Schon verrückt: Eigentlich sind Russen ausgeschlossen, aber bei der EM starten so viele Russen wie nie
Bei den Europameisterschaften in Espoo treiben die Sanktionen gegen russische Sportler irre Blüten.

Von der EM in Espoo waren russische Sportler wegen des Ukraine-Krieges ausgeschlossen. Eigentlich. Tatsächlich waren jedoch noch nie so viele Russen am Start wie in Finnland. 24 russische Eiskunstläufer glitten mehr oder weniger „getarnt“ übers kalte Parkett.
Europameisterin Anastasia Gubanowa (20) zum Beispiel tanzte mit einer beeindruckenden Kür unter der Flagge Georgiens aufs Siegerpodest. Ob sie jemals in Georgien war, ist nicht bekannt. Auf dem Eis kann sie dort nicht trainiert haben, denn in Georgien gibt es keine Eishalle.
Gold-Trainer Alexander König, der Aljona Sawtschenko und Bruno Massot 2018 zum Olympiasieg führte: „Ich habe im vorigen Herbst zwei georgische Paare betreut. Wir mussten erst in Berlin und dann in Armenien trainieren, weil es in Georgien keine Kunsteisanlagen gibt.“ Bei beiden Paaren handelte es sich bei Lichte besehen um russische Duos, die wie Gubanowa lediglich für Georgien starten.
Russin und Ukrainer auf dem Eis erfolgreich
Die aktuelle Europameisterin trainiert bei russischen Coaches in St. Petersburg, wurde vom einstigen Startrainer Wiktor Kudrjawzew entdeckt. Gubanowa stammt aus Togliatti und begann die Kufenkunst auf internationaler Ebene zunächst bei ZSKA Moskau, ehe sie nach St. Petersburg ging. Allerdings wechselte die Russin bereits vor Olympia in Peking nach Georgien, weil sie bei der riesigen russischen Konkurrenz dort bessere sportliche Chancen für sich sah.
Für Csardas-Glanz im Eistanz sorgte Ende der 70er, Anfang der 80er-Jahre das ungarische Weltmeisterpaar Krisztina Regöczy/Andras Sallay. Seitdem war Ebbe. Dass Ungarn wieder gut bei der EM vertreten war, lag an der Russin Maria Ignatowa und dem Ukrainer Danjel Tschemo. Wenigstens der Sport liefert noch versöhnliche Momente.
Auch Deutschland setzt auf Russen
Natürlich nutzte auch Deutschland den Ostwind. So trat der gebürtige St. Petersburger Nikita Starostin (20) unter der schwarz-rot-goldenen Fahne an, verstrahlte mit seinem zwölften Platz aber kaum Glanz für Old Germany. Dagegen verbreitete das neue Oberstdorfer Paar mit der Russin Alisa Jefimowa (23) und dem Deutsch-Belgier Ruben Blommaert (30) Zukunftshoffnungen mit dem vierten Platz.
Auch Berlins Olympia-Starterin Minerva-Fabienne Hase (23) will sich, auf die russischen Hände von Nikita Wolodin (28) gestützt, zu neuen Erfolgen aufschwingen. Vom langjährigen Partner Nolan Seegert (30) hat sich Fabienne getrennt. Seegert hat dadurch seine Karriere beendet, konzentriert sich aufs Studium und hilft als Trainer in Hohenschönhausen aus.
Eiskunstlauf-Freunde dürfen bei der WM in Japan (20. bis 25. März) in der neuen Traum-Arena von Saitama gespannt sein, wie es mit den Russen unter fremden Flaggen weitergeht.
Lesen Sie hier mehr aus der Welt des Sports >>