Riesenkrach im Schach: Weltmeister wittert Betrug und gibt nach dem ersten Zug auf
Im Streit mit US-Teenager Hans Niemann zündet Magnus Carlsen nächste Eskalationsstufe. Doch auch der Norweger gerät zunehmend in die Kritik. Experten fordern Beweise, sprechen von Hexenjagd.
Rivalität zwischen den Größten der Großen im Schach gehört zum Kampf auf dem Brett mit den 32 Figuren wie das Muster Schwarz-Weiß. Viktor Kortschnoi gegen Anatoli Karpow war so ein Duell. Auch Karpow dann gegen Garri Kasparov. Aktuell beherrscht die Szene ein neues Duell. Norwegens Weltmeister Magnus Carlsen und US-Teenager Hans Niemann sind sich nicht grün.
Die wortlose Fehde zwischen Carlsen (31) und Niemann (19) versetzt die Schachwelt weiterhin in Aufregung und ist nun in die nächste Runde gegangen. Der Norweger Carlsen, seit Jahren Star der Szene, traf im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers erneut auf den 19-Jährigen – bereits nach einem Zug beendete er das Spiel kommentarlos.
Carlsen unterlag US-Boy Niemann bereits Anfang September
Schon Anfang September hatte Carlsen sich nach einer überraschenden Niederlage gegen Niemann aus einem Präsenz-Turnier zurückgezogen. Er unterstellt dem Amerikaner offenbar Betrug, hat dies bislang aber nicht ausformuliert. Belege gibt es nicht, die Spekulationen um Niemann werden durch Carlsens Verhalten allerdings angeheizt.
Am Rande des Online-Turniers waren die Reaktionen der Experten nun deutlich. Der ungarische Großmeister Peter Leko zeigte sich „sprachlos“, Maurice Ashley, US-Großmeister, twitterte: „Das ist schockierend und beunruhigend. Niemand kann glücklich damit sein, dass das in der Schachwelt passiert. Unglaublich!“
Schach-Szene fordert Carlsen auf, Beweise gegen Niemann vorzulegen
Aus Sicht der Internationalen Meisterin Jovanka Houska, Kommentatorin bei dem Turnier, habe Carlsen „mehr Öl ins Feuer gegossen. Er kann nicht einfach sagen: ‚Ich glaube, du hast betrogen‘ und damit eine Hexenjagd provozieren. Er muss sagen: ‚Hier ist mein Beweis‘.“
Das Wort Betrug hat Carlsen allerdings noch gar nicht in den Mund genommen. Nach seiner Niederlage gegen Niemann Anfang September in St. Louis erklärte er via Twitter lediglich: „Ich habe mich aus dem Turnier zurückgezogen.“ Dazu stellte er das Video eines alten Interviews mit Fußball-Startrainer Jose Mourinho: „Ich ziehe es vor, nichts zu sagen. Wenn ich etwas sage, komme ich in große Schwierigkeiten, und ich möchte nicht in große Schwierigkeiten kommen.“
Das aktuelle Online-Turnier läuft noch bis zum Ende der Woche, Carlsen und Niemann nehmen beide weiterhin teil.
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