Regina Halmich posiert im Fitness Studio John Reed am Gesundbrunnen, wo sie für das Internet ein Fitness-Video produziert.<br><br>Foto: Christian Schulz
Regina Halmich posiert im Fitness Studio John Reed am Gesundbrunnen, wo sie für das Internet ein Fitness-Video produziert.

Foto: Christian Schulz

An Aladdin hat Regina Halmich keine guten Erinnerungen. Im gleichnamigen Hotel in Las Vegas bestritt die Karlsruherin einst ihren ersten WM-Kampf und musste dabei heftig einstecken. Noch immer sind die Bilder in Erinnerung, wie die Rechtsanwaltsgehilfin blutverschmiert im Ring steht, weil sie sich einen fiesen Cut unter dem linken Auge eingefangen hat. In Deutschland hagelte es nach der Heimkehr Häme.

"Das war eine harte Nummer", erinnert sich Halmich, "ich war nicht gewollt, ich war eine Exotin." Aber sie bekam eine zweite Chance - und entgegen aller Erwartungen nutzte sie diese. Am 10. Juni 1995, wenige Wochen nach der niederschmetternden Niederlage in Las Vegas, krönte sich Halmich mit dem Sieg über Kim Messer aus den USA zur ersten deutschen Box-Weltmeisterin. „All meine Wut wurde zu positiver Kraft", sagt sie, "der Sieg war wie eine Befreiung".

Plötzlich war die Fliegengewichtlerin gefragt, Millionen Zuschauer schalteten bei ihren Kämpfen ein, Boxpromoter Klaus-Peter Kohl sicherte Halmich zuvor ungekannte Kampfbörsen. "Ich habe es von ganz unten nach ganz oben geschafft", sagt Halmich, heute 43 Jahre alt. Im Laufe ihrer erfolgreichen Karriere mit 56 Profikämpfen (nur eine Niederlage) erarbeitete sie sich so auch die Anerkennung ihrer männlichen Kollegen. Neben Henry Maske, Graciano Rocchigiani oder Axel Schulz musste sie sich nicht mehr verstecken.

"Rocky hat mir mal gesagt: 'Ich mag ja keen Frauenboxen, aber Du hast das jut jemacht'", erzählt Halmich. Mehr Lob konnte es kaum geben. Doch auch die Einschaltquoten ihrer größten Kämpfe sprechen für sich. Ihren letzten Auftritt im Ring 2007 gegen Hagar Shmoulefeld Finer aus Israel sahen im ZDF 8,80 Millionen Fans, heute eine unvorstellbare Traumquote.

Sie selbst war im Ring und daneben eine Persönlichkeit - und ist es bis heute geblieben. Zu spüren bekam es Stefan Raab, dem Halmich in einem Showkampf bei Pro7 die Nase brach. "Dadurch ist meine Fangemeinde noch größer geworden", sagt sie.

Die Auftragslage verschlechtert sich auch nicht. Als selbstständige Unternehmerin hält Halmich Motivationsvorträge, moderiert Boxkämpfe und schreibt eine Kolumne. "Auch zwölf Jahre nach meinem Karriereende bin ich super beschäftigt", sagt sie, "das fühlt sich immer noch an wie im Märchen."