Kamila Walijewa vom Russischen Olympischen Komitee wischt sich die Tränen unter ihren Augen weg.
Kamila Walijewa vom Russischen Olympischen Komitee wischt sich die Tränen unter ihren Augen weg. AP

Es ist beinahe wie zu besten Zeiten des Kalten Krieges. Auch im Sport stehen sich wieder einmal Russland und die USA unversöhnlich gegenüber. Es geht um einen positiven Dopingtest, eine 15-jährige Eiskunstläuferin und vor allem um Gold.

Kamila Walijewa: Positive Probe von Weihnachten

Der Fall: Das russische Wunderkind Kamila Walijewa läuft die Konkurrenz in Grund und Boden, kombiniert Athletik und Ausdruck schon so sehr, dass den Stars der Szene wie Katarina Witt die Spucke wegbleibt. Mit der 15-Jährigen gewann Russland den Team-Wettbewerb mit fast zehn Punkten vor den USA. Die Medaillen-Vergabe liegt auf Eis, weil es einen positiven Doping-Test von Walijewa gibt.

Eine Probe vom 25. Dezember 2021 bei den nationalen Meisterschaften in St. Petersburg ist auffällig. Auf der Basis eines Berichts des untersuchenden Stockholmer Labors vom 7. Februar suspendierte die nationale Anti-Doping-Agentur Rusada am 8. Februar Walijewa vorläufig. Die Entscheidung wurde am 9. Februar aufgehoben. Auch, weil die Sportlerin noch minderjährig ist. IOC-Sprecher Mark Adams nennt diesen Fall „unglaublich kompliziert, ein schreckliches Dilemma und eine sehr unbefriedigende Situation“.

Startverbot würde Walijewa Schaden zufügen

Auf die Einsprüche des Internationale Olympischen Komitees, der Wada und des Eislauf-Weltverbandes gegen die Aufhebung einer vorläufigen Sperre der Europameisterin folgte unter dem Vorsitz des Italieners Fabio Iudica eine mehr als fünfstündige Anhörung der Verfahrensbeteiligten per Videoschalte vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas. Auch Walijewa selbst sagte vor den Sportjuristen aus. Als Ergebnis lehnte der Cas die Einsprüche gegen die Aufhebung ihrer vorläufigen Sperre ab.

Als einen der Gründe für die Entscheidung nannte der Cas das Alter der 15-Jährigen, die als Minderjährige eine „geschützte Person“ unter dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) sei. Zudem wäre es angesichts der unklaren Beweislage und der Verzögerungen bei der Auswertung des Dopingtests unfair, der Russin eine Teilnahme am Damen-Einzel zu verwehren. Ein Startverbot würde Walijewa „unter diesen Umständen einen irreparablen Schaden zufügen“, befanden die drei Sportjuristen des Cas.

USA: Russland missachtet sauberen Sport

Das Olympische Komitee der USA kritisierte das Urteil heftig. „Die Athleten haben das Recht zu wissen, dass sie unter fairen Bedingungen antreten. Leider ist dieses Recht heute versagt geblieben“, sagte Geschäftsführerin Sarah Hirshland. Man sei enttäuscht über die Botschaft, die der Richterspruch sende. „Dies scheint ein weiteres Kapitel von Russlands systematischer und allgegenwärtiger Missachtung sauberen Sports zu sein“, sagte Hirshland.

Auslöser des Wirbels war die Verschiebung der Medaillenzeremonie für die Eiskunstlauf-Teams – die USA und Japan hatten Silber und Bronze gewonnen. Die Vergabe ist wegen des Bekanntwerdens von Walijewas Dopingvergehen bisher nicht erfolgt. Über eine mögliche Neuvergabe der Medaillen für den Team-Wettbewerb entschieden die Cas-Richter nicht.

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