Natalie Geisenberger (l.) und Dajana Eitberger räumten 2018 ab, zeigten stolz ihre Medaillen zusammen mit Bundestrainer Norbert Loch.
Natalie Geisenberger (l.) und Dajana Eitberger räumten 2018 ab, zeigten stolz ihre Medaillen zusammen mit Bundestrainer Norbert Loch. Imago

Mit 31 Medaillen war das deutsche Team bei den Winterspielen in Pyeongchang vor vier Jahren die Nummer zwei im Medaillenspiegel. Das dürfte in Peking (4. bis 20. Februar) schwer zu übertreffen sein. Während die Hoffnungen auf den Eiskanal und die Skisprung-Schanze liegen, drohen in den einstigen Parade-Disziplinen wie Biathlon und Eisschnelllauf Enttäuschungen. Der KURIER macht den Formcheck des deutschen Olympia-Teams. 

Holt sich Deutschland vier Medaillen beim Skispringen?

Laura Dahlmeier holte vor vier Jahren in Südkorea zweimal Gold und einmal Silber, beendete aber bereits ihre Karriere als Biathletin.
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Laura Dahlmeier holte vor vier Jahren in Südkorea zweimal Gold und einmal Silber, beendete aber bereits ihre Karriere als Biathletin.

Biathlon: Dank der Weltcup-Erfolge von Benedikt Doll und Johannes Kühn sowie der Staffel sind die Männer deutlich besser in Form als die Frauen. Nur Ex-Weltmeisterin Denise Herrmann hat es zu Saisonbeginn als Dritte in die Top drei geschafft, danach lief bei der 33-Jährigen nicht mehr viel. Vor den medaillenlosen Winterspielen 2014 in Sotschi gab es immerhin zwei Siege und drei zweite Plätze. Prognose: Zwei Medaillen für die Männer, keine für die Frauen.

Skispringen: Der Oberstdorfer Karl Geiger zählt zu den Top-Favoriten auf Gold, glänzte kurz vor Olympia mit Siegen. Auch Markus Eisenbichler ist immer für eine Medaille gut. Bei den Frauen ruhen die deutschen Hoffnungen auf Katharina Althaus, die im Gesamtweltcup Zweite ist. Im Mixed-Team zählt Deutschland zu den Favoriten. Prognose: Vier Medaillen.

Nordische Kombination: In der Breite ist das von Routinier Eric Frenzel angeführte Team hervorragend aufgestellt. Dementsprechend sollte eine Medaille im Mannschaftswettbewerb sicher sein. Auch in den Einzeln gehören quasi alle deutschen Starter zu den Anwärtern. Der Weg zu Gold führt über Norwegens Riiber und Österreichs Lamparter. Prognose: Zwei Medaillen.

Beim Snowboard mehr drin als beim Ski alpin 

Ski-Langlauf: Im Langlauf droht wie in den vergangenen Jahren eine Flaute - zumindest, was die Medaillen angeht. Katharina Hennig könnte über die zehn Kilometer überraschen. Den Männern ist trotz eines Coups bei der Tour de Ski eher weniger zuzutrauen. Auch für die Staffeln gibt es normal kein Edelmetall. Prognose: Null Medaillen.

Ski alpin: Die Hoffnungen ruhen auf Lena Dürr. Die Slalom-Expertin fuhr in dieser Saison bereits dreimal aufs Podest. Den Speed-Fahrern Romed Baumann, Andreas Sander und Kira Weidle fehlt hingegen ebenso die Konstanz wie den Technikern Linus Straßer und Alex Schmid, auch wenn Straßer mit seinem Sieg beim Nachtslalom in Schladming aufhorchen ließ. Prognose: eine Medaille.

Ski Freestyle: Eine Medaille wäre eine kleine Überraschung. Das Trio um Daniela Maier, Tobias Müller und Florian Wilmsmann konnte in dieser Saison zwar bereits aufs Podest fahren. Konstant unter den Top Drei festsetzen konnte sich allerdings kein deutscher Ski-Freestyler. Prognose: keine Medaille.

Snowboard: Sowohl die Boardercrosser um Martin Nörl als auch die Racer mit Gesamtweltcupsiegerin Ramona Hofmeister und Stefan Baumeister zählen zu den Gejagten in Peking. Im Big Air, Slopestyle und in der Halfpipe dürften die Deutschen hingegen im Kampf um Edelmetall außen vor bleiben. Prognose: zwei Medaillen.

Im Eiskanal liegen Deutschlands Olympia-Hoffnungen

Natalie Geisenberger (l.) und Dajana Eitberger räumten 2018 ab, feierten ihren Doppel-Erfolg im Eiskanal ausgelassen. 
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Natalie Geisenberger (l.) und Dajana Eitberger räumten 2018 ab, feierten ihren Doppel-Erfolg im Eiskanal ausgelassen. 

Rodeln: Die Deutschen sicherten sich in allen vier Disziplinen den Sieg in der Weltcup-Gesamtwertung und haben beste Medaillenchancen. Dabei stehen vor allem Johannes Ludwig und Julia Taubitz im Vordergrund, aber auch mit Natalie Geisenberger und Felix Loch ist immer zu rechnen. Zudem werden beide deutsche Doppelsitzer in Peking eine Rolle spielen. Prognose: vier Medaillen.

Bob: Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich gilt in beiden Disziplinen als Topfavorit. Dahinter lauert Johannes Lochner. Die Formkurve von Pyeongchang-Olympiasiegerin Mariama Jamanka ging zuletzt steil nach oben, auch bei Kim Kalicki. Konstant gut in diesem Winter war Laura Nolte. Sie und Jamanka fahren auch in der neuen Disziplin Monobob um den Sieg mit. Prognose: fünf Medaillen.

Skeleton: Die Weltmeister Tina Hermann und Christopher Grotheer fahren um die Medaillen mit. Axel Jungk warf zuletzt ein positiver Corona-Test etwas zurück. Die Olympia-Zweite Jacqueline Lölling löste erst mit Sondergenehmigung das Peking-Ticket, sie gilt dennoch als Medaillenanwärterin. Prognose: zwei Medaillen.

Eisschnelllauf: Die besten Chancen auf Edelmetall werden Patrick Beckert über 10 000 Meter eingeräumt. Der Erfurter hatte zugunsten von Training auf die EM verzichtet. In den Massenstart-Rennen benötigen Claudia Pechstein, Michelle Uhrig und Felix Rijhnen für einen Podestplatz viel Glück. Prognose: keine Medaille.

Erneut Silber im Eishockey wird schwer

Das DHB-Team holte 2018 in Südkorea sensationell die Silbermedaille. In Peking droht das Team  jedoch leer auszugehen. 
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Das DHB-Team holte 2018 in Südkorea sensationell die Silbermedaille. In Peking droht das Team  jedoch leer auszugehen. 

Shorttrack: Einzige deutsche Starterin ist Anna Seidel. Die Dresdnerin tritt über 1500 Meter an. Nach einem Schien- und Wadenbeinbruch elf Monate vor den Spielen ist die 23-Jährige noch nicht wieder in Bestform. Prognose: keine Medaille.

Eiskunstlauf: Die deutschen Eiskunstläufer haben vier Jahre nach dem Olympiasieg der Paarläufer Aljona Savchenko/Bruno Massot in Peking keine Medaillenaussichten. Bei der EM in Tallinn konnten ihre Nachfolger Minerva Hase/Nolan Seegert auf Platz acht laufen. Das war die einzige Top-Ten-Platzierung. Prognose: keine Medaille.

Eishockey: Auch in Peking soll wieder eine Medaille her, selbst Gold halten Spieler und Trainer für nicht ausgeschlossen. Weil erneut die weltbeste Liga NHL, diesmal coronabedingt, nicht für Olympia pausiert, sehen die Silbergewinner von 2018 wieder eine große Chance. Zudem hat sich das deutsche Team endgültig in der Weltspitze etabliert, ist Fünfter der Weltrangliste und stand im vergangenen Jahr im WM-Halbfinale. Prognose: keine Medaille.

Ob es tatsächlich „nur“ 20 statt den 31 Medaillen bei den vergangenen Olympischen Winterspielen werden, wird sich schon bald zeigen. 

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