Nach Ungarn-Debakel: Ferrari im Jammertal
Nach der nächsten Demütigung dürfte es bald personelle Konsequenzen geben.

Ferrari und Mattia Binotto (50) stehen, bzw. sitzen mit dem Rücken zur Wand. Dass der Teamchef der Scuderia während einer Videokonferenz auf seinem Stuhl langsam in die hinterste Ecke des winzigen Raumes rollte, passt zur Situation bei den Roten. Denn auch das Rennen auf dem Hungaroring offenbarte die Defizite des Teams. Sowohl Sebastian Vettel (33) als auch Charles Leclerc (22) wurden in Budapest von Lewis Hamilton überrundet – schlimmer geht’s nicht.
Nach den ersten drei Rennen dieser Coronasaison liegt Ferrari noch mehr am Boden, als es vor dem Neustart zu erwarten war. Die Marke aus Maranello, die sich im Winter noch so auf den 1000. Grand Prix ihrer so ruhmreichen Historie in der Motorsport-Königsklasse in diesem Jahr gefreut hatte, rätselte auch nach ihrem 994. WM-Lauf über den SF1000 und dessen Nicht-Potenzial.
Vettel wurde Sechster - seine beste Saisonplatzierung. Leclerc mühte sich als Elfter ins Ziel - nicht mal ein Punkt. „Unsere Normalität ist nicht gut genug", betonte Vettel auf seiner schmerzhaften Abschiedstournee. Und in knapp zwei Wochen geht der Zirkus ausgerechnet in Silverstone weiter, der Leib-und-Magenstrecke der Silberpfeile. Da könnte die Unterlegenheit noch viel schlimmere Formen annehmen. Auf die Frage, wie Hamilton (35) überhaupt noch von seinem siebten Titel abzuhalten sei, antwortete Vettel: „Wenn Valtteri Weltmeister wird." Bottas ist bekanntlich Hamiltons Teamkollege. Mehr Sarkasmus geht nicht.
„Wir können die Lücke erst dann schließen, wenn wir verstanden haben, warum unser Auto so langsam ist", kommentierte Binotto. Und dazu soll alles und jeder nach der Rückkehr in die Heimat offensichtlich auf den Prüfstand kommen. Die italienische Zeitung „La Gazzetta dello Sport" geht davon aus, dass bald Köpfe rollen werden.
Als Teamchef ist Binotto selbst maßgeblich verantwortlich für das, was der Rennstall bisher zeigte - von enttäuschenden Ergebnissen bis zu teaminternen Karambolagen und dem frühen Ausfall beider Wagen beim zweiten Rennen in Spielberg. Die Luft für ihn wird dünner.