Nach Olympia-Skandal und Tierquälerei-Vorwurf: Das Pferd hat beim Fünfkampf ausgedient
Nach dem Skandal von Tokio wird das Springreiten offenbar aus dem Modernen Fünfkampf gestrichen und durch eine Radkonkurrenz ersetzt.

Annika Schleu weinte, ihre Verzweiflung wuchs mit jeder Sekunde. Sie schlug nach dem skandalösen Zuruf von Bundestrainerin Kim Raisner („Hau drauf, hau richtig drauf!“) mit der Gerte, sie rammte dem Pferd die Sporen in die Seite. Die Bilder von den Olympischen Spielen gingen um die Welt und sorgten für einen Skandal. Nun soll das Springreiten aus dem Modernen Fünfkampf offenbar gestrichen und durch eine Radkonkurrenz ersetzt werden.
Übereinstimmenden Berichten der englischen Zeitung „Guardian“ und des Olympia-Portals „insidethegames“ zufolge hat dies der Weltverband UIPM als Konsequenz aus dem Eklat in Tokio beschlossen.
Um den Olympia-Status für Paris 2024 nicht zu verlieren, soll nun verbandsintern gegen das Springreiten abgestimmt worden sein. Die UIPM verweigerte gegenüber dem „Guardian“ eine Bestätigung, sprach jedoch von „einer Serie strategischer Treffen“, deren Ergebnisse am Donnerstag präsentiert werden sollen.
Welche Rad-Disziplin ersetzt das Pferd?
„Es muss sich etwas ändern, sie müssen handeln“, sagte Raisner. Sie „liebe das Reiten“, und „von der Tradition her gehört Reiten zum Modernen Fünfkampf, aber wenn sich die Gesellschaft wandelt und das Reiten nur für negative Publicity sorgt“, schade dies dem Sport eher.

Ein Tausch hin zum Radsport bringe aber „einschneidende Veränderungen“ mit sich, sagte Raisner, mit vielen Folgen für das Training: „Wenn man so eine krasse Änderung macht, zerstört man eine ganze Generation von Sportlern.“ Zudem ist noch völlig unklar, welche Rad-Disziplin (BMX, Bahn, Mountainbike etc.) das Springreiten ersetzen soll.
Tierquälerei-Vorwurf und Internet-Hass
Raisner und Co haben vor dem UIPM-Kongress Ende November zahlreiche Änderungsvorschläge eingereicht, wie man das Reiten im Modernen Fünfkampf reformieren könnte. „Was davon umgesetzt wird, weiß ich nicht“, sagte sie. Wenn die Disziplin wirklich gestrichen werden sollte, „geht das nur langfristig“, sagte sie: „Das ist für Athleten und Trainer eine Mammut-Aufgabe.“
Schleu hatte in Tokio auf Goldkurs gelegen, bis das Drama seinen Lauf nahm. Unter Tränen versuchte sie, das ihr zugeloste und völlig verängstigte Pferd Saint Boy mit Gerte und Sporen zurück in den Parcours zu bringen. Raisner hatte sie dazu mit dem heftig umstrittenen Zuruf animiert und dem Tier zudem einen Schlag mit der Faust verpasst.
Anschließend entbrannte eine Tierwohl-Debatte. Kern der Diskussionen um das Reiten ist das Zulosen von fremden Pferden für die Reiter, die dann nur wenige Minuten Zeit haben, sich mit den Tieren vertraut zu machen. Die Bundestrainerin wurde von den Spielen ausgeschlossen und nach einer Untersuchung durch den Disziplinarausschuss des Weltverbandes offiziell verwarnt.
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