Eine besondere Beziehung: Marcelinho und der ehemalige Hertha-Manager Dieter Hoeneß.
Eine besondere Beziehung: Marcelinho und der ehemalige Hertha-Manager Dieter Hoeneß. Foto: Imago Images

Berlin - Er hat noch einmal getroffen – zur 1:0-Führung seines Heimatvereins Desportivo Perilima de Futebol aus Campina Grande gegen CSP Joao Pessoa: der Mann mit dem klangvollen Namen Marcelo dos Santos Paraiba, genannt Marcelinho. Am Sonntagabend absolvierte er beim 2:1-Sieg seiner Mannschaft in der Meisterschaft des Bundesstaates Paraiba im Nordosten Brasiliens sein letztes Spiel und hörte im hohen Alter von 44 Jahren endgültig auf mit dem, was er am besten kann: dem Fußball.

Es war ein Spiel in der zweiten Division, aber auf den meisten seiner insgesamt über 20 Stationen als Profi war Marcelinho natürlich erstklassig. Von 2001 bis 2006 entzückte er die Berliner Fußballfans als glanzvoller Spieler von Hertha BSC. In 155 Spielen schoss der 65 Tore, darunter das „Tor des Monats April“ im Jahr 2005. Damals überwand er den Freiburger Keeper Richard Golz mit einem exzellenten Schuss  aus 48,3 Metern Entfernung.

Marcelinho hielt seinen Manager in Atem

Marcelinho konnte Spiele ganz alleine entscheiden. Er hielt aber den damaligen Manager Dieter Hoeneß in Atem, der ihn 2001 für eine Ablöse von sieben Millionen Euro nach Berlin geholt hatte. Immer wieder nervte den Manager das ausschweifende Nachtleben des feierwütigen Brasilianers, der gern selbst Musik machte, trank und tanzte. Doch Hoeneß sagte später einmal: „Marcelinho war wie ein Sohn für mich, aber mein schwierigster. Er hat viel Blödsinn gemacht, gefeiert, aber am nächsten Morgen rannte er im Training vorneweg und zeigte Leistung.“

Marcelinho machte Berliner Friseure froh, weil er sich ständig eine neue Haarpracht zulegte mit wechselnden Farben. Und er hielt Dutzende seiner vielen „Freunde“ aus der Heimat in Berlin finanziell aus, die seine Großzügigkeit und Unbedarftheit reichlich ausnutzen. Das brachte den Großverdiener immer wieder auch in finanzielle Schwierigkeiten.

Im Sommer 2006 aber waren Hoeneß und der damalige Cheftrainer Falko Götz mit ihrer Geduld gegenüber den Eskapaden ihres besten Spielers am Ende. Im Trainingslager in Österreich erschien Marcelinho zum vierten Mal in Folge mit reichlich Verspätung aus seiner Heimat, dieses Mal war er neun Tage überfällig. Ende Juli trennten sich die Wege von Marcelinho und Hertha BSC. Hoeneß verkaufte den exzentrischen Mann für 2,5 Millionen Euro Ablöse an Trabzonspor in die Türkei. Dort wurde er nicht glücklich, agierte noch einmal erfolgreich in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg (50 Spiele/12 Tore) und kehrte in seine Heimat zurück.

Nun ist Schluss mit dem Fußballspielen. Aus Brasilien war zu hören, dass Marcelinho sein Leben umgestellt habe, das große Feiern sei vorbei. Bei Desportivo Perilima arbeitet er schon als Co-Trainer und will bald den Trainerschein machen. Dafür, so hat er vor Wochen verkündet, möchte er auch bei seiner alten Liebe Hertha BSC im Sommer hospitieren. Das Schlusswort gehört Dieter Hoeneß. Der sagte: „Marcelinho war von den vielen Großen der Größte bei Hertha.“