Ungewöhnliche Namen

Kühlautomat und Aktivist – das waren die skurrilsten DDR-Fußballklubs

Manche Namen von DDR-Klubs waren extrem ungewöhnlich. Doch für viele Bürger dienten die DDR-Vereine mit skurrilen Namen auch zur Identifikation.

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Spieler des 1. FC Magdeburg bei einem Spiel gegen Stahl Riesa. Doch es gab auch skurrile Namen unter den DDR-Vereinen.
Spieler des 1. FC Magdeburg bei einem Spiel gegen Stahl Riesa. Doch es gab auch skurrile Namen unter den DDR-Vereinen.Werner Schulze/Imago

Viele traditionelle DDR-Fußballklubs kennen Sie sicher. Den 1. FC  Union Berlin, BFC Dynamo, FC Energie Cottbus, Dynamo Dresden oder den 1. FC Magdeburg und vielleicht auch noch Stahl Riesa sind bis heute weiter mehr oder weniger erfolgreich. Doch haben Sie schon einmal von der BSG Bekleidung Tanna oder von Zellwolle Plauen gehört?

Nicht? Viele der einstige DDR-Vereine verschwanden nach der Wende in der Versenkung, wie der Nutzer „GermanatPompey“ auf dem Kurznachrichtendienst X/Twitter zusammentrug. Dabei förderte der Deutsche, der offenbar im englischen Portsmouth lebt, einige skurrile Namen des DDR-Fußballs zutage. Das waren noch Zeiten, als die BSG Spinnstoff Glauchau und Waschgeräte Schwarzenberg in den Ligen der DDR antraten!

DDR-Vereine wurden oft nach Trägerbetrieben benannt

Viele DDR-Fußballklubs waren Behörden zugeordnet. So waren die Sportmannschaften der Sportvereinigung Dynamo den Sicherheitsorganen der DDR, also der Volkspolizei, der Stasi und dem Zoll zugehörig. Neben Dynamo Dresden war das auch der BFC Dynamo, der Rekordmeister der DDR. Diese Vereine tragen diese Namen bis heute.

Doch abgesehen davon waren viele der DDR-Sportvereine nach Volkseigenen Betrieben (VEB) benannt. Diese Trägerbetriebe finanzierten die Teams, sollten für eine Identifikation und für Stolz der Arbeiter auf ihren Betrieb und den sozialistischen Staat sorgen.

Doch die Zugehörigkeit zu den Trägerbetrieben führte mitunter auch zu skurrilen Namen der Fußballteams. Zu den außergewöhnlichen Namen gehörten unter anderem:

Der VEB Obertrikotagen Apolda trug die gleichnamige Betriebssportgemeinschaft Obertrikotagen Apolda.
Der VEB Obertrikotagen Apolda trug die gleichnamige Betriebssportgemeinschaft Obertrikotagen Apolda.agefotostock/Imago
Die skurrilsten Namen der DDR-Fußballteams
  • Aktivist Schwarze Pumpe - war benannt nach den verdienstvollsten Arbeitern des Gaskombinats Schwarze Pumpe.
  • Bekleidung Tanna - wurde nach dem VEB Bekleidungswerke Tanna benannt.
  • Einheit Sirokko Neubrandenburg - dem Verein Einheit Neubrandenburg wurde der Name des VEB Ölheizgerätewerk Neubrandenburg gegeben, das auch VEB Sirokko-Gerätewerk hieß. Das Werk stellte größtenteils Heizgeräte für Fahrzeuge her, weswegen ihm auch der Name des Wüstenwindes Scirocco verpasst wurde.
  • Eisenbahnersportverein Lokomotive Reichsbahnausbesserungswerk Cottbus - war wohl der längste Vereinsname des DDR-Fußballs.
  • Gastronom Leipzig - waren quasi rennende Kellner, denn sie wurden von den gastronomischen Einrichtungen in Leipzig finanziert.
  • Isolator Neuhaus-Schierschnitz - die Isolatorenhersteller aus dem Süden Thüringens isolierten ihre Gegner auf dem Platz.
  • Kooperation Niedergoseln - aus Mügeln und Umgebung wurde nach der Wende ganz unkooperativ wieder in BC Mügeln 1919 umbenannt.
  • Kühlautomat Berlin - waren immer ziemlich cool auf dem Platz und hatten kühle Getränke, dank dem Trägerbetrieb VEB Kühlautomat Berlin am Segelfliegerdamm.
  • Maschinelles Rechnen Neustrelitz - aus der BSG Empor Neustrelitz hervorgegangen, berechneten sie ihre Gegner mit viel Technik.
  • Mechanisierung Röhrsdorf - hier liefen nicht etwa Roboter über das Fußballfeld, sondern das VEB Mechanisierung war dafür da, andere Betriebe bei der Mechanisierung von Prozessen zu helfen. Wer hätte das bei dem Namen gedacht.
  • Motor Grubenlampe Zwickau - der Trägerbetrieb waren die VEB Grubenlampenwerke Zwickau, die Lampen für den Untergrund produzierten.
  • Obertrikotagen Apolda - hatten auf jeden Fall kein Problem Trikots zu beziehen, denn der Trägerbetrieb, das VEB Obertrikotagen Apolda, war der größte Maschenwarenhersteller der DDR.
  • Rotes Banner Trinwillershagen - ob die Mannschaft aus Trinwillershagen aus besonders eifrigen Kommunisten bestand, ist unklar. Der Name geht jedoch auf die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) des Ortes zurück, die nach der roten Fahne benannt ist.
  • Rotkäppchen Sektkellerei Freyburg - war immer spritzig unterwegs und wurde von der Sektkellerei im Süden des damaligen Bezirkes Halle gesponsert.
  • Waschgeräte Schwarzenberg - hier wurden die Trikots nach jedem Spiel ordentlich gewaschen, denn das Waschmaschinenwerk des VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg war Sponsor der Betriebssportgemeinschaft des VEB WGW.
  • Zellwolle Plauen - der VEB Sächsische Zellwolle stellte Produkte aus Baumwolle her, war jedoch einer der wichtigsten Betriebe der Region. 

Auch wenn die Namen nicht alle gerade schön waren, so waren sie immerhin besonders. Viele Menschen identifizierten sich über eine Zugehörigkeit zu den Betrieben auch mit den Vereinen.

Manche Vereine waren durchaus sportlich erfolgreich

Hauptgrund für das Verschwinden der skurrilen DDR-Vereine war nicht unbedingt sportlicher Misserfolg. Einige der Mannschaften hatten es zwischenzeitlich sogar bis in die DDR-Liga gebracht. So war Robotron Sömmerda, zwischenzeitlich auch als BSG Zentronik, sogar in die zweithöchste Spielklasse aufgestiegen und wurde durch Spieler vom erstklassigen Rot-Weiß-Erfurt verstärkt, die ihre Karriere ausklingen ließen.

Aktivist Schwarze Pumpe schaffte es auch mehrmals in die zweitklassige DDR-Liga und im FDGB-Pokal gar bis ins Viertelfinale.

Nicht alle DDR-Vereine überlebten die Wende

Doch nicht alle der Vereine haben die deutsche Wiedervereinigung überlebt. Manche gingen ganz unter, andere änderten ihre Namen weg von den sozialistischen Vorbildern. In vielen Fällen wurden mit den VEBs auch die dazugehörigen Mannschaften abgewickelt. Doch oft verschwanden auch nur die Namen, während die Sportvereine erhalten blieben.

So besteht die BSG Aktivist Schwarze Pumpe heute als Hoyerswerdaer FC weiter. Die BSG Obertrikotagen Apolda bestand eine Weile als SC Apolda weiter. Und manche Vereine verkürzten ihren Namen wie der Eisenbahnersportverein Lokomotive Reichsbahnausbesserungswerk Cottbus, der heute nur ganz kurz ESV Lok Raw Cottbus heißt. 

Welche skurrilen Vereinsnamen von früher fallen Ihnen ein? Lassen Sie es uns auf Facebook wissen!