Karl vergeigt Traum vom Gesamtsieg
Nach einem völlig verkorksten ersten Sprung in Innsbruck hat der deutsche Überflieger nur noch die theoretische Chance, am Mittwoch im Finale von Bischofshofen die Konkurrenz zu überflügeln.

Das gibt’s doch gar nicht! 2019 jubelten Markus Eisenbichler und Karl Geiger in Innsbruck noch als Weltmeister und Vize. Bei der Vierschanzentournee eseln sie am Bergisel und versemmeln mit verkorksten ersten Sprüngen ihre Träume vom Gesamtsieg. Da ist es kein Trost, dass mit Halvor Egner Granerud auch der Topfavorit abschmiert. Tagessieger Kamil Stoch ist jetzt die klare Nummer 1 im Kampf um den Gold-Adler.
Geiger schüttelte nach 128,5 m im zweiten Versuch fassungslos den Kopf, hämmerte mit der Hand an den Helm und schrie: „Warum nicht gleich?“ Der Satz brachte zu Tournee-Halbzeit auf Gesamtplatz 2 liegenden Skiflug-Weltmeister frustriert immerhin noch auf Rang 16, die indiskutablen 117 m in Durchgang eins (Platz 30) hatten alles zerstört.
„Karle“, am Mikro normalerweise Typ Muster-Schwiegersohn, war total bedient: „Dass es dieses Jahr wieder so ist, da kriegt man einfach nur das Kotzen. Tut mir leid, die Wortwahl. Das ist saumäßig bitter. Im Moment bin ich ziemlich angefressen und erwarte gar nichts mehr von der Gesamtwertung. Ist mir aber auch egal.“ Der Frust musste raus.
Auch Favorit Granerud stürzt ab
Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war geknickt, nahm seinen Vorflieger aber sofort in Schutz: „Das kann passieren, der Karl ist auch nur ein Mensch. Wir geben nicht auf und kämpfen weiter.“
Auch Eisenbichler konnte mit Sprüngen auf 120,5 m und 128,5 m zwar von Rang 15 auf 6 vorfliegen, aber nicht entscheidend aufholen. Trotzdem dachte „Eisei“ aber nicht gleich an die eigene verpasste Chance, sondern zuerst an Kumpel Karl: „Ich werde mit ihm reden und auf keinen Fall aufgeben.“
Aufgeben wird auch Granerud (116,5 m/127,5 m), der als Tages-15. direkt vor Geiger einkam, nicht. Dem Norweger ist nach einem Ruhetag und der Quali am Dienstag dann am Mittwoch beim Finale in Bischofshofen (16.45 Uhr, ZDF) durchaus zuzutrauen, dass er „King Kamil“ Stoch (127,5 m/130 m) noch den dritten Gesamtsieg vermasseln kann.