Das Siegerpodest der Tour de France 1997: Der Zweite, Richard Virenque (l., Frankreich), und der Italiener Marco Pantani nehmen Jan Ullrich in die Mitte. 
Das Siegerpodest der Tour de France 1997: Der Zweite, Richard Virenque (l., Frankreich), und der Italiener Marco Pantani nehmen Jan Ullrich in die Mitte.  dpa/Oliver Berg

Jan Ullrich ist auch 25 Jahre nach seinem Erfolg bei der Tour de France der einzige deutsche Sieger des wichtigsten Radrennens der Welt. Doch sein Schweigen zum Doping und die Eskapaden nach der Karriere stießen das Denkmal vom Sockel. Mit 48 Jahren bekräftigt Ulle erneut eine umfassende Aufarbeitung seiner Vergangenheit.

„Es ist wie ein Eiterpickel, den man ausdrücken muss, und dann geht es erst besser“, sagt Ullrich im Podcast „Alle Wege führen nach Ruhm“. Über den gefallenen Star dreht der Streamingdienst Amazon Prime Video gerade eine vierteilige Dokumentation, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll.

Jan Ullrich will auch über Doping reden

Darin will Ullrich offenbar auch über Doping reden: „Da ist natürlich Ehrlichkeit gefragt und diese ganzen Sachen, wie es wirklich war. Dass man da wirklich auch die Hose runterlässt.“

Der Gang in die Öffentlichkeit soll vorwiegend ihm selbst bei der Vergangenheitsbewältigung helfen. „Ich hätte mir das vor zwei Jahren nicht vorstellen können, dass ich das mache. Aber mein Umfeld hat mich motiviert und gesagt: Mit deiner Art von Verarbeitung hast du es eben nicht geschafft und bist abgedriftet in Alkohol und Drogen. Das war der falsche Weg. Versuch’s doch mal so. Natürlich habe ich schlaflose Nächte“, sagt Ullrich.

Die Doku ist für Ullrich der nächste Versuch einer persönlichen Aufarbeitung

Zuvor habe der gebürtige Rostocker viele Aspekte seines Lebens verdrängt: „Das ging nicht. Man muss das wieder hochholen. Im Gehirn stelle ich mir das so vor: Da sind viele Räume, die abgeschlossen sind. Da muss man wieder ran.“

Die Liebe für den Radsport hat Ullrich offensichtlich an seine zwei Söhne weitergegeben. „Toni und Benno sind ihr erstes Radrennen gefahren. Sie haben eine Tageslizenz gebucht und sind in Wangen das Rad-Kriterium gefahren“, sagte Ullrich. Er finde es toll, wenn Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben. Er sei sehr stolz gewesen.

Ullrich hatte vor 25 Jahren einen Radsport-Boom in Deutschland ausgelöst. 2006 ging die Karriere abrupt zu Ende, nachdem seine Verbindung zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes publik geworden war. Dafür wurde er auch vom Internationalen Sportgerichtshof Cas später gesperrt. Danach sorgte Ullrich auch privat für viele Negativ-Schlagzeilen.

Vor der Tour de France in diesem Sommer hatte eine ARD-Dokumentation für große Resonanz gesorgt. Darin war der Olympiasieger von 2000 aufgrund des Amazon-Vertrags aber selbst nicht zu Wort gekommen.

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