Herthas Marius Wolf über die Quarantäne-Zeit

„Ich könnte Rennrad-Profi werden“

Blau-weißer Flügelstürmer sitzt wegen des Corona-Chaos seit neun Tagen in Quarantäne und erklärt seinen neuen Alltag.

Teilen
Marius Wolf (24), hier beim  letzten Hertha-Spiel vor der Corona-Krise gegen Bremens Leonardo Bittencourt, wartet sehnsüchtig darauf, dass der Ball in der Bundesliga wieder rollt.
Marius Wolf (24), hier beim letzten Hertha-Spiel vor der Corona-Krise gegen Bremens Leonardo Bittencourt, wartet sehnsüchtig darauf, dass der Ball in der Bundesliga wieder rollt.

Berlin - Die Fußball-Welt steht still. Die Corona-Krise wirbelt alles durcheinander. Für Herthas Marius Wolf (24) ist die Situation gleich zweifach besonders. Der Flügelstürmer ist nur bis zum Ende der Saison von Borussia Dortmund ausgeliehen. Hertha besitzt eine Kaufoption in Höhe von 20 Millionen Euro. Viel Geld, insbesondere in wirtschaftlich schweren Zeiten. Obwohl seine blau-weiße Zukunft ungewiss ist, macht sich Wolf noch keine großen Sorgen und erklärt seinen neuen Corona-Alltag.

„Im Moment beschäftigt mich das nicht so“, erklärt Wolf per Skype-Video aus seiner häuslichen Quarantäne. Dass er Herthaner bleiben will, bekräftigte er bereits im KURIER-Interview Ende Januar. Jetzt sagt Wolf: „Wir haben bisher wegen der Krise nicht weiter gesprochen. Derzeit gibt es Wichtigeres. Wenn es einen Zeitpunkt gibt, an dem klar ist, dass es weitergeht, werden die Gespräche geführt.“

Wann der Ball wieder rollt, ist völlig offen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) verlängerte die Corona-Zwangspause bis mindestens 30. April. Sollte der Spielbetrieb sogar bis Ende Mai ruhen, droht der Fußball-Welt ein weiteres heikles Thema: Allein in der Bundesliga laufen mehr als 100 Spieler-Verträge zum 30. Juni aus. Wild wird in der Branche diskutiert, welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen es haben wird, sollte die Bundesliga-Saison  über den Stichtag hinaus laufen.

Marius Wolf  grüßt per Skype aus der Heim-Quarantäne.
Marius Wolf grüßt per Skype aus der Heim-Quarantäne.

Wolf bereit auf Gehalt zu verzichten

„Daran hatte bisher keiner gedacht. Ich weiß nicht, wie die DFL das handhaben wird. Ich denke, wir werden eine Lösung finden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die Saison nicht fertig spielen“, sagt Wolf. Dass dies – wenn überhaupt – nur mit auch bei den Spielern ungeliebten Geisterspielen der Fall sein wird, ist dem Franken klar: „Das wird unumgänglich sein. Ich denke, die Fans schauen lieber vor dem Fernseher zu, als gar keinen Fußball zu sehen.“

Das wäre für alle Klubs – Stichwort TV-Gelder – notwendig, um kein finanzielles Fiasko zu erleben. Helfen soll auch ein Gehaltsverzicht der Profis. Sogar die Spieler und Bosse des reichen FC Bayern verzichten im Zuge der Corona-Pandemie auf 20 Prozent ihres Lohns.

Auch Herthas Manager Michael Preetz kündigte Gespräche an. Wolf zeigt sich offen: „Das ist ein Punkt, über den man sprechen muss. Die Klubs, die das entschieden haben, sind aber nicht in Quarantäne. Sobald wir die Zeit haben, werden wir zusammen eine gute Lösung finden.“

Dank des Geldregens von Investor Lars Windhorst sind die Blau-Weißen nicht so in der Bredouille wie viele andere Klubs. Mitarbeitern drohen bisher keine Entlassungen, Kurzarbeit ist aber auch bei Hertha ein Thema. Wolf ist zum Verzicht bereit. „Es ist schön, wenn man anderen helfen kann“, erklärt er.

Mit der Situation in den heimischen vier Wänden hat er sich arrangiert. Dort sitzt er wie seine Kollegen seit vergangenen Dienstag, nachdem ein blau-weißer Profi positiv auf die Lungenkrankheit Covid-19 getestet wurde. „Bis auf dem Balkon war ich nicht draußen. Das habe ich noch nie erlebt“, sagt er. 

Daumen hoch! BVB-Leihgabe  Wolf strampelt bis zu dreimal  täglich zu Hause auf dem  Fahrrad, um sich fit zu halten.
Daumen hoch! BVB-Leihgabe Wolf strampelt bis zu dreimal täglich zu Hause auf dem Fahrrad, um sich fit zu halten.

Training im Treppenhaus

Um fit zu bleiben, trainiert er bis zu dreimal täglich, meistens auf dem Heimfahrrad: „Ich könnte Rennrad-Profi werden“, scherzt Wolf. Als Alternative dazu und zu den Video-Einheiten, die Fitness-Trainer Henrik Kuchno organisiert, rennt er auch mal durch sein Altbau-Treppenhaus. „Da muss man kreativ sein. Das ist zwar sehr laut. Bisher hat sich noch niemand beschwert“, sagt Wolf mit einem Schmunzeln. Als Dank legte er den Nachbarn eine Tafel Schokolade vor die Tür. Die und andere Lebensmittel müssen derzeit Freunde einkaufen.

Neben der Playstation nutzt er die Isolation, um sich mit Kumpels und der Familie auszutauschen. Wolf lacht: „Ich muss mein Handy manchmal dreimal am Tag laden.“ Die gute Laune ist ihm nicht vergangen. Dennoch wartet er sehnsüchtig, wieder vor die Tür zu dürfen. „Dann kann ich auch mal wieder im Wald joggen.“

Damit alle ihren Alltag wieder haben und das Corona-Chaos so schnell wie möglich vorbei ist, appelliert Wolf. „Priorität Nummer eins ist es, den Anweisungen der Regierung zu folgen.“