Fan singt „falsche“ Hymne

Hitler-Eklat bei Zverev-Spiel: So reagiert der Tennis-Star

Als sich Deutschlands bester Tennisspieler sicher ist, was er da gehört hat, wendet er sich an den Schiedsrichter. Und der greift knallhart durch.  

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Alexander Zverev traut seine Ohren kaum, was er zwischen den Ballwechseln bei den US Open hört. Doch es ist wirklich die deutsche Nationalhymne mit dem Text zu Hitlers Zeiten. 
Alexander Zverev traut seine Ohren kaum, was er zwischen den Ballwechseln bei den US Open hört. Doch es ist wirklich die deutsche Nationalhymne mit dem Text zu Hitlers Zeiten. Al Bello/AFP

Zivilcourage mitten im Spiel! Alexander Zverev zeigt in New York bei den US Open, dass er ein ganz großer Sportler ist. Im verdammt engen Spiel gegen den Italiener Jannik Sinner kommt es auf jede Kleinigkeit an. Konzentration ist alles und in dieser Stille zwischen den Ballwechseln traut Zverev seine Ohren kaum. Ein Fans singt doch tatsächlich die deutsche Nationalhymne mit dem Text zu Zeiten Adolf Hitlers.

„Er hat gerade den bekanntesten Hitler-Satz überhaupt gesagt. Das ist inakzeptabel“, sagte Zverev während des vierten Satzes gegen den Italiener Jannik Sinner zum Schiedsrichter. Während des nächsten Seitenwechsels wird ein Mann mit einer blauen Baseballkappe des Stadions verwiesen. Nach seinem Fünf-Satz-Sieg ging Zverev näher auf die Szene ein.

„Der Mann fing an, die damalige Nationalhymne zu singen – Deutschland über alles. Das war ein bisschen zu viel. Ich liebe es, wenn Fans laut sind, ich liebe es, wenn Fans emotional sind. Aber ich denke, da ich Deutscher bin und nicht wirklich stolz auf diese Geschichte, ist das keine wirklich tolle Sache. Wenn ich einfach nicht reagiere, finde ich es schlecht von meiner Seite“, sagte er.

Es ist nicht der erste Vorfall im Publikum der diesjährigen US Open

Das Publikum bei den Abendsessions im 23.000 Zuschauer fassenden Arthur Ashe Stadium war zuletzt in die Kritik geraten. Die ehemalige australische Profispielerin Rennae Stubbs schrieb kurz nach dem Zverev-Vorfall, dass es bei den abendlichen Trainingseinheiten Fans gebe, die „nicht gut“ seien. „Ich liebe die Fans, aber im Moment gibt es einige schlechte Charaktere“, schrieb Stubbs auf X (ehemals Twitter): „Gestern Abend wurde mir von einem betrunkenen Fan, der sich mit einem Freund stritt, ein Drink über den Kopf geschüttet. Jetzt haben wir jemanden, der Hitler-Beleidigungen brüllt! Kommt schon, Leute.“

In der ersten Woche hatte auch Laura Siegemund enttäuscht auf das Publikum reagiert. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht von der Art und Weise, wie die Leute mich behandelt haben. Ich bin eine Kämpferin. Ich habe nie etwas gegen das Publikum getan. Sie hatten keinen Respekt vor mir“, sagte Siegemund unter Tränen nach der Niederlage gegen Publikumsliebling Coco Gauff (USA). Die Zuschauer hatten Siegemund phasenweise ausgebuht und nach missglückten ersten Aufschlägen geklatscht. „Ich werde nur zurückkommen, weil es ein Grand Slam ist. Sicherlich nicht wegen der Leute und um ihnen eine Show zu bieten“, so Siegemund.

Für Zverev geht es am Mittwoch in New York weiter. Im Viertelfinale trifft er auf Titelverteidiger Carlos Alcaraz. „Gegen Sascha ist die Bilanz wirklich, wirklich eng. Wir haben großartige Matches gegeneinander gespielt“, sagt der 20-Jährige.

Von den bisherigen fünf Aufeinandertreffen entschied der deutsche Tennis-Olympiasieger drei für sich. Das bislang letzte Duell gewann Alcaraz Anfang Mai in Madrid deutlich mit 6:1, 6:2 - allerdings auf Sand. „Er spielt wirklich, wirklich gut. Dieses Jahr findet er sein Topniveau wieder“, lobte Alcaraz den sechs Jahre älteren Hamburger. Zverev hatte im vergangenen Jahr bei den French Open den Spanier geschlagen, sich anschließend aber schwer am Knöchel verletzt und war mehr als ein halbes Jahr ausgefallen.

Nun also Duell Nr. 6 in New York. Sicher auf hohem Niveau und hoffentlich vor fairen Zuschauern, die sich zu benehmen wissen.